|7| Zwischenspiel an der Kirche

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Bevor wir das Haus auf der Suche nach Conner und Ben betreten können, sehe ich aus den Augenwinkeln, wie eine Gestalt aus der Kirche kommt und hektisch zu uns hinüberwinkt. Ich sehe mich um, doch bemerken meine Freunde es nicht, sodass ich die Einzige bin, die sich zu ihm umwendet.

Er winkt mir nochmal zu und bedeutet mir, zu ihm zu kommen, was zugegebenermaßen meine Neugierde weckt, sodass ich nicke. Luzifer bemerkt mein stummes Gespräch und folgt meinem Blick. Ein raubtierhaftes Lächeln legt sich auf seine Lippen. „Jetzt bekommst du bestimmt Ärger, dass du hier so eine Hochzeit feiern lässt", witzelt er, was mich die Augen verdrehen lässt.

Und als er Anstalten macht, mich zu begleiten, tätschelt ich ihm den Arm. „Du bleibst besser hier. Nicht, dass er dich mit Weihwasser bespritzt oder so", spotte ich und ernte für die Retourkutsche ein tiefes Lachen. „Nun gut. Aber pass auf dich auf. Sonst bekehrt er dich noch", kann mein Begleiter sich nicht verkneifen zu sagen und verschränkt seine Arme.

Offensichtlich will er genau hier warten. Und mich beobachten, wie es scheint, als ich zu dem Mann trete, der eindeutig zur Kirche gehört. Er trägt eine lange Kutte – keine Ahnung, ob er dadurch als Mönch zählt, ob es Mönche noch gibt oder ob er ein anderes Amt bekleidet, wofür man diese Kleidung benötigt – er wirkt auf jeden Fall ein wenig aus der Zeit gefallen damit.

Ich dachte immer, die Pastoren, Priester und was es sonst noch so gibt, tragen außerhalb ihrer Messen völlig normale Kleidung. Als ich vor ihm zum Stehen komme, atmet er fast erleichtert durch. „Gut, dass Sie kommen, mein Kind." Sein Blick wird sehr ernst und er legt eine Hand auf meinen Arm.

„Ich muss Sie warnen."

Meine Stirn runzelt sich. „Mich warnen? Wovor?" Unwillkürlich denke ich an meinen dämonischen Begleiter und meine, seinen Blick in meinem Rücken zu spüren. Doch sieht der Kirchler nicht dorthin, sondern behält mich fest im Auge, die seinen von Ernsthaftigkeit geprägt.

„Vor jenen, die in den Schatten leben, das Licht des Herrn fürchtend", antwortet er ruhig, bevor sich seine Züge sorgenvoll verziehen. „Sie haben ihre Aufmerksamkeit erlangt."

Jene, die in den Schatten leben?

Ohne es zu wollen, läuft mir ein Schauer über den Rücken und ich muss an meinen Traum denken. Meine Arme um mich schlingend, mustere ich den Mann vor mir. Er ist schon älter, hat schütteres ehemals braunes Haar, welches schon sehr viele graue Stellen aufweist. Die Haut im bartlosen Gesicht ist faltig und seine eher schmächtige Statur zeigt deutlich, dass er sich eher mit geistigen denn mit körperlichen Dingen beschäftigt.

„Wer sind jene, die in den Schatten leben?", frage ich mit etwas dünner Stimme und er schaut mich wieder vollkommen ernst an. Überhaupt wirkt er nicht wie der typische Fanatiker, sondern eigentlich sogar ziemlich rational und geerdet. Trotz seiner absurden Worte.

„Die Anderen", erwidert er. „Gottlose Kreaturen, welche Chaos und Verderbnis unter die Menschen bringen wollen."

Ich schlucke. „Warum wollen sie das?", frage ich, obwohl mich die Antwort nicht unbedingt weiterbringen dürfte.

Der Mann sieht mich einen Moment an, als wolle er sicher gehen, dass er meine volle Aufmerksamkeit hat. Nun, die hat er. Und wie er die hat.

„Um an unsere Seelen zu kommen, sie zu korrumpieren..." Er lächelt traurig. „Oder einfach nur aus Langeweile und Spaß? Ich weiß, wie das klingt, aber bitte glauben Sie mir, dass ich sie nur schützen will."

Und tatsächlich spiegeln sein ganzes Verhalten, sein Blick, seine Stimme nur Besorgnis und Ernsthaftigkeit, regelrecht Vernunft wider. Dennoch muss ich mehr wissen.

Ein höllisches DateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt