|1| Alles auf Anfang

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Okay.

Vielleicht sollte ich lieber damit beginnen, wie es zu diesem...nennen wir es Treffen kam. Denn eigentlich bin ich gar nicht so spirituell eingestellt. Ganz im Gegenteil.

Ich bin Atheistin und glaube nicht an den ganzen Quatsch mit Gott und dem Teufel und all dem. Zumindest nicht in der detaillierten Form, wie es die verschiedenen Glaubensrichtungen vorgeben zu wissen.

Sicher gibt es irgendwas Übernatürliches. Vielleicht. Was weiß ich. Und solange ich es nicht weiß, gibt es sowas nicht für mich.

Warum ich dann dennoch ein Ritual durchgeführt habe, um einen Dämon zu beschwören?

Nun, zum einen hat das ja nur sekundär mit Religion zu tun und zum anderen... Es war wie ein Zwang, als ich das Buch in die Hände bekam. Plötzlich existierte diese tiefe Überzeugung in mir, dass es sowas wirklich gibt. Dass es funktionieren wird.

Und, dass es die Lösung meines Problems wäre.

Okay, das Problem, also der Grund, aus dem ich das alles überhaupt gemacht habe, klingt ein wenig unverhältnismäßig. Das muss ich zugeben.

Aber es gibt einfach bestimmte Umstände im Leben, die die Legitimation eines Grundes...ich sage mal...neu definieren.

Bei mir war es die Hochzeit meines besten Freundes. Ja, wie der Film. Nur ist mein bester Freund hier nicht das Problem. Also, ich steh nicht eigentlich auf ihn und verzweifle daran, dass er eine andere heiratet. Zumal er einen anderen heiratet.

Nein. Das Problem ist, dass ich kein Date für diese Hochzeit habe. Und sie rückt immer näher!

‚Ja, und? Dann geh doch allein, wo ist das Problem?', mögt ihr nun sagen und natürlich habt ihr eigentlich recht. Ich bin eine selbstbewusste, eigenständige junge Frau, die sich von niemandem was sagen lässt – laut Conner ein stures, streitlustiges Miststück mit einem Mundwerk wie ein betrunkener Matrose.

Wenn Conner gut drauf ist, ersetzt er es durch willensstark.

Aber wie auch immer man es nennen möchte, ich sollte eigentlich keine Probleme damit haben, ohne Date aufzutauchen.

Also warum bin ich dann so verzweifelt, dass ausgerechnet ich, die Rationale unter meinen Freunden, die Atheistin und Skeptikerin vor dem angezweifelten Herrn, versucht, einen Dämon zu beschwören, offensichtlich sogar erfolgreich, um ihn dazu zu zwingen, sie zur Hochzeit ihres besten Freundes zu begleiten?

Ja, ihr lest richtig. Ich will mir so tatsächlich ein Date erschleichen. Erbärmlich, hm? Und gefährlich, wenn ich es mir recht überlege... Wobei es für solche Überlegungen nun eher zu spät ist.

Aber wir waren gerade bei dem ‚warum bin ich so verzweifelt'? Nun, das liegt an Victoria ‚Tori' Cramer. Und jetzt, da ich es aufschreiben will, fällt mir auf, dass auch mein Grund eigentlich keiner ist. Keiner sein sollte.

Victoria ist in der Zwölften in unsere Clique gekommen, als Conner noch gedacht hatte, er stünde auf Mädchen. Vielleicht tat er es bis dahin ja auch, wer weiß.

Nein, tat er nicht. Er wusste es zwar anscheinend noch nicht, oder hatte versucht, es zu ignorieren, aber mir war schon lange klar, dass wir beide mal zusammen auf Männerfang gehen könnten.

Aber wie auch immer. Sie ist wunderschön, lustig, charmant, alle lieben sie. Ja, alle. Selbst ich. Obwohl ich sie hasse. Sie ist so verflucht perfekt! Leider wirklich. Es ist nämlich nicht so, als wäre sie eine Zicke. Ich wünschte, es wäre so, dann könnte ich sie offen und vollkommen legitimiert hassen.

Stattdessen ist sie eine aufmerksame Zuhörerin, arbeitet ehrenamtlich im Tier- und nun Vollzeit im Altenheim – das kann sie sich aber auch nur leisten, weil ihre Eltern stinkreich sind und sie daher nicht auf das Geld aus dem Job angewiesen ist, wie andere Menschen – beharrt nicht auf ihrer Meinung, wenn sie merkt, dass sie falsch liegen könnte, hilft bei Umzügen...

Ich könnte die Liste ewig weiterführen. Und ich weiß, ich bin kleinlich und dumm, aber, wenn ich mir vorstelle, wie sie mitfühlend meinen Arm nimmt und mir erzählt, dass es nicht schlimm ist, mit fast dreißig noch keinen Mann an meiner Seite zu haben und, dass ich bestimmt bald den Richtigen finde, da ich ja wunderschön und klug und sowas bin...

Entschuldigt, aber dann muss ich schreien. Sie meint es ja gut, ich weiß, aber... Ich kann da einfach nicht aus meiner Haut. Und vielleicht kann der oder die eine oder die oder der andere... Na, vielleicht kann mich ja jemand trotzdem ein wenig verstehen.

Nun wisst Ihr also, warum es essentiell wichtig ist, dass ich da nicht allein auftauche und wenn ich mir den Kerl so anschaue, der hier vor mir steht, weiß ich, ich hätte, theoretisch, den Jackpot – solange er seine Flügel wieder einpackt und das Glühen seiner Augen unterlässt. Auch wenn das irgendwie heiß ist.

Ich bin schon eine Weile still, oder? Shit, er wird denken, ich sei unterbelichtet. Kein guter Start für eine Beschwörerin-Beschworener-Beziehung. Aber warte...

„Wenn du der Teufel bist...", beginne ich und merke selbst, wie lächerlich das klingt. Aber hey, ich wollte einen Dämon beschwören, sollte also nicht den ersten Stein werfen, wenn es um das Übernatürliche geht.

„Falls", erwidert der Mann dunkel und ich blinzele irritiert. Er rollt mit den Augen. „Na, du willst es doch gerade anzweifeln, oder?", fragt er und ich muss ihm recht geben. Meine Augen werden schmal. Normalerweise korrigiere ich die anderen.

„Ja, wie auch immer. Also, gelten dann die...die Regeln?" Ich versuche, selbstbewusst zu bleiben, muss aber zugeben, dass mich das Bild dieses attraktiven gutgebauten dunklen Mannes mit den wunderschönen düsteren Flügeln und den glühenden Augen durchaus ablenkt. Aber vielleicht ist er ja so ein Kerl wie in der Serie Lucifer. Jetzt wünschte ich, ich hätte mehr als nur eine Folge gesehen, dann wüsste ich sicher besser, wie ich mit so einem umzugehen habe.

Ein verschmitztes überlegenes Lächeln legt sich auf seine Lippen und er sieht zum Buch und zurück zu mir. „Du bist nicht sehr geübt darin, oder?" Er entspannt sich sichtlich. „Du kannst vergessen, was da alles drinsteht. Gilt nur für Dämonen, nicht für den Herrscher der Hölle, den Bringer des Lichts, den..." Er verströmt plötzlich so viel Überheblichkeit, dass ich mich getriggert fühle. Und ja, ich nutze dieses Wort auch in nicht-medizinischem Zusammenhang.

So recke ich mein Kinn und funkle ihn aus schmalen Augen an, Genugtuung daraus ziehend, dass ich ihn unterbreche. „Warum bannt dich mein Stern dann trotzdem, Herr Höllenfürst?"

(~ 2000 Wörter)

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Ein höllisches DateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt