Zehn Minuten... Zehn Mi-... „Was?!", krächze ich und sehe ihn entsetzt an.
Luzifer lächelt maliziös. „Du hast noch zehn Minuten, Liebes", wiederholt er, als wäre es völlig in Ordnung, als wären zehn Minuten ausreichend Zeit, sich fertig zu machen und als wäre er nicht vollkommen übergeschnappt, sowas von mir zu erwarten!
„Hast du sie nicht alle?", fahre ich ihn an und ich schwöre, er weicht einen kleinen Schritt zurück, als ich aus vor Wut und Anspannung lodernden Augen zu ihm aufblicke. „Kein Mensch der Welt kann sich in verfickten zehn Minuten fertig machen! Schon gar keine Frau, die sich noch schminken muss!"
Luzifer muss trotz Zurückweichens schmunzeln. „Also zum einen: Pfui, Sarah, ich wusste nicht, was du für Wörter kennst." Ich werfe ihm einen vernichtenden Blick zu, den er nur mit einem weiteren Grinsen quittiert. „Und zweitens" Er sieht mich an und das sanfte Lächeln, die Zärtlichkeit in seinem Blick, lassen mich erneut fast vergessen, dass er eben nicht mein Freund ist, mit dem ich auf eine Feier gehe, um danach wilden, hemmungslosen...Sarah!
Mich räuspernd schlage ich mir solche Gedanken aus dem Kopf und versuche, mich zu konzentrieren, als er weiterspricht. „Ich finde nicht, dass du dich schminken musst. Du hast wundervolle Haut und diese großen braunen Augen..." Die Augen verdrehend, lasse ich den Schleimer stehen und haste ins Bad zurück, während ich sein tiefes Lachen höre.
Denn ich zumindest weiß genau, dass diese wundervoll großen braunen Augen nur durch genügend Wimperntusche und ein wenig Lidschatten und Kajal wirklich zur Geltung kommen. Im Spiegel sehe ich mich an. In einem hat er recht. Meine Haut ist wundervoll und braucht kein Make-up, welches ich daher auch nicht benutze.
Klingt das eingebildet? Sicher. Aber ich halte nichts von falscher Bescheidenheit. Nicht, um Widersprüche und Komplimente zu fischen und schon gar nicht mir selbst gegenüber.
Also kein Make-up spart ein wenig Zeit, dazu kurze Haare, die nicht viel Styling benötigen. Dennoch sind zehn Minuten niemals genügend Zeit! Wie kam der – reiß dich zusammen, Sarah – ‚Teufel' darauf, mir nicht vorher Bescheid zu sagen?!
Als ich aus dem Bad komme, hat er das Kleid bereits aus der Schachtel genommen und hält es mir hin. Es ist ein Traum aus anthrazitfarbenem Stoff, der sanft zu glitzern scheint, obwohl ich keine Steinchen an ihm entdecken kann. Es scheint eine Art bodenlanges Neckholderkleid zu sein, welches die Schultern und einen Großteil des Rückens freilässt.
Die Brust und das Dekolleté sind bedeckt und um den Hals liegt der Stoff ein wenig breiter an, fällt dann hinten wie ein sehr langes Tuch aus dem Nacken hinab bis fast zu den Knien, soweit ich es erkennen kann.
Alles in mir kribbelt und diesmal ist nicht Luzifer daran schuld. Na ja, indirekt schon, aber es juckt mir wirklich heftig in den Fingern, das Kleid zu probieren, um zu sehen, ob es passt.
Ich nehme es fast etwas ehrfürchtig entgegen und da Luzifer immer noch keine Anstalten macht, das Schlafzimmer zu verlassen, nehme ich den Nachthimmel mit ins Bad, da ich gegebenenfalls mein Make-up anpassen will.
Überschreite ich damit dann auf jeden Fall die zehn Minuten? Ganz sicher. Ist es mir egal? Scheiße, ja!
Es überrascht mich zwar nicht und doch regt sich unbändige Freude in mir, als ich in das Kleid schlüpfe, und es einfach perfekt ist. Hatte ich anfangs noch ein wenig Zweifel, ob es gut um die Brust halten würde, da der Rücken so frei ist, spüre ich nun, dass die Sorge völlig unbegründet war.
Es passt wie eine zweite Haut und als ich in den Spiegel schaue, muss ich schlucken. Es sieht verflucht teuer aus. Ich sehe teuer aus...nein, warte, das klingt falsch. Ich sehe wohlhabend aus. Und unglaublich gut!
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Ein höllisches Date
RomanceEinen Dämon beschwören? Weil man ein Date braucht? Bitte! Wie verzweifelt muss man sein? Und ist Verzweiflung eine gute Triebkraft, wenn es darum geht, die Kontrolle über den Beschworenen zu behalten, der weit weniger Dämon und mehr Teufel ist, als...