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Tyler

Die Sonne hat sich schon vor Stunden verzogen. Ich bin noch immer mit Pearl am Strand. Während sie ihren Kopf auf meinen Schoß gebettet hat und ihr gedankenverloren durch das weiche Fell fahre, sitze ich angelehnt an eine der Bänke im Sand. Meine Schuhe liegen inzwischen neben mir, meine Gedanken wandern wieder und wieder zu dem Mädchen von vor ein paar Tagen. Sie wirkte verletzt, verlassen, verloren und gleichzeitig noch so viel mehr. Ich erinnere mich an die kleine Narbe an ihrem Haaransatz, ihre eisblauen Augen. Ihr zitternder Körper hat sich in mein Gedächtnis eingebrannt. Jedes kleinste Detail an sie kommt wieder hoch, auch dieselben Fragen plagen mich.
Was ist ihr zugestoßen das es ihr so geht? Was ist mit ihr passiert?

Ein Schatten lässt mich aus meinen Gedanken auftauchen. Die Gestalt steht so nah am Wasser, das man meinen könnte, sie wolle sich in die Wellen stürzen. Ich beobachte die Person, mustere sie von oben bis unten. Viel kann ich nicht erkennen, aber das, was ich sehe, lässt mich in meiner Bewegung innehalten. Pearl beschwert sich leise, doch ich gehe nicht weiter darauf ein. Der Körper der Gestalt steht zitternd in einem viel zu großen Kapuzenpulli dar. Zumindest gehe ich davon aus das er zittert, genau wissen tue ich es nicht.
„Hey Pearl, bleib du mal kurz hier, okay? Ich komme gleich wieder." Ich binde sie an der Bank fest und erhebe mich langsam. Den Sand klopfe ich mir von der Hose. Meine Schritte sind zögerlich, auf gar keinen Fall möchte ich die Person verschrecken.
Als uns schließlich nur noch eine Armeslänge trennt, räuspere ich mich.
„Hi." Ich hebe meine Hand zum Gruß. Eine Antwort bekomme ich nicht. „Ähm, was machst du hier? Vielleicht solltest du wieder nachhause gehen, sich abends in dieser Gegend aufzuhalten ist nicht gerade empfehlenswert." Ich warte auf Worte, doch es kommen keine.
„Soll ich dich nachhause begleiten?"

Mit einem Mal zuckt die Gestalt zusammen. Es wirkt, als würde sie aus einem Tranceartigen Zustand hervorkommen. Vorsichtig strecke ich meine Hand aus, möchte diese auf ihre Schulter legen, doch kaum hat einer meiner Finger ihre Schulter berührt zuckt sie erneut zusammen. Trotzdem tue ich es immer wieder, bis sie ganz auf ihrer Schulter ruht. Ich drücke vorsichtig zu, zwinge sie damit sich in meine Richtung zu drehen. Ihr Blick wandert auf den Boden, trotzdem sehe ich wie Tränen aus ihren Augen strömen.
Ihre Stimme zittert als sie beginnt zu sprechen. Ihr Körper zittert ebenfalls.
„Lass mich in Ruhe... bitte." Obwohl sie mich nicht ansieht, kann ich den flehentlichen Ausdruck in ihren Augen erahnen.

Survive instead of life - I'm Alex not Alexandra Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt