12 | Die Befragung

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»Was? Nein! Ich wusste ja nicht mal, dass er verschwunden ist! Und ja, ich mochte Jeffrey, aber deswegen habe ich doch nicht sofort was mit dem Verschwinden von ihm zu tun«, versuchte Ana sich zu verteidigen, wobei sie darauf bedacht war, so ernst wie möglich dabei zu bleiben.

Sie dürfte sich nichts anmerken lassen, nicht nervös werden oder gar den Blickkontakt abbrechen; das würde deren Verdacht bestätigen, sie hätte etwas damit zu tun.

In dem Moment war sie froh, dass sie sehr viel von ihrem Vater gelernt hatte, was solche Verhöre anging; doch das wussten die beiden Herren nicht.

Simon gefiel das ganze nicht, denn er war sich sicher, dass sie etwas wusste und er wollte es um jeden Preis beweisen.

»Wen versuchst du hier gerade zu decken, huh? Glaubst du wirklich, dass wir es nicht herausfinden werden? Du kleines Miststück..«

»Simon! Reißen Sie sich zusammen! Wenn man einen Angriff startet, muss man nun mal mit einer Gegenwehr rechnen! Überlassen Sie mir das Reden«, unterbrach ihn Clifton direkt und Simon wusste, dass er gegen ihn keine Chance hätte; er saß eindeutig am längeren Hebel.

Knurrend stand Simon auf und lief wieder zur Balkontür, die er öffnete und auf den dahinterliegenden Balkon trat. Er griff nach seiner Zigarettenschachtel, nahm sich eine Zigarette heraus und zündete sie an. Ana dachte, dass Simon sie jetzt in Ruhe lassen würde, doch als er sich zum Wohnzimmer hin umdrehte, starrte er sie mit einem Blick an, der ihr durch Mark und Bein ging.

»Gut, Miss Farrell, wo waren Sie gestern?«, wollte Clifton schließlich wissen.

»Nachdem ich gestern bei meinen Eltern war, bin ich nach Hause gefahren. Ich hab' mir was gegessen, bin in die Wanne und dann ins Bett. Das, was mit Jeffrey passiert ist, steckt mir noch ziemlich in den Knochen und ich war einfach nur fertig, weil ich davor die Nacht nicht gut geschlafen habe«, erwiderte Ana, doch dabei war ihr Blick so eiskalt, dass sie keine einzige Miene verzog.

Es erschreckte sie selbst, wie gut sie mittlerweile darin war, kühl zu bleiben. Eisern blickte sie Clifton an, der versuchte in ihren Augen irgendwas lesen zu können.

»Kann das jemand bestätigen?«, fragte er weiter, woraufhin Ana wie selbstverständlich nickte.

»Meine Eltern können bezeugen, dass ich bei ihnen war und meine Nachbarin, die eh alles und jeden überwacht, könnte Ihnen bezeugen, dass ich gegen Mittag nach Hause gekommen bin«, erwiderte sie, allerdings hoffte sie, dass ihre Nachbarin nicht mitbekommen hatte, wie Nick in die Wohnung ging. »Was glauben Sie denn, wie lange Drew bereits weg ist?«

»Da er gestern nicht mach Hause gekommen ist, hat seine Frau sich gemeldet. Die Untersuchung vom Blut läuft allerdings noch. Es kann also durchaus sein, dass er bereits länger verschwunden ist. Wo waren Sie denn vorgestern Abend?«, wollte er dann wissen, wobei er sie eindringlich ansah.

Ana wusste, dass sie sich jetzt eine gute Geschichte einfallen lassen müsste und das schnell, denn Clifton war gut im Beobachten von Mimik; schließlich war das sein Beruf.

»Mein Vater hat mich nach Hause gefahren, wie Sie wissen. Ich bin dann einfach nur noch in meine Wohnung, habe geduscht und bin ins Bett. Was denken Sie denn, was ich gemacht habe? Ich habe an dem Tag zum allerersten Mal eine Leiche gesehen und Sie denken, dass ich das einfach so wegstecke?«, schnaubte sie und sah ihn nun abwartend an.

»Das hat niemand behauptet, Miss Farrell, mir geht es hier nur darum, einen Fall aufzuklären und da Sie mit dem Butler Jeffrey befreundet waren, muss ich Ihnen diese Fragen stellen«, erklärte er ihr, doch da er merkte, dass Ana von ihrer Version nicht abwich, beendete er die Befragung.

Murder for love - Dark Romance-Thriller - 18+ ✔︎Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt