|21| Nur achtundvierzig Stunden

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„Cupido?"

Ich schaue von Luzifer zu dem Jungen und wieder zurück. „Du willst mir sagen, dass der Kleine hier der Typ mit Pfeil und Bogen ist?"

Cupido schnaubt und rollt mit den Augen. „Das ist Robin Hood. Ehrlich, Sarah, du darfst nicht alles glauben, was die Künstler der Antike sich so ausgedacht haben."

Belial unterbricht sein Essen – mittlerweile hat er ein Tablett mit kleinen Schnittchen an sich gebracht und füttert abwechselnd Katze, Kröte und sich selbst – und lacht. „Aber du hast genau diese Dinge, deine Liebe zu verteilen!", dröhnt seine volltönende Stimme durch den Raum und Cupido verschränkt trotzig die Arme.

„Siehst du", faucht er und sieht mich um Mitleid heischend an. „Selbst die, die wissen, dass ich existiere, verstehen nicht, wie das funktioniert!" Er seufzt. „Nicht ich rufe die Liebe hervor. Ich erkenne sie, sehe, wer zusammenpasst und warum und helfe den Beteiligten, das ebenfalls zu begreifen.

Und manchmal..." Er sieht mit einem sanften Lächeln von Luzifer zu mir. „Manchmal finde ich Seelenfragmente, die zusammengehören."

Warte...was?

Mein Blick huscht zu Luzifer, der ebenfalls skeptisch wirkt, auch wenn ich meine, etwas wie Zustimmung in seinen Zügen liegen zu sehen. Cupido selbst ignoriert unsere Skepsis und reckt sein Kinn. „Na ja und wenn ich das sehe, muss ich eben etwas tun! Auch wenn es vielleicht ein wenig unkonventionell ist."

„Unkonventionell?", schnaubt Luzifer und packt den Kleinen wieder am Schlafittchen, neigt sich dicht zu ihm. „Weißt du eigentlich, was deine Idee ausgelöst hat? Was für Wellen sie geschlagen hat? ER hat sich eingemischt und Metatron geschickt, mir zu untersagen, mit Sarah hierherzukommen. Lilith fühlte sich bemüßigt, Sarah im Traum zu besuchen und ihr wer weiß was genau antun zu wollen!"

Nun sieht Luzifer wirklich wütend aus, seine tiefe Stimme vibriert durch unsere Körper und die Luft um uns herum wird immer heißer. Doch macht mir das nichts aus. Im Gegenteil genieße ich die Hitze sehr. Und anders als sonst bin ich ganz still...

Sagt Cupido die Wahrheit? Gibt es sowas wie Seelenverwandtschaft wirklich? Ja, ich habe Luzifer gegenüber genau das gesagt, aber da habe ich es trotz allem nicht ganz so wörtlich gemeint. Oder?

Meine Augen wandern über Luzifer, der den erschrocken wirkenden Cupido drohend anfunkelt und ein Lächeln zupft an meinen Mundwinkeln, während sich mein Magen wieder mit diesem heftigen Kribbeln füllt, welches ich die letzten knapp achtundvierzig Stunden zu unterdrücken versuche.

Achtundvierzig Stunden? Kennen Luzifer und ich uns wirklich erst so kurz? Es kommt mir nicht so vor, doch ist es so. Liegt es an der Art unseres Kennenlernens oder der von Cupido angesprochenen Verbindung unserer...Seelen...? Gibt es diese überhaupt? Und wenn ja: hat der Teufel eine?

„Ich habe nicht gewusst, dass ER sich dafür interessieren würde!", verteidigt sich der junge Liebesgott gerade inbrünstig und wirkt wirklich zerknirscht. „Aber du musst doch erkennen, dass ich recht hatte mit dem, was ich tat, Luzifer!"

Dieser sieht zu mir und beendet somit mein Gedankenkarussell. Ein Blick von ihm reicht und schon breiten sich Ruhe und Zuversicht in mir aus. Bei einem Blick des Teufels, wohlgemerkt. Fast muss ich lachen. Ehrlich, wenn ich schon in die Glaubenswelt eintauchen muss, ist wohl eine amouröse Verbindung zum Teufel der passendste Weg für mich.

Cupido grinst breit, als habe er meinen Gedanken gehört und nickt zu mir. „Siehst du, Luzifer? Sie weiß, dass ich recht daran getan habe, euch zueinander zu bringen."

Luzifer lässt ihn los, ohne mich dabei aus den Augen zu lassen und tritt wieder dicht zu mir. „Ist das so, Sarah?", fragt er mit dieser schmeichelnden tiefen Stimme, die mich erbeben lässt und nimmt meine Hand, führt sie an seine Lippen. „Hat er das Richtige getan?"

Ich schlucke nervös und mein Körper beginnt zielsicher an Stellen zu prickeln, die sicher nicht die anständigsten sind. Doch breitet sich in meiner Brust auch ein warmes Gefühl aus, das fast etwas schmerzhaft dagegen drückt.

Ohne es wirklich bewusst zu steuern, beginne ich, zu lächeln und nicke sacht, schmiege mich enger an ihn, was Luzifer ein tiefes Grollen entlockt. Fest zieht er mich an sich und streicht sanft über meine Wange. „Ich hatte nicht gewusst, dass etwas fehlt, bevor ich dich hörte. So eine Sehnsucht war mir bisher fremd", murmelt er und doch scheinen es sowohl Cupido als auch Belial zu verstehen, da beide aufseufzen und uns hingerissen betrachten.

„Siehst du!", quietscht Cupido. „Ich meine, nicht einmal ein Engel konnte sie aufhalten, mit dir zu gehen!"

Luzifer schnaubt, wendet den Blick aber nicht von mir ab. „Das zählt nicht. Sie hat es nicht so mit deren Club", erwidert er, nicht ohne sehr selbstzufrieden zu grinsen und auch ich muss schmunzeln, da er damit unzweifelhaft recht hat. Dennoch hebe ich eine Augenbraue.

„Ach, aber in deinen will ich?", frage ich neckend und sein Grinsen wird breiter. „Natürlich. Die dunkle Seite war schon immer die interessantere." Da muss ich ihm zustimmen. „Nur sind da bisher keine Sterblichen", fährt er leise fort und seine Finger wandern seitlich meinen Hals hinab.

„Aber ich denke, bei dir werde ich eine Ausnahme machen..."

Er zieht mich eng an sich und endlich berühren seine Lippen die meinen.

Und kurz bevor alle klaren Gedanken dahinschmelzen, denke ich noch, dass ich mir durchaus vorstellen könnte, auch für ihn eine Ausnahme zu machen und an ihn zu glauben.

Den Teufel.

Den Teufel

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Ein höllisches DateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt