•Mikan bleibt der gleiche
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,,Amina hat dann diesen Jungen gehauen", sagte Khale Nazanin und sah ihre Tochter lachend an. Amina lachte auch. Amina war Mikans kleine Schwester und wirklich eine Süße.

,,Khala, weißt du noch, als wir Mikan diesen Jungen hauen sahen, als ich 14 war, weil er dachte, er belästigt mich, obwohl er mir nur helfen wollte?", sagte ich und lachte.

,,Ach, Mikan war schon immer kaputt im Kopf", sagte Khale.

Khale ist wirklich so eine starke Frau. Sie verlor ihren Mann vor 12 Jahren, als Mikan 12 und Amina 3 Jahre alt war. Die Zeit danach waren die Jahre, in denen Mikan in den falschen Weg geriet. Als Mikan begann, dem Flaschenweg zu folgen, zerstörte es nicht nur mich, sondern erst recht Tante Nazanin.

Khale Nazanin war wie eine Mutter für mich, als meine starb. Ich liebte diese Frau. Und ihre Familie war meine und meine war ihre.

,,Mikan ist immer noch nicht da, er wollte um 19:30 kommen", sagte Tante Nazanin. Es war 20:10. Mikan kam eigentlich immer zu spät, außer wenn es um seine Mutter ging. Aber wir redeten weiter. Vielleicht kam auch einfach etwas dazwischen.

Wir begannen den Kuchen und noch ein paar persische Kekse mit Tee zu verzehren. Und um 21:20 geschah es. Die Haustür öffnete sich, während ich von meinem Tee etwas trank und Khala erzählte. Ein lauter Knall. Etwas zerbrach. Wir standen alle auf, und Khale Nazanin ging direkt zur Tür.

Da stand ein Mikan. Und er stank. Er stank nach Alkohol und Weed. Und seine Hand war zerkratzt.

,,Mikan, chikorsheda? (Was ist passiert?)", fragte Khala Nazanin. Und gerade als sie ihren Sohn berührte, schrie er los.

,,FASS MICH NICHT AN!" Mikan schlug die Hand seiner Mutter weg.

,,Amina, boro (geh)", sagte ich zu Amina, die hinter mir stand. Sie ging schnell in ihr Zimmer und schaute leicht durch den offenen Türspalt.

,,Mikan, hör auf", sagte ich und schob Tante Nazanin etwas weg.

,,Gova, halt's Maul, du", sagte Mikan einfach und dachte noch nach.

,,Mikan, lass uns bitte rausgehen", sagte ich und nahm ihn etwas an die Schulter. Ich passte auf, dass ich nicht auf die Scherben der Vase vom Eingang trat.

,,Safija, verpiss dich raus, du bist kein Teil der Familie, du Hure", verwirrt von seiner Aussage sah ich ihn an.

,,Mikan, komm, wir gehen in dein Zimmer, los."

,,VERPISS DICH DOCH", sagte Mikan.

,,Mikan, komm", sagte ich und zog ihn, bis ich geschubst wurde. „ICH HAB DOCH GESAGT, FASS MICH NICHT AN", sagte Mikan, während ich auf den Boden fiel und mit meiner Hand in die Scherben kam.

,,MIKAN, BASA DEGAH, DU KOMMST JETZT IN DEIN ZIMMER (Es reicht endlich)!", schrie ich, während ich noch auf dem Boden war. Es war nicht das erste Mal, dass Mikan so war, aber das war zuletzt, als ich 16 war. Mikan sah mich nur an und starrte dann an die Wand.

Ich stand auf und zog ihn dann endlich in sein Zimmer.

,,Hajde, leg dich hin", sagte ich zu ihm, und das tat er auch.

,,Khala, kannst du einen Eimer holen", und das tat Khala Nazanin auch. Den leeren Eimer legte ich neben Mikans Bett. Ich zog Mikans Jacke aus und seinen einen Schuh, den er noch an hatte. Mikan schlief ohne zu zögern ein.

Ich ging direkt ins Bad und kümmerte mich um meine Hand. Sie sah nicht schlimm aus. Nur kleine Kratzer, mehr nicht. Ich sprühte etwas Desinfektionsmittel auf meine Hand.

,,Safija, geht es dir gut?", fragte Khale Nazanin.

,,Ja, alles gut. Ich kümmere mich noch etwas um Mikan, und dann gehe ich nach Hause, okay?"

,,Okay, azizam, es tut mir leid, ich wollte nicht, dass Mikan dir weh tut..." Bevor sie weiterreden konnte, unterbrach ich sie.

,,Khala, es ist okay. In jeder Familie gibt es Streit, keine Sorge, das passiert", sagte ich, und sie guckte mich noch traurig an, bis sie ging, um die Scherben wegzumachen.

Ich ging in Richtung Mikans Zimmer und machte seine Hand sauber.

,,Wann hörst du endlich damit auf? Du zerstörst dich nur selbst damit", sagte ich und sah Mikan an. Bevor ich den Raum verließ, gab ich ihm noch einen Kuss auf die Stirn. Ich machte mich auf den Weg zum Ausgang, nahm meine Jacke und zog sie an.

Bis Amina zu mir kam.

,,Safija, wann hört Mikan mit der Scheiße auf?", fragte sie mich mit Tränen in den Augen.

,,Bald, azizam, keine Sorge", sagte ich und nahm sie in den Arm. Sie war größer als ich. Diese Familie allgemein war groß, aber dass Amina größer als ich war, hatte ich nie bemerkt bis jetzt.

,,Amina, wenn nochmal was passiert, ruf an."

,,Mach ich, Mama schläft schon, also glaube ich nicht, dass was passiert." Khala Nazanin schlief immer direkt nach solchen Sachen ein. Das war schon immer so.

Und so verließ ich dann die Wohnung. Aber bevor ich zu meinem Auto ging, entschloss ich mich noch etwas spazieren zu gehen. Dabei rauchte ich die ein oder andere Zigarette. Wie eklig sie doch schmeckte, war mir bewusst, aber das Nikotin entspannte mich. Ich ging einfach vorwärts und rauchte Zigaretten am Stück, bis ich vor dem Eingang im Seepark war. Ich drehte mich um zu meinem Auto zu gehen. Ich hasste den Seepark. Er war voller Erinnerungen an die erste Liebe.

,,EY, SAFIJA!" Ich drehte mich um und sah ein Kind auf mich zukommen. Ich trat meine Zigarette schnell aus und pustete den Rauch aus meinem Mund. Hoffentlich roch ich nicht so sehr nach Kippen.

,,Hey, wie geht's?", sagte Kidd.

,,Hamdulilah, dir?", sagte ich. Hamdulilah war die perfekte Antwort. Es konnte so viel bedeuten, und trotzdem gab sich jeder damit zufrieden.

,,Auch Hamdulilah. Was machst du um diese Uhrzeit noch hier?", sagte er mit einem Lächeln. Er war wirklich wie ein Licht gerade.

,,Paar familiäre Dinge sind passiert, mehr nicht", sagte ich und lächelte ihn an.

KIDD POV: Sie sah etwas mitgenommen aus. Ein ganz leichter Film lag unter ihren Augen, bestimmt von Mascara. Ich sah sie an und umarmte sie einfach. Es schien, als würde sie das brauchen. Sie nahm die Umarmung direkt an. Safija war recht klein.

Nach einigen Minuten löste sich Safija und sah mich an. ,,Danke", sagte sie und lächelte mich an. ,,Um ehrlich zu sein, habe ich diese Umarmung auch gebraucht", sagte ich und lächelte sie an. Und dann umarmte sie mich nochmal. ,,Hier, dann noch mal eine für dich", sagte sie und lachte mich an. Sie war wirklich im perfekten Moment da.

Ich weiß nicht, ob ich ihr sagen soll, dass Mikan sich vorhin mit Sam, einem iranischen Kollegen von uns, geprügelt hatte, weil er nicht nett über Safija geredet hat. Aber wenn ich jetzt Safija ansah, wünschte ich mir, ich hätte Sam auch eine aufs Maul gehauen.

,,Ich glaube, ich sollte nach Hause fahren. Wenn du willst, kann ich dich nach Hause fahren", fragte mich Safija. Eigentlich wollte ich nicht nach Hause und konnte noch nicht nach hause, aber irgendwie wollte ich bei ihr sein. Fuck, was mache ich jetzt?

Es geht immer nur um ,,SIE'' //Kidd kawaki FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt