10 - The Mancini Curse

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E N Z O

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In der Stille des Zimmers vermischten sich Ilenas unruhige Bewegungen mit einem gelegentlichen Seufzen oder Wimmern.

Sie schien eine Tiefschläferin zu sein. Sie konnte sich nicht aus ihrem Albtraum befreien.

Ich beobachtete sie.

Ihre Gesichtszüge verzerrten sich, während sie sich unter den unsichtbaren Fesseln ihres Traums wand.

Ein Hauch von Neugier kitzelte meine Seele, als ich mich fragte, welche meiner Taten sie verfolgte.

Wie ich ihr den Arm aufschnitt, wie ich sie in den Pool drückte, wie ich Humbert erschoss oder Emanno verprügelte? Oder war es möglicherweise der Mord an Vittore in New York?

Abgesehen davon empfand ich jedoch nichts.

Keine Reue, keine Empathie, nur eine distanzierte Beobachtung.

Ich war froh, dass alles wieder beim Alten war, denn als ich ihren leblosen Körper auf dem Badezimmerboden fand, spürte ich ein seltsames Stechen in meinem Bauch.

Es fühlte sich fast so an, wie ich mir Schuldgefühle vorstellte.

Und für den Bruchteil einer Sekunde mochte ich es, auf Ilena aufzupassen, sie zu beschützen.

Kurz gefiel mir der Gedanke, dass sie sich unter meiner Obhut sicher fühlen könnte.

Kurz gefiel es mir, als sie mit ihren Fingern über meine Hand strich.

Kurz.

»Nein«, murmelte Ilena und rollte sich auf die andere Seite, bevor ihr Gesicht allerdings aus meinem Sichtfeld verschwand, erkannte ich die glänzende Perle auf ihrer Wange.

Ich biss die Zähne zusammen und wandte den Blick von ihr ab.

Um mich abzulenken, nahm ich mein Handy aus meiner Hosentasche.

Marco hatte mir eine Nachricht geschrieben, in der stand, dass er Humberts Leiche vernichtet hatte.

Ich schrieb zurück: Scopri dov'è Ettore Greco. Finde heraus, wo Ettore Greco steckt.

Ilenas schreckhafte Bewegungen und das Gewimmer aus ihrem Mund erregten erneut meine Aufmerksamkeit.

Ihre Stirn legte sich in Falten, ein Ausdruck von Qual lag auf ihrem Gesicht.

Meine Gefühle lagen verschollen unter einer dicken Eisschicht, gefroren zu einem Eisblock, aber plötzlich schien ein winziger Riss in der undurchdringlichen Eisschicht zu entstehen.

Eine seltsame Regung zuckte in meinem Inneren, ein Echo längst verloren geglaubter Emotionen erwachte in mir.

Ein leiser Hauch des Verlangens durchzog die Dunkelheit, als ein hilfloser Laut über ihre Lippen stolperte. Ein Verlangen, das sich gegen den tiefverankerten Willen in mir regte, als ob es die eisernen Ketten meiner Gefühlslosigkeit und die Eisschicht endgültig sprengen wollte.

Die Stille der Nacht wurde von ihrem ängstlichen Stöhnen durchbrochen, und ich spürte den Drang, ihre Albträume zu vertreiben, sie an mich zu nehmen und ihr einen sicheren Hafen in dem sturmgepeitschten Ozean ihrer Gedanken zu bieten.

Die seltsame Wärme, als ich sie vorhin für einen kurzen Augenblick in Sicherheit wiegen wollte, kehrte zurück.

Doch meine eigene Dunkelheit hielt mich zurück, ein unsichtbares Gefängnis, das mich daran hinderte, Licht in ihre Finsternis zu bringen.

The Mancini CurseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt