|19| Nicht mehr deine Welt

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Karge Felsen, verdorrte Bäume, schwelende Krater und der allgegenwärtige Geruch nach Schwefel. Hitzige schwüle Winde wirbeln Staub umher und dazwischen durchbrechen vereinzelte kleine Flammenstöße den verödeten Untergrund, während Fetzen von Gejammer und Schmerzenslauten die Luft erfüllen.

Das habe ich trotz meiner Zweifel irgendwie erwartet.

Die Wahrheit sieht völlig anders aus, denn bekommen habe ich ein Highclass Penthouse mit ausgesucht wenigen, dafür aber definitiv verflucht teuren Designermöbeln, das so weitläufig ist, dass meine gesamte Wohnung mindestens dreimal hineinpassen würde.

Nun, wohnen wird hier wohl ohnehin keiner. Es scheint, als sei das Appartement nur dazu da, Gesellschaften zu beherbergen. Gesellschaften wie die, die wir nun besuchen.

Ich streiche nervös mein Kleid glatt und erblicke unzählige Gäste, deren Anzahl aber aufgrund der schieren Ausmaße des Penthouses verfälscht wird. Sie alle sind unfassbar edel gekleidet, so gutaussehend, dass die Modelwelt vor Neid vergehen würde und natürlich im besten Alter.

Und wirklich niemand hat Hörner!

Mein Blick geht zu Luzifer. Auch er verbirgt seine wahre Gestalt. Wer weiß schon, wie all die anderen in Wirklichkeit aussehen? Aber warum sollten sie sich verhüllen, wenn sie doch unter sich waren?

Na ja....fast unter sich.

Unwillkürlich rücke ich näher an Luzifer und lecke mir über die trockenen Lippen. Ich fühle mich wirklich nicht sehr oft von Menschen eingeschüchtert, aber jetzt gerade werde ich doch ein wenig unsicher.

Es sind ja auch keine Menschen...

Oh, wie ich den Scharfsinn meiner inneren Stimme manchmal verabscheue! Gänsehaut überzieht meine Arme, als mir klar wird, dass sie trotz gegenteiligem Wunsch meinerseits, sicher recht hat.

Luzifer blickt auf mich hinab und schmunzelt sacht. „Keine Angst, Sarah. Wie Matt gesagt hat, werde ich auf dich achten." Dann schwillt seine Brust. „Zudem würde sich niemand trauen, meiner Begleitung etwas zu tun."

Mein spöttisches Schmunzeln gerät etwas schief, doch da tritt Luzifer schon mit mir die paar Stufen hinab auf die schwarzen Fliesen, deren Glanz fast schon spiegelnd ist.

Er nickt einigen Gestalten zu, die sich zu meinem größten Erstaunen tief verneigen oder in einen Knicks verfallen und ich sehe schräg zu ihm auf. „Immens wichtig, hm?", raune ich und er lacht dunkel auf, sieht aus funkelnden Augen zu mir hinab.

„Glaubst du mir nun?", fragt er und sein verschmitztes Lächeln lässt meine latente Angst etwas schwinden. Ich versuche, es zu erwidern und hebe eine Schulter. „Dass du wichtig bist? Aye. Dass du der Teufel bist? Nie im Leben", sage ich neckend, auch wenn ich mehr als deutlich spüre, dass meinen Worten jegliches Gewicht abhandengekommen zu sein scheint.

Offensichtlich muss ich mich wirklich mit der Tatsache vertraut machen, dass mehr von diesen Geschichten stimmen, als ich jemals geglaubt habe und ehrlich? Es wurmt mich zutiefst! Ich habe in meinem Leben so viele nervige Gläubige und vor allem Kirchenanhängern kennengelernt, dass sich alles in mir verkrampft, wenn ich daran denke, dass sie recht hatten.

Ich weiß, nicht fein, nicht politisch korrekt und ganz und gar nicht so aufgeschlossen und tolerant wie man heutzutage sein sollte – wie ich immer gedacht habe zu sein. Aber man ist wohl immer nur so tolerant, wie man selbst meint, dass es nötig wäre.

Mein Seufzen ist tief und laut und Luzifers Schmunzeln wird zu einem Grinsen. „Das klingt nach schweren Gedanken, Liebes", sagt er und reicht mir ein schmales Glas mit wunderschön gedrehtem Stil, in dem eine dunkelrote perlende Flüssigkeit glitzert. „Sekt", erklärt er auf meinen fragenden Blick hin und lacht, als ich skeptisch daran schnuppere.

Ein höllisches DateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt