Der Abend von Tag 1

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Der restliche Tag war recht entspannt.
Georgie guckte sich noch das restliche Strandhaus an. Ich zog das Sofa aus, damit sie es heute Nacht bequem hatte, und bezog die dünne Bettdecke sowie das Kopfkissen.

Sie wirkte sehr viel entspannter, aber auch sehr nachdenklich, was mich etwas stutzig machte.
Während ich noch meine restliche Arbeit im Haus erledigte, war sie überwiegend draußen und rauchte eine nach der anderen.
Ich ließ sie auch, denn ich hatte eh zu tun. Auch wenn man nicht oft zu Hause war, blieb immer irgendwas, was gemacht werden musste...

Langsam wurde es dunkel draußen, und ich beschloss, zu ihr zu gehen.
Irgendwie machte ich mir doch Sorgen, weil sie heute kaum etwas aß, geschweige denn irgendwas getrunken hatte.

Ich schnappte mir eine kleine Wasserflasche und lief los...

Langsam näherte ich mich von hinten und sprach sie leise an:
„Hey...“

Sie guckte kurz zu mir, während ich mir einen der Terrassenstühle nahm und mich leicht schräg neben sie setzte.

„Was hältst du davon, mal etwas zu trinken … oder vielleicht etwas zu essen?“,
fragte ich sie sanft und hielt ihr die Wasserflasche entgegen.

Georgie verzog ihre Mundwinkel und griff energielos nach der Flasche.
„Mir ist nicht danach. Seit heute Morgen ist mir über den Tag verteilt schlecht …“,
antwortete sie und öffnete die Flasche.

Mitfühlend sah ich sie an und legte meine Hand sanft auf ihr Knie.
„Das wird der Stress sein … oder ist da etwas anderes?“

„Ich hoffe nicht … ist schon eine Weile her. Das war eine der ersten Nächte, in der ich hier angekommen bin. Es war ein Angestellter … er arbeitet aber nicht mehr für mich“,
sprach sie nachdenklich zu mir und ich beobachtete, wie sie ihre Hand langsam zu ihrem Oberschenkel führte.

Während ich das sah, musste ich kurz lächeln und beobachtete, wie sie langsam ihre Finger nach meiner Hand ausstreckte.

„Ich habe eine Feuerschale im Schuppen. Wir könnten noch ein wenig hier sitzen und … reden.“
Merkte ich mit hoffnungsvollem Unterton an und sah ihr in die Augen.

„Ja. Warum nicht …“
Atmete sie leise und zog ihre Hand plötzlich wieder von ihrem Bein.

Irgendetwas in mir fand es traurig, dass sie ihre Hand weggezogen hatte und sie sich nicht berührten.
Ich schluckte dieses Gefühl runter und trottete langsam zum Schuppen.

Sie löste etwas in mir aus. Etwas, das mich total verunsicherte, aber mich auf eine gewisse Art und Weise glücklich machte.

Mühsam hob ich die Feuerschale zum Mittelpunkt der Sitzbänke und schaltete die Beleuchtung ein.

Aus der Stube holte ich noch zwei, drei Decken, damit wir nicht direkt auf dem harten Holz saßen

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Aus der Stube holte ich noch zwei, drei Decken, damit wir nicht direkt auf dem harten Holz saßen.

Georgie setzte sich, und ich begann langsam, das Feuer anzuzünden.

„Sind das alte Möbel?“
fragte mich Georgie neugierig, während ich bereits das Feuerzeug an den Anzünder hielt.

„Korrekt. Als ich das Haus übernommen habe, habe ich mich gleich von einigen Möbeln getrennt, es aber nie geschafft, sie zu entsorgen. Also habe ich sie nur klein gemacht und in irgendeine Ecke geschmissen.“
antwortete ich und spielte im wahrsten Sinne mit dem Feuer.

Wortlos nahm sie es hin, und ich setzte mich nach wenigen Minuten zu ihr.

„Trink bitte etwas ...“
forderte ich sie besorgt auf, und sie nahm widerwillig die Flasche.
Sie nahm einen etwas größeren Schluck und verleierte darauf kurz ihre Augen.

Ich schüttelte kurz meinen Kopf und sah etwas musternd zu ihr rüber.
„Ich mache mir nur Sorgen …“,
fügte ich leise hinzu und sah zum Feuer.

Es loderte vor sich hin und der Abend wurde immer frischer.
Ich bekam das Gefühl, als würde Georgie immer näher zu mir rutschen, denn die Lücke zwischen uns wurde mehr und mehr kleiner.

Sie holte tief Luft und begann zu sprechen.
„Du kannst dir nicht vorstellen, wie dankbar ich dir eigentlich bin, dass wir beide jetzt hier sitzen.“

Ihre Stimme klang sanft und wirklich sehr erleichtert darüber.
Mit einem Lächeln sah ich zu ihr rüber und mein Blick traf direkt auf ihren.

„Sehr gerne … Wer weiß. Vielleicht machen wir das jetzt öfter.“
Antwortete ich sehr ruhig und sah kurz zu ihrer Hand, die auf ihrem Oberschenkel lag.

Ich wollte so gerne meine Hand in ihre legen, weil es sich einfach richtig anfühlte … doch irgendetwas sagte Nein.

Georgie sah wieder zum Feuer und ich bemerkte zufällig, wie ihre Wange leicht glänzte …
Ich nahm vorsichtig meine Hand und strich ihr sanft die leichten Tränen von ihrer Haut.

Während ich sie berührte, schloss sie ihre Augen und atmete leicht erschrocken auf.
Verwundert zog ich meine Hand weg und sie sah mich sofort an.

„Entschuldige. Ich bin nur so durcheinander wegen der Hochzeit.“
stammelte sie sich zusammen und ich bekam das Gefühl, als sei es nicht das, was sie sagen wollte.

„Nein. Mir tut es leid … ich hätte dich nicht einfach … i-ich … egal. K-Kann ich etwas tun, um dich …“
antwortete ich stotternd und sah etwas unwohl an uns hinab, während sie antwortete.
„Kannst du mich einfach in den Arm nehmen …?“

Ihre Stimme wurde leiser und sie sah mich mit traurigen Augen an.
Ich rückte direkt an ihren Körper und legte meinen Arm um ihre Schultern, während sie ihren Kopf auf meine Schulter legte und mit ihrem Arm an meinem Rücken vorbeiglitt, wo sie ihre Hand auf meine Taille niederlegte.

Ihre tiefen Atemzüge konnte ich an meinem Körper deutlich spüren und es brachte mich erneut zum Nachdenken …
Ich war mir nicht sicher, warum sie so plötzlich meine Nähe suchte, obwohl … wo sollte sie sie sonst suchen? Ich war die Einzige, die mit ihr hier war.

Das Knistern des Feuers war sehr beruhigend, und auch ich schloss meine Augen für einen kurzen Moment und atmete tief durch.
Irgendwo musste ich mir eingestehen, dass es sich mehr als schön anfühlte, sie zu halten … auch wenn die Situation daran schuld ist. Zumindest redete ich mir das ein.
Ich versuchte, den Gedanken abzuwerfen, dass es wohl mehr sein könnte als der Nutzen, dass ich für sie da war.

Nach einiger Zeit merkte ich, wie sie in meinem Arm immer schwerer wurde und ihr Kopf immer mehr gegen meine Brust drückte.

Sanft begann ich, meine Hand über ihren Oberarm zu streichen, und merkte sofort, wie sie ihren Kopf wieder zu meiner Schulter schob.

„Schläfst du?“,
flüsterte ich ihr sanft zu, und sie nickte leicht gegen meine Schulter.

„Komm, wir gehen rein … Nachts ist es zu kühl, um hier zu schlafen.“,
fügte ich hinzu, und Georgie richtete sich langsam auf.

Mit müden Augen sah sie mich an und lächelte mich etwas schief an.
Es sah so süß aus, als sie verträumt durch die Gegend sah und langsam versuchte aufzustehen.

Ich legte meine Hand in ihre und führte sie an der Feuerschale vorbei, damit sie nicht unglücklich dagegenlief.
Direkt an der Tür ließ ich sie jedoch wieder los und ließ sie hineinlaufen.

Sofort stürzte sie sich aufs Sofa und presste ihren Kopf ins Kissen...
Für einen kurzen Moment sah ich noch zu ihr, bevor ich wieder rausging und anfing, die Feuerschale zu löschen.

Gedanklich völlig woanders fiel ich ein letztes Mal auf die Holzbank und rieb mir die Hände übers Gesicht.
Worauf hab ich mich eingelassen?
Ich musste dringend meine Gefühle ordnen und anfangen, sie nicht zu nah an mich rankommen zu lassen.

Nach wenigen Minuten schlich ich mich durch die Stube und fiel ebenso erschöpft in mein Bett.

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