Das Ende einer Ära: Die Folgen einer Warnung

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Major stieg in völliger Dunkelheit von dem Rappen ab, der erschöpft schnaubte. Der Ritt war lange und schnell gewesen und das Tier ging willig mit dem Stallburschen mit, der dem Magier gegen Bezahlung die Zügel aus der Hand nahm.

Ohne die Kapuze vom Kopf zu nehmen musterte er das, für eine Taverne sehr ausladende, Gebäude. Es war keine Frage, dass er richtig war, er fragte sich nur abermals, wer ihn hier treffen wollte.

Die Botschaft, die ihn erreichte, war zwar versiegelt gewesen, trug jedoch kein Wappen. Sisou hatte sie ihm kurz nach seiner Genesung überbracht. Den Boten hatte er nur spärlich beschreiben können.

Er trat, wie vorgegeben, nicht durch die Vordertür direkt in den Schankraum ein, sondern nahm den Seiteneingang. Der Wirt kam sofort herbeigeeilt und verbeugte sich tief vor ihm und sagte: „Guten Abend der Herr, Eure Ankunft wird bereits erwartet."

„Von wem?", verlangte Major mit schneidendem Ton zu wissen.

„Einem alten Wanderer, Herr. Er nannte den Namen Maragesch, Herr. Folgt einfach Ida, sie wird Euch hinaufgeleiten."

Ein junges Schankmädchen kam angelaufen und knickste ungeschickt. Dann ging sie voran durch einen schmalen Gang eine dunkle Treppe hinauf. Sie schritten an zahlreichen Türen vorbei und schließlich blieb Ida stehen und klopfte. Sie streckte nach einer Aufforderung den Kopf durch die Tür und sagte zaghaft: „Euer Besuch, mein Herr."

„Lasst ihn herein, danke."

Die Stimme von drinnen klang alt, doch als Major eintrat, schlug ihm eine mächtige magische Präsenz entgegen, die ihn sofort wissen ließ, dass der Mann am Feuer kein gewöhnlicher Wanderer war.

Der Alte blieb am Kamin sitzen, da seine Füße in einem Zuber mit Wasser standen, und wandte sich nur ein wenig zu Major um. Eine Respektlosigkeit, mit dem er schon lange nicht mehr bedacht worden war.

„Laon Major, Sohn der Lianda Major. Man nennt Euch den Menschenmeuchler, wisst Ihr das?"

„Ihr kanntet meine Mutter?", antwortete dieser, ohne die Überraschung aus seiner Stimme verbannen zu können.

„Sie war eine abtrünnige Magierin – wie Ihr." Der Alte winkte einen Jungen, der am Fenster stand herbei und bemerkte sofort Majors missbilligenden Blick. „Das ist nur mein Kämmerer. Keine Sorge, er hat keine Zunge mehr und ist der schriftlichen Sprache nicht mächtig."

Der Junge trocknete dem Alten die Füße und legte ihm Pantoffel an. Als sich der Mann, von dem Sessel vor dem Kamin erhob, erkannte Major, dass die schlichte Robe, die er für Grau gehalten hatte, in Wirklichkeit eine reinweiße aus edlem Stoff und Stickereien war. Die Runen und Embleme wiesen ihn unverkennbar als Erzmagier aus.

„Wer seid Ihr?", fragte Major angespannt und unruhig.

Wann war er je jemandem begegnet, der ihm ebenbürtig – vielleicht sogar überlegen war?

„Dionys Hedric von Liechtenfels", sprach er und ging zu einem Tisch hinüber, an dem bereits für sie beide gedeckt worden war. „Oberhaupt des Zirkelns, Anführer der Erzmagier und der erste, der Sieben, Laon."

„Behandelt mich nicht, wie einen Knaben, alter Mann", warnte Major leise.

„Sollte ich nicht?", fragte dieser stattdessen und deutete seinem Gegenüber Platz zu nehmen.

Major zögerte.

„Aber Ihr benehmt Euch doch, wie ein Knabe. Nehmt Euch alles, was Euer Auge erblicken kann, ohne einen Gedanken an die Auswirkungen und Konsequenzen."

„Ich unterliege nicht Eurem lächerlichen Regelwerk", sagte Major ernst und fragte sich zum ersten Mal, ob es töricht gewesen war der Einladung zu folgen.

Die Flamme MajorsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt