Kapitel 4. Nika

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Endlich ist der Tag der Eröffnung, leider bin ich kein Stücken weiter gekommen, und mein Bruder ist immer noch wie ein Geist, dem das Ganze hier gehört. Meine Hoffnung, ist wie ein Kartenhaus in sich zusammen gefallen, als Jasper durchblicken ließ, dass er dies hier einleitet und auch eröffnet.

Dem entsprechend ist meine Laune auf dem Nullpunkt. Zusammenreißen, dass ist es, was ich machen muss. Ich schließe meine Frustration unter sieben Siegeln und bringe meine heutige Schicht hinter mir. Geht auch ziemlich gut, denn es ist viel los, keine Zeit zum nachdenken.

Alle vom Personal sind heute anwesend, so darf ich schon vor dem Schließen, Feierabend machen.
Kaum betrete ich die Wohnung, kommt Mia freudestrahlend auf mich zu. "Schnecke du bist ja schon da! Ich wollte dich im Club überraschen, aber das ist ja noch besser, als gedacht. So können wir zusammen feiern gehen."

Das ist gar nicht gut, das ist überhaupt nicht das, was ich jetzt vorhatte.
"Das geht nicht, Leo kann nicht alleine bleiben. Warte, wo ist er denn, wieso begrüßt er mich nicht?" Mia grinst durchtriebend, "das liegt daran, dass er nicht da ist, er übernachtet heute bei seinem neuen Freund Tobi. Du hättest ihn mal sehen sollen, er war so aufgeregt! Die neue Umgebung tut ihm gut, Schwester."
Ich bekomme Tränen in den Auge und freue mich so sehr für meinen Jungen.

" Hey keine Tränen, spar sie dir für später, wenn ein süßer Mann, dir weltbewegende Orgasmen schenkt." Jetzt muss ich echt lachen, "du Spinnerin, bei meinem Glück, lerne ich irgendeine Niete kennen. Nach der letzten verspüre ich nicht unbedingt das Bedürfnis nach einem Kerl." Mia winkt meinen Kommentar ab und meint ganz souverän. "Du darfst den Chris-Wichser nicht als Maßstab nehmen. Du hattest wie lange nichts mehr mit einem Mann? Seit deiner Schwangerschaft? Das ist jetzt tausende von Jahren her, hast du dir die Spinnweben wenigstens von deiner Frauenärztin entfernen lassen?

Schau mal Süße, ich verstehe, dass du in unserem kleinen Städtchen, die Sau nicht raus lassen konntest. Aber hier kennt dich kein Mensch, lass dich auf etwas ein. Morgen kannst du den Typen schon wieder vergessen, aber die Nacht muss genoßen werden. Es wird weltbewegend sein, glaube mir, denn es sind keine kleinen Jungs, wie du ihn zum ersten und letzten Mal hattest, die Männer haben da schon mehr drauf, wenn die nicht komplett egoistisch sind."

Nun, das sind mal Argumente, gegen die ich nicht viel entgegnen kann. Allein der Gedanke macht mich total panisch. Mein erstes Mal glich einer Katastrophe, es hat schrecklich weh getan, und nicht zu vergessen, wie bloß gestellt ich mich danach gefühlt hatte. In dem Moment wusste ich, dass es ein riesen Fehler war und ich an der Nase geführt wurde. Aber es war zu spät, der Schaden war nicht mehr zu retten.

Lektionen fürs Leben, lernt man so wohl am Besten. Ich hätte auf mein Bauchgefühl hören sollen, was ich offensichtlich ignoriert und in den Wind geschossen hatte. Vielleicht sollte es so sein, nein nicht vielleicht, es wurde so bestimmt,  dass es Leo geben sollte.

Und auch wenn ich heilfroh bin, meinen Schatz bei mir zu wissen, muss ich vor mir selber zugeben, dass ich nach der letzten Zusammenkunft mit einem Mann, eine ungesunde Abneigung zu allen Männern, zu meinem Körper und wohl zu meinem Selbst, entwickelt habe.Kann es noch jemand reparieren?

Es ist nicht zu leugnen, dass Mia Recht hat und ich muss mich langsam ranhalten. Aber ich habe Angst, was wenn es wieder passiert? Würde ich es ein weiteres Mal schaffen aufzustehen?

"Soll ich es wirklich tun?" Nur ein leises Flüstern verlässt meine Lippen.
Mia kommt auf mich zu und schließt mich in eine feste Umarmung, an meinem Ohr flüstert sie mir genau so leise gehauchte Worte. "Glaube mir, alles was dir widerfahren ist und was, oder wie du es verarbeiten sollst, kann niemand so genau nachvollziehen. Auch ich nicht, denn egal wie nah ich alles miterlebt hatte, bin ich eine komplett andere Person. Aber was ich weiß ist, dass es niemanden so zusteht, anfangen zu leben, wie dir."
Sie holt einen Atemzug und fährt fort. "Ich zwinge dich zu nichts, aber versuche es wenigstens für dich. Ich glaube es würde dir gut tun, sobald du merkst, dass es Spaß machen kann. Höre auf deinen Körper, wenn es sich gut anfühlt, dann und nur dann zieh es durch. "

Erfülle meine Dämmerung mit Licht Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt