Das Wehklagen der Sphinx

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Als Sanna die Augen aufschlug, spürte sie jeden Muskel an ihrem Körper. Nur unter großer Mühe konnte sie sich aufrichten. In ihrem Kopf pochte es heftig und sie brauchte etwas Zeit, um sich zu orientieren.

Ihre Augen hatten sich an die Dunkelheit gewöhnt. Die Fackeln waren erloschen und da sah sie Leda unweit entfernt am Boden liegen. Schwach krabbelte sie zu ihr hinüber, doch ihre Atemzüge waren leise und gleichmäßig.

Sanna suchte die Halle nach Avis ab und sah eine Gestalt neben dem Eingang am Sockel einer Statue liegen. Sie stand auf, widerstand dem Schwindel.

„Lass mich nicht allein", wimmerte Leda.

„Ich bin da", antwortete Sanna ruhig.

Mit zittrigen Beinen ging sie an dem Körper des Magiers vorbei, der vollkommen regungslos und ohne ein Lebenszeichen am Boden lag. Der metallische Geruch von Blut lag prägnant in der Luft.

Leda wimmerte hinter ihr, doch Sanna ging zielstrebig weiter.

Das Atmen fiel ihr mit jedem Schritt schwerer. Angst zerdrückte ihr Herz. Sie spürte etwas Heißes über ihr Gesicht laufen und wusste, dass es Tränen waren, aber Sanna blinzelte sie weg.

Avis lag reglos da. Der Anblick war für sie kaum zu ertragen. Sein Schwertarm stand in einem seltsamen Winkel ab, doch die Sangotin kniete sich vorsichtig neben ihn.

Legte ihre zitternde Hand auf seine Brust und lauschte nach seinem Atem.

„Er lebt", sprach sie erleichtert in die Höhle.

Durch den Klang ihre Stimme erwachte er. Bewegte seine Beine und schlug mit schmerzverzerrtem Gesicht die Augen auf.

„Sanna?", sprach er schwach.

Die Sangotin lächelte.

„Sein Arm ist geknackt", stellte Leda fest, als sie zu ihnen trat.

„Was", begann Avis und versuchte, sich aufzurichten, „wo ist-"

„Er ist tot", sagte Sanna behutsam.

„Verblutet", ergänzte Leda und warf einen Blick über die Schulter. „Ich werde hinausgehen und mich umschauen."

Ihre Schwester sah ihr verängstigt nach. Doch dann spürte sie eine Berührung an ihrer Hand und sah, dass Avis sie ergriff.

„Geht es Euch gut?", fragte er heiser.

Sanna konnte erneut nur nickten und kämpfte mit den aufsteigenden Tränen. Sie wandte den Kopf ab, um ihr Gesicht mit den Haaren zu verbergen.

„Ihr habt gesiegt", sagte Sanna leise.

„Habe ich das?", fragte Avis schwach. „Es fühlt sich nicht danach an."

„Major ist tot."

„Das habe ich nicht gewollt", antwortete der König aus dem Wald bitter.

Er wollte sich aufrichten und Sanna half ihm dabei. Stöhnend stützte er seinen unbeweglichen Arm.

„Ich kann ihn nicht bewegen", sagte Avis.

Seine Schulter war unnatürlich geschwollen.

„Wartet", flehte Sanna, „vielleicht kann Leda Euch helfen."

Schon nach kurzer Zeit, kam Leda zurück. In den Händen hielt sie Chrysoryd. Sie legte es vorsichtig vor Avis auf den Boden und sprach: „Euer Schwert."

„Danke."

„Der Edelstein, den Ihr uns zeigtet", sagte Leda und deutete auf den Schaft, „er ist zerstört."

Die Flamme MajorsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt