Luzifer entlarvt noch Conners reichen Cousin als Hochstapler, der der Familie mittels Lügen ein illegales Schneeballsystem aufschwatzt, um seinen extravaganten Lebensstil halten zu können, Bens Exfreund, der sich doch so für Conner und Ben gefreut hat, als zutiefst eifersüchtig und von dem Gedanken besessen, die beiden auseinanderzubringen, sowie den homophoben Onkel Bens, der die ganze Zeit grummelnd am Tisch sitzt. Dieser hat wohl vor nicht mal einer Stunde einen der Kellner in der Abstellkammer vernascht.
Mir ist ganz elend und ich muss zugeben, dass Luzifers Frage ‚Willst du das wirklich wissen?' mehr als berechtigt war. Nein! Ich will es nicht! Aber nun ist es zu spät. Ich kann davor nicht die Augen verschließen. Gut, Bens Onkel widert mich zwar an – also nicht, weil er den Kellner vernascht hat, sondern weil er gegen Schwule wettert, nur, weil er mit sich selbst nicht klarkommt, der Heuchler - aber wirklich gefährlich ist er nicht.
Anders Conners Cousin. Ich muss die Familie irgendwie schützen! Aber wie? Sie vertrauen ihm seit Jahren, was die Finanzgeschäfte angeht und es hat bisher ja auch alles gut geklappt...aber wenn sie ihm nun ihr Geld geben...
Ich sehe mich um, sehe die ganzen liebgewonnenen Menschen, von denen einige sicher nicht genug Geld haben, so einen Verlust auszugleichen, der unweigerlich folgen wird, wenn das System zusammenbricht oder auffliegt.
Luzifer mustert mich nachdenklich und etwas besorgt. „Ich denke, wir lassen es für heute, hm?", fragt er sanft und ich nicke. Es ist zwar unglaublich, aber er hat die Wahrheit gesagt. All diese Menschen verbergen eine mehr als hässliche Seite und unwillkürlich frage ich mich, welche Seite in mir die ist, die er aufdecken würde, wenn er sie sehen könnte...
Als habe er meinen Gedanken in meinen Augen schwelen sehen, lächelt er sanft. „Es belastet dich wirklich, oder? Mach dir aber zumindest deinetwegen keine Sorgen. In dir findet sich nichts Dergleichen. Im Gegenteil scheint dein einziger echter Fehler ein zu großes Herz zu sein."
Ich schnaube und blinzele das Brennen meiner Augen weg. Wenn ich jetzt das Heulen anfange, sehe ich aus wie ein Waschbär! „Selbst wenn ich es hätte, warum ist das ein Fehler?", frage ich ein wenig motzig, doch Luzifer lächelt nur und reckt sich. „Ich muss mich kurz entschuldigen, Sarah. Auch der Teufel braucht mal eine kurze Auszeit." Er zwinkert mir zu und verneigt sich, nachdem ich genickt habe.
Einen Moment sehe ich ihm noch nach, wie er durch die Gäste tritt und muss halbherzig grinsen, als ich sehe, wie viele Augen ihm folgen, doch konzentriere ich mich dann wieder auf Ben. Conner. Den Rest der Familie. Wie soll ich ihnen das, was ich nun weiß, beibringen?
Noch während ich vor mich hinstarre und nachdenklich an meiner Unterlippe kaue, sehe ich aus den Augenwinkeln plötzlich flammend rotes Haar aufblitzen. Kälte rauscht durch mich und meine Augen zucken umher auf der Suche nach ihr. Doch entdecke ich sie nirgends. Natürlich nicht. Sie war ein Traum, nicht mehr!
Dennoch rast mein Herz nahe meiner Kehle und meine Hände reiben über mein Kleid, als seien sie schwitzig.
„Was hast du, Sarah?"
Ich zucke mit einem kleinen Schrei zusammen und wirbele herum. Natürlich ist es nur Luzifer, der mich mit gerunzelter Stirn ernst anblickt. Verflucht, mein Nervenkostüm ist echt nicht das Beste.
Ich atme zittrig tief durch und lache etwas verschämt auf. „Ach, nichts. Ich...ich habe nur darüber nachgedacht, was ich den anderen sagen soll, damit sie...gewappnet sind?" Jetzt, da ich es sage, holt mich die Hilflosigkeit der Situation wieder ein und lindert die latente Angst, die meine Knie weich werden ließ.
Luzifer scheint kurz über meine Worte nachzudenken, während er seinen Blick durch den Saal gleiten lässt und nah an mich herantritt. Erneut eine so beschützende Geste. Fuck, ich steh auf sowas. Und ich fühle mich – Dämon oder nicht – unglaublich sicher in seiner Gegenwart.
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Ein höllisches Date
RomanceEinen Dämon beschwören? Weil man ein Date braucht? Bitte! Wie verzweifelt muss man sein? Und ist Verzweiflung eine gute Triebkraft, wenn es darum geht, die Kontrolle über den Beschworenen zu behalten, der weit weniger Dämon und mehr Teufel ist, als...