»Wir kriegen Gesellschaft«, bemerkte Bishop und warf Jaxon die Pulswaffe des Prinzen zu. »Hier. Fass mal unter den Sitz. Da müsste noch Munition zum Nachladen sein.«
»Unter dem Sitz?«, echote Alloy entgeistert.
Jaxon tastete unter seinem Sitz herum, bis er ein weiteres Geheimfach entdeckte.
Tatsächlich befand sich darin ein etwa faustgroßer Plasmakern-Zylinder, der ein schwaches, grünes Leuchten emittierte.
»Was ist das?« Der Prinz beugte sich interessiert vor. »Das ist kein regulärer Plasmakern.«
»Nein«, sagte Bishop. »Pulswaffen und Plasmakerne sind auf Nova Kauri schwer zu bekommen. Deswegen haben wir damit begonnen, sie nachzubauen.«
Der Prinz schüttelte den Kopf. »Das ist sowas von illegal.« Er lachte entzückt auf. »Ich liebe es.«
»Wenn ihr so etwas nachbauen könnt, könntet ihr vielleicht auch die Ampullen nachbauen, die Cassian zum Überleben braucht«, schlug Alloy vor.
»Möglich«, erwiderte Bishop achselzuckend.
Jaxon drehte den Plasmakern in der Hand. Er hatte nur einen kurzen Blick auf den Metallzylinder in der Brust des Prinzen geworfen, aber er war sich relativ sicher, dass es nicht weiter schwer wäre, die benötigten Ampullen nachzubauen.
Etwas schwieriger wäre es möglicherweise, den Stift am unteren Ende zu kopieren, damit die Ampullen auch richtig einrasteten, aber selbst das wäre vermutlich bloß Fleißarbeit.
Die ganze Konstruktion war hoffnungslos veraltet und schien rein mechanisch zu funktionieren, was es einem halbwegs begabten Mechaniker leicht machte, sie zu manipulieren. Seiner Meinung nach bestand das einzige Problem darin, das benötigte Plasma aufzutreiben.
Jaxon beschloss jedoch, diesen Umstand erst einmal für sich zu behalten, bis ganz klar war, was es mit dem Prinzen auf sich hatte.
»Festhalten!«, rief Viper.
Zwei Lichter kamen durch den Regen auf sie zugeschossen.
Viper riss das Steuer herum, der Balanceregler stotterte kurz, aber dann schaltete sich der frisierte Schubdüsenwechsler zu und ermöglichte es ihr, den Gleiter auf der Stelle zu wenden.
Auf diese Weise entgingen sie dem Zusammenstoß und rasten zwischen zwei halb zerfallenen Mauern hindurch. Säulen, Rundbögen und niedrige, moosüberwucherte Steinwände tauchten kurz im Scheinwerferlicht auf und glitten im nächsten Moment auch schon an ihnen vorüber. Geschickt manövrierte Viper den Gleiter durch das Ruinen-Labyrinth.
Der Prinz, Alloy, Eden und Jaxon auf der Rückbank wurden ordentlich hin und her geworfen.
»Achtung!«, warnte Bishop, als ein weiterer Gleiter von links herangeschossen kam.
Offenbar hatte sich die Neuigkeit, dass sie sich in Begleitung des Prinzen befanden, schon herumgesprochen. Mit Sicherheit würde es hier bald von Clan-Handlangern und Arschgeiern nur so wimmeln.
Viper wich dem heranrasenden Gleiter aus und wechselte auf die andere Seite einer Säulenreihe. Durch den heftig herabprasselnden Regen war es schwer, etwas zu erkennen.
»Vi!«, keuchte Jaxon, beugte sich vor und hielt sich an den Kopfstützen der Vordersitze fest. »Wir müssen sie irgendwie abhängen.«
»Ach ja?«, erwiderte Viper sarkastisch. »Da hab ich ja noch gar nicht dran gedacht.«
Sie beschleunigte noch weiter, lenkte den Gleiter zwischen zwei Säulen hindurch und hielt auf eine Lücke in der Mauer, von der die Ruinen umgeben waren, zu.
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Depraved New World (ONC 2024)
Fiksi IlmiahVor 21 Jahren hat sich die Menschheit im Rahmen des Großen Exodus in ein anderes Sonnensystem aufgemacht. Im Alter von vier Jahren kam Alloy als Waise in die neue Welt, die der Neoczar der Menschheit errichten ließ. Jetzt ist sie eine junge Frau un...