Kapitel 12. Nika

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Dieser Tag war einmalig, so wie Kyrien.
Er hat nicht gelogen. Im Umgang mit Kindern ist er wirklich gut. Ich habe Leo noch nie so glücklich gesehen. Überall musste Kyrien, mit ihm, mit.
Kurz habe ich mich sogar ausgeschlossen, gefühlt. Aber das gönne ich meinem Sonnenschein.

Wie soll ich ihm später nur erklären, wo sein Freund hin ist? Die Gedanken schienen nie zu verstummen. Kyrien würde gehen, sobald er alles von mir gesehen hat, würde er verschwinden. Wieso er noch da ist, beschäftigt mich, ohne die geringste Unterlassung. Doch bald wird es soweit sein, er wird merken, wie verklemmt ich bin und wie hässlich.
Mich wird nie jemand so nehmen, wie ich bin. Mein Gefühl sagt mir, dass ich mich mittlerweile selbst nicht kenne.

Meine Verantwortung ist klar, ich sorge für mein Kind, ansonsten weiß ich nicht wirklich, für was ich noch gut bin. Der Lichtblick, meinen Bruder zu finden und zu sehen, gab mir eine neue Aufgabe. Neue Energie. Sonst kann ich mir das zusammen kommen, von Kyrien und mir, nicht erklären.

Ich wollte nie wieder als jemand bezeichnet werden, der einem leichten Mädchen, gleicht. Gott, aber genauso, hatte ich mich die vergangene Nacht benommen. Und am Morgen noch schlimmer. Wer will so jemanden? Genau, niemand. Auch dieser Mann wird es merken und ich weiß nicht, wie ich das überleben soll. Deswegen steht es außer Frage, dass es mit uns, nicht weiter gehen kann. Ich muss es beenden, bevor er es tut.

Am Nachmittag verabschieden wir uns, und ich mache mich für meine Schicht im Fire"N", fertig. Kyrien musste auch los. Ich denke hier endet es auch. Nach meiner Nummer fragte er nicht, auch nicht wann wir uns wieder sehen.

Ein Stein liegt mir auf der Brust, so dick und schwer, ich könnte weinen. Kann ich aber nicht, ich schaue mein leicht geschminktes Gesicht an, jetzt zu heulen wäre verschwendete Mühe. Ich muss es akzeptieren.

In unserem gemütlichen Wohnzimmer treffe ich auf Mia. "Wo ist Leo? Ich wollte ihm gute Nacht sagen." Mia steht vom Sofa, der mitten im Zimmer platziert und von einem Bücherregal, einem Fernseher und einem Beistelltisch, umgeben ist, auf. Sie schaut mich an und das gefällt mir nicht, sie sieht zu viel.

"Ich wusste es!" Sie hätte mich schlagen sollen, irgendwie glaube ich, dass das weniger, weh getan hätte. "Dieser aufgeblasene Mistkerl! Was hat er getan, was hat er verflucht nochmal gesagt?"

Ich hebe meine Hände zur Kapitulation und stoppe sie damit. "Das ist es ja gerade, er hat nichts getan, auch überhaupt nichts gesagt. Vielleicht hätte er es tun sollen, dann wüsste ich wenigstens, was schief gelaufen ist."

Mias wütende Stimme unterbricht mich. "Nichts ist schief gelaufen! Er hat dich einfach nicht verdient. Er wollte unbedingt bleiben, er hat euch Hoffnungen gemacht. Dich trifft keine Schuld. Der Scheißkerl sollte sich schemen. Hörst du? Du hast nichts falsch gemacht."

"Mia bitte, ich darf jetzt nicht heulen. Später werde ich darüber nachdenken können, aber jetzt nicht. Also ich gehe zu Leo und verabschiede mich schnell. Sehen wir uns später oder gehst du heute früh schlafen?" Mia umarmt mich halb, und verspricht auf mich zu warten.
Mit einer Flasche Wein wohlgemerkt.

***

Im Club angekommen, kann ich endlich das seltsame Gefühl, beobachtet zu werden, abschütteln. Diese Empfindung begleitet mich, seit ich hier angefangen habe.
David begrüßt mich herzlich. Wir haben in der einen Woche so viel zusammen verbracht, dass wir auf dem Weg, zu einer guten Freundschaft, sind.

Daher nehme ich ihm, die kurze Umarmung, auch nicht übel. Ich freue mich, dass unsere Schichten meistens zusammen fallen, die Dynamik stimmt einfach. Und die Arbeit macht um so mehr Spaß.

"Hallo, na du? Alles fit? Gehen wir heute wieder ab? Nancy und Melissa sind auch von der Partie." Meine Gesichtszüge verziehen sich. "Melissa ist auch da? Das wird ja wieder super laufen, die Frau hasst mich, wieso auch immer."

Erfülle meine Dämmerung mit Licht Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt