Kapitel 20

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Langsam öfnnete ich meine Augen als ich die sanften Sonnenstrahlen auf meiner Wange bemerkte. Dann drehte ich mich auf die andere Seite, um mich an Jason ranzukuscheln, doch er war nicht mehr da. Geschockt sah ich neben mich auf den freien Platz und setzte mich dann ruckartig auf. Mein Kopf dröhnte und die Erinnerungen an den letzten Tag kamen hervor.
Also hatte er doch wieder gelogen? Hat mich aufgefangen um mich dann tiefer fallen zu lassen. Enttäuscht und meine kompletten Gefühle wieder verloren, ließ ich mich nach hinten auf das Bett fallen. Laut schrie ich auf, als mein Körper überall schmerzte. Genau im selben Moment kam Jason mit Essen in der Hand ins Zimmer. Als er meinen Schrei hörte, rannte er sofort zu mir und stellte das Essen neben meinem Bett auf die Kommode. Danach setzte er sich auf die Bettkante und sah mich besorgt an. ,,Angel was ist los?", fragte er dann. Der Schmerz war nur kurzfristig, weshalb er jetzt nur noch leicht zu spüren war. ,,Alles gut, mir hat nur kurz alles wehgetan. Wo warst du?", stellte ich ihm dann eine Gegenfragen. Er hatte neue Sachen an und geduscht hatte er anscheinend auch. Seine Haare waren noch leicht nass und waren komplett durcheinander. Anscheinend hatte er sich beeilt.
,,Ich war kurz zu Hause und habe dann essen geholt. Ich dachte es wäre vielleicht besser wenn du was richtiges zu essen bekommst anstatt diesen Krankenhausfraß, das schmeckt doch wiederlich.", erklärte er sich und sah mich immer noch besorgt an. Ich steckte ihm jetzt wohl lieber nicht, dass ich nichts mehr gegessen hatte, seitdem er weg war.
,,Danke.", brachte ich dann hervor und sah kurz weg. ,,Ist wirklich alles gut? Du siehst immer noch fertig aus.", fragte er dann und wollte seine Hand auf meine Wange legen. Ich jedoch zuckte zusammen und sah seine Hand panisch an. Dann schaute ich zu ihm und sah wie er verletzt kurz zur Wand schaute und dann wieder mit einem Lächeln zu mir. Ich wollte ihn nicht verletzen, aber jetzt war ich hellwach und vertraute ihm wieder weniger. Es tat mir leid, aber ich konnte im Moment einfach nichts dafür. Es machte mir immer noch Angst, wenn er die Hand hob.
,,Tut mir leid. Ich wollte dich nicht erschrecken.", presste er dann aus sich heraus und packte das Essen von der Kommode aus. ,,Alles gut.", antwortete ich nur und schaute auf den Teller mit Croissant und Nutella, den er mir hinhielt. Skeptisch blickte ich es an. Was wenn ich es gleich wieder auskotzen müsste? Mir war nicht nach Essen, aber ich wusste das ich muss, wegen dem Baby das in mir heranwuchs.
Also nahm ich den Teller dankend an und aß ein paar Bissen. Doch dann musste ich aufhören, da mir schlagartig schlecht wurde.
Schnell stellte ich den Teller ab und rannte zur Toilette. Noch rechtzeitig beugte ich mich über sie und kotze alles gegessene wieder aus. Ich bekam Tränen in die Augen. Zum einen weil ich Jason damit nicht konfrontieren wollte und zum anderen weil alles brannte und das Baby schon wieder keine Nahrung bekam. Nochmal beugte ich mich über die Toilette und würgte, doch es kam nichts mehr. Ich war leer.
,,Ruft sofort Carlos!", hörte ich dann Jason rufen und erschrak. Ich wollte nicht noch länger hier bleiben. Alle wusste was abgeht und ich konnte die Blicke nicht mehr ertragen. Deswegen stand ich auf und ging auf Jason zu, der gerade zu mir wollte.
,,Alles gut, ich brauche Carlos nicht.", sagte ich dann zu ihm. Wacklig versuchte ich an Jason vorbei zu kommen, doch er hielt mich auf. Er packte meine Hüften und trug mich zum Bett. Ich war angespannt und holte erst wieder Luft, als er seine Hände von mir ließ.
,,Angel du brauchst Carlos. Du hast gerade alles wieder aus gekotzt und standest dann mit wackligen Beinen vor mir. Ich werde alles dafür tun, dass du nicht mehr vor meinen Augen bewusstlos da liegst.", sagte dann Jason ernst und griff nach meiner Hand. Ich versuchte sie aus seiner zu bekommen, doch er war stärker. Verzweifelt und leicht panisch schaute ich ihm dann in die Augen. Ich wusste nicht woher gestern der Mut kam, aber jetzt war er weg. Ich konnte ihm nicht einfach so mein Körper anvertrauen. Nicht nach alldem.
Als die Tür sich öffnete lösten wir den Blickkontakt und seine Hand den Druck, weshalb ich meine schnell aus seiner zog. Enttäuscht schaute er kurz auf den Boden und dann zu Carlos. ,,Sie hat alles wieder ausgekotzt was sie gegessen hat. Was stimmt da nicht?", fragte er dann angepisst. Anscheinend passte es ihm gar nicht, dass ich ihm die kalte Schulter zeigte. Aber ich konnte nicht. Schon alleine seine Reaktion jetzt zeigte doch, dass er mich nur mögen konnte wenn er mich berühren durfte. Jetzt war ich nutzlos für ihn.
Um meine tränenden Augen zu verstecken, senkte ich meinen Kopf und blickte auf meine Finger.
,,Sie hat, seit sie hier ist, nichts gegessen. Das ist normal, du solltest vielleicht mit einer Suppe anfangen und es dann langsam steigern, aber nicht gleich was hartes. Ihr Magen kommt damit gerade nicht zurecht.", spuckte dann Carlos aus, was ich vorher zu verheimlichen versuchte. Langsam blickte ich auf und sah zu Jason. Er mahlte mit dem Kiefer und hatte Mühe sich zu beherrschen. ,,Jason mir geht es-",,Nein Angel, ich will es nicht hören! Dir geht es überhaupt nicht gut! Ernsthaft?! Du hast drei Tage nichts gegessen?!", schrie mich Jason dann außer sich an und stand auf. Panisch schaute ich seine Körperspannung und seine geballten Fäuste an, bis mir eine Träne über die Wange lief. Jason sah genau in dem Moment wieder zu mir und stoppte sofort seine Handlungen. Er versuchte sich zu beruhigen. ,,Wie lange muss sie noch hier bleiben?", fragte er dann Carlos, um sich abzulenken. ,,Eigentlich wollte ich euch mitteilen, dass sie nach Hause kann wenn sie das Kind doch behalten möchte.", sagte er dann und sah uns fragend an. Ich nickte leicht um ihm zu sagen dass ich es behalten würde und hoffte er verstand. Meine Lunge war noch wie zugeschnürt, wegen Jason's Ausbruch. Mein Herz raste immer noch und meine Finger zitterten unkontrolliert. Ich wusste nicht mal wohin mit mir, wenn ich hier raus kam. Zu Jason und den Jungs? Keine Ahnung, was wenn sie sich mal nicht kontrollieren konnten? Zu mir nach Hause? Auf gar keinen Fall, wenn ich da wieder hin müsste, dann war ich ausgeliefert. Zu Luc? Auch keine Ahnung, ich hatte sie ziemlich verletzt. Ich hob meine Hände verzweifelt und vergrub sie in meinen Haaren.
,,Aber Jason du musst aufhören sie zu stressen. Sie kommt damit nicht klar. Ich weiß nicht ganz was zwischen euch gerade ist, aber du musst dich beherrschen. Sie hat gerade keine Kontrolle über ihre Gefühle und Panik.", hörte ich dann Carlos sagen. Dann knallt die Tür zu und ich bin wieder mit Jason alleine. Geschockt sah ich auf die geschlossene Tür und dann panisch zu Jason. Er hatte sich wieder beruhigt und sah mich jetzt wieder besorgt an. Vorsichtig näherte er sich wieder und ich ließ es zu. Ich war wieder zu schwach mich zu wehren. Er setzte sich auf die Bettkante und zog mich dann in seine Arme. ,,Was hab ich dir nur angetan? Es tut mir leid okay? Es tut mir leid, aber stoße mich nicht von dir weg. Ich kann das nicht ertragen, ich brauche dich und du weißt das du auch mich brauchst.", flüsterte er mir dann verzweifelt ins Ohr und strich mit der einen Hand sanft über mein Haar, während die andere um meine Hüfte mich an ihn drückte. Langsam ließ die Anspannung nach und auch mein Herz wurde wieder langsamer. Als meine Hände aufhörten zu zittern, drückte ich mich dann ergeben an ihn. Nichts kam von mir, aber ich glaube das wollte er auch nicht. Wenn ich ihm jetzt was darauf sagen würde, wäre er nur wieder besorgt.
Auf einmal spürte ich etwas nasses an meinem Hals und löste verdattert die Umarmung. Jason hatte geweint, in meinen Armen. Irgendwie war es süß, irgendwie fühlte ich mich aber jetzt schuldig. ,,Es tut mir leid. Ich wollte dir keine Umstände machen oder dich aufregen.", sagte ich dann bedrückt. ,,Angel, entschuldige dich nie wieder dafür. Das stimmt nicht. Du machst mir keine Umstände und für meine Wut kannst du auch nichts. Ich war nur glücklich dich wieder in meinen Armen zu haben. Ich will dich nicht verlieren Mio Angelo, weil ich dich liebe.", sagte er dann und legte seine Hand vorsichtig auf meine Wange. Mein Puls beschleunigte bei seinen Worten und dann lächelte ich. Es war süß von ihm, auch wenn ich es jetzt noch nicht erwidern konnte. Irgendwann würde ich das wieder. Vielleicht gab ich gerade mein ganzes Leben wieder auf, aber es fühlte sich gut an. Vielleicht sollte ich ihm dabei vertrauen, dass er mich liebt. Ich konnte ihm bei allem anderen nicht vertrauen, aber bei dieser Sache war ich mir sicher.
Deswegen schloss ich die Distanz zwischen uns und legte mich auf seinen Schoß. Scharf zog er kurz die Luft ein, legte dann aber seine Hände wieder auf meine Haare und meine Taille. ,,Wollen wir hier raus?", fragte er dann auf einmal. Ich nickte und setzte mich langsam wieder auf. ,,Ich weiß aber nicht ob ich es bis zum Auto schaffe.", sagte ich dann ehrlich. Ich wusste wie mein Zustand war und ich wusste das es sich nur noch verschlechterte wenn ich mich überanstrengente. Und das durfte ich nicht, wegen dem Baby.
,,Ich trag dich. Die Jungs werden hier alles zusammenpacken und du und ich fahren jetzt zu uns.", sagte dann Jason entschlossen und stand auf. Vorsichtig tat ich es ihm gleich und ging bis zur Tür. ,,Sagte ich nicht ich trage dich?", fragte mich dann Jason entsetzt. ,,Ich weiß, aber ein bisschen laufen kann ich ja und sollte es auch.", sagte ich darauf und drückte die Türklinke runter. Dann trat ich raus und sah alle draußen auf Stühlen, vor meinem Zimmer, an der Wand sitzen. Als ich raustrat sahen mich alle freudig an und ich war ein bisschen überfordert. Ich merkte wie meine Beine langsam einem Wackelpudding glichen und stützte mich am Türrahmen ab. Sofort kam Jason von hinten auf mich zu und nahm mich in Brautstyle hoch. ,,Jetzt bist du genug gelaufen. Jungs packt ihre Sachen und kommt dann nach.", hörte ich Jason's bestimmende Stimme und lehnte dann meinen Kopf an seine Brust. Er sah mich kurz besorgt an, entspannte sich aber wieder als er sah das es mir gut ging. Es war nur anstrengend, nach zwei Tagen im Krankenhaus wieder länger zu laufen und zu stehen. Ich war müde und erschöpft. Alles heute, war wieder mal viel zu viel. Aber eigentlich war das ja normal in meinem Leben? Oder?
Jason lief los und sah ab und zu, zu mir herab. Als wir draußen ankamen fröstelte es mich, da es mittlerweile schlechtes Wetter war. Es windete stark und von der Sonne war keine Spur mehr. Automatisch drückte ich mich näher an Jason und schloss meine Augen. ,,Bist du müde?", fragte dieser dann. Stumm nickte ich und öffnete meine Augen wieder. Wir blieben stehen. Sofort hüpfte ich von seinen Armen, damit er nicht auf die dumme Idee kam, mit mir im Arm die Tür zu öffnen. Er sah mich kurz überrumpelt an und schüttelte dann belustigt seinen Kopf. Dann öffnete er die Beifahrertür und deutete mir, mich zu setzen. Sofort tat ich das. Gerade als ich sie schließen wollte, kam Jason mir zuvor. Er hob mir seinen Pulli den er bis gerade noch an hatte hin. Ich schaute ihn kurz verwirrt an. ,,Was soll ich damit? es ist kalt, zieh dir deinen Pulli wieder an.", fragte ich dann. ,,Du sollst es als Kissen benutzen, wenn du schlafen willst und im Auto ist es nicht kalt.", antwortete er mir dann, legte den Pulli auf meine Beine und schloss die Tür. Glücklich über seine Geste, machte ich eine kleine Kugel aus dem Pullover und lehnte ihn dann an die Scheibe, um dann meinen Kopf dagegen zu lehnen. Als Jason dann auch im Auto war und los fuhr schloss ich endgültig meine Augen. Was auf mich zukam oder was passieren würde wenn ich aufwachte, schob ich erstmal in den hinteren Teil meiner Gedanken. Ich war doch eh schon verloren, mehr als mich selber zu verlieren ging doch gar nicht.

My BadboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt