Kapitel 17. Nika

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Was ist schon eine Woche, im Prinzip nicht lang. Wenn man arbeiten geht, wenn man auf niemanden wartet, wenn man viel ausgeht, ja das Wörtchen 'wenn' ist das Schlüsselwort. Denn auf mich trifft es nicht zu.

Heute ist genau eine Woche vorbei, seit dem Vorfall im Fire'N', was soll ich sagen? Endlich kann ich wieder zur Arbeit gehen, auf etwas anderes konzentrieren, als darauf zu warten, dass jemand zu mir zurück kommt, der nie an meine Seite gehört hatte.

Klar beschäftigte ich mich weiter mit den Projekten, aber dazwischen, spielte mein Verstand immer wieder die Begegnungen mit Kyrien, ab. Wie in einem Film, den ich immer wieder zurück spulte. Vergleichbar mit einer scheißkaputten Repeat-Taste.

Am zweiten Tag seiner Abwesenheit, klammerte ich immer noch an die Hoffnung, dass er wieder kommt, doch dass ist nicht passiert. Nicht am dritten, und auch an den darauffolgenden Tagen, nicht. Meine Gefühle zur Zeit, sind schwer zu erklären.

Ich bin nicht traurig oder niedergeschlagen, es ist etwas gänzlich anderes. Er hatte keinen Grund mich zu trösten, mich anzulügen oder den bescheuerten Gedanken in meinen Kopf pflanzen, dass er wieder kommt.

Er hätte mich nicht mal nach Hause bringen sollen, oder die Nacht über im Arm halten. Wieso tut jemand so etwas, wenn er nicht vor hat, seine Zeit mit mir zu verbringen.

Fragen über Fragen, und nur eine beschissene Antwort. Er ist weg und kommt nicht wieder. Soll er auch, denn ich bin fertig. Ich will nicht mehr hoffen. Der flüchtige Moment ist vorbei.

Ich rechne es ihm hoch an, dass er in meinem Ausbruch, die passenden Wörter parat hatte. Mehr erwarte ich nicht, es war schon viel, von jemanden, dem es egal sein sollte. Er ist mir nichts schuldig. Kyrien ist frei und ich genauso, aber auf verquere Weise vermisse ich ihn.

Wieso auch immer. Ich bin mir im Klaren, dass es nach den mickrigen paar Begegnungen unmöglich sein kann, doch ich sehne mich regelrecht nach ihm, seinen Berührungen, nach seiner Stärke.
Mit diesem Mann fühle ich mich stark, ich muss mich einfach davon überzeugen, dass ich es auch ohne seine Anwesenheit, bin.

Die Stunden bis zum Abend zähle ich regelrecht. David sagte mir, dass alles klar wäre, aber ich habe trotzdem eine leichte Panik, dass mir gekündigt wird. Das wäre etwas, was ich nicht so leicht wegstecken könnte.

Diesen Gedanken verdränge ich wieder, denn ich glaube David, er würde mir sagen, falls mich etwas anderes erwarten würde. Ich muss! Sonst mache ich mich noch mehr verrückt.

***

Oder er würde auch nichts sagen.
Kaum bekomme ich eine Umarmung von ihm, zur Begrüßung, kommt Jasper auf mich zu und möchte mich im Büro sehen.

Meine Augen huschen nervös von ihm, zu David zurück. Aber er hat nur ein aufrichtiges Lächeln für mich übrig. Aufmunternd winkt er mir in Richtung des Büros zu. "Na los Süße, er beißt nicht. Beeil dich. Später will ich alles wissen."

Mir zittern die Knien, jetzt ist der Moment gekommen, jetzt werde ich hochkant rausgeschmissen. Wie in Trance betrete ich das Büro, Jasper ist schon am Tisch und daneben steht niemand anderes als Melissa. Die hat mir noch gefehlt, was will sie denn jetzt schon wieder. Kann sie mich nicht einfach in Ruhe lassen?
Solche Menschen sind die Pest.

"Na sieh mal einer an, ich habe dir gesagt, dass du hier verschwindest, nicht war Baby? Die Schlampe kann gar nichts und veranstaltet nur Ärger, dann die ganzen zerbrochenen Gläser. Du musst sie rausschmeißen."

Jasper hat viele Gesichter, lächelnd, streng, ernst, manchmal übertrieben komisch, aber der mörderische Ausdruck, den er ihr gerade zukommen lässt, ist mir neu. Macht mir regelrecht Angst. Mit diesem vernichtenden Blick fixiert er Melissa, die sich erhoben Hauptes, überlegen mächtig fühlt. Aber sobald Jasper zu sprechen beginnt, fällt ihr alles im Gesicht zusammen.

Erfülle meine Dämmerung mit Licht Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt