Kapitel 22

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Jasons Sicht

Seit sechs Stunden verschanzte ich mich jetzt schon in meinem Zimmer. Mein Spiegel im Bad war zerschlagen  und in meinem Zimmer lagen sämtliche Sachen auf meinem Boden.
Es war nicht meine Art und Weise meine Sachen zu zerschlagen oder auf den Boden zu werfen, aber ich kam nicht über den Schmerz hinweg. Nicht, wenn ich mich nicht ablenkte.
Mein ganzer Körper fühlte sich kalt und leer an, wie als wäre ich nur noch eine Puppe. Keine wirklichen Gefühle kamen aus mir heraus, außer die Wut.
Wut auf sie und den Deal mit ihr. Wut auf Mike und seine hässliche Fresse. Wut auf Angelo und vor allem Wut auf mich selbst.
Ich musste meinen Engel loslassen und wusste, dass ich ihr damit am meisten schadete. Für sie wäre es egal, ob sie starb oder nicht, aber für mich wäre es die Hölle. Jetzt konnte ich sie wenigstens noch sehen und aus der ferne lieben. Denn wenn sie stirbt tue ich das auch.
Bei dem Gedanken an ihren leblosen Körper stand ich wieder auf, schlug mit voller Wucht gegen die Wand und schrie wutentbrannt auf. Niemand würde ihr wehtun, dass durfte ab jetzt nur noch ich auch wenn das nicht unbedingt mein Ziel war. Wenn ich sie schon nicht haben konnte, durfte das keiner.
Plötzlich klopfte es an der Tür und ich trat von der Wand zurück. ,,Ich hab gesagt du sollst verschwinden!", rief ich durch die Tür und setzte mich erschöpft an meinen Schreibtisch. ,,Ich bin's und ich gehe nicht bis ich dir nicht gesagt habe, was ich zu sagen habe.", hörte ich dann die zarte Stimme meiner Angel. Doch irgendwie war ihre Stimme nicht so leise wie sonst, sondern kräftig und laut. Mein Herz schlug höher bei ihrer Stimme und ich war kurz davor nachzugeben. Sie einfach in meine Arme zu nehmen und sie zu halten, bis mit der Welt wieder alles in Ordnung war.
,,Verschwinde Angel! Ich will dich nicht sehen!", sprach ich es dann doch aus, aber konnte die zusammengebissenen Zähne danach nicht verhindern. Ich wollte alles zurück nehmen, aber ich durfte nicht und das machte mich rasend.
,,Gut dann sag ich's eben ohne dir ins Gesicht zu sehen", kurz machte sie eine Pause und sprach dann weiter ,,Ich werde deiner Gang beitreten, zusammen mit Luc." Mein Herz blieb stehen, bei ihren Worten und ich ballet meine Fäuste erneut. Sofort sprang ich auf und öffnete die Tür so schwunghaft, dass sie an meine Zimmerwand knallte. Angel zuckte zwar kurz zusammen, doch stellte sich dann wieder gerade hin.
Wie immer war sie wunderschön mit ihren offenen Haaren, grünen Augen und den Klamotten meiner Schwester.
,,Nein das wirst du nicht, dass lasse ich nicht zu.", sprach ich dann kalt aus, nachdem ich sie ein paar Minuten angesehen habe.
Auch sie ließ ihre Augen über meinen Körper fahren und schaute kurz geschockt auf meine verletzten Hände. ,,Was hat es dich zu interessieren?", fragte sie dann genauso kalt und schaute mir direkt in die Augen. Kein Lächeln, kein Wimpernzucken und keine Angst. Sie war wie ausgetauscht und ich konnte es ihr nicht mal verübeln. Sie hatte Recht, eigentlich sollte es mir am Arsch vorbei gehen. Aber das tat es nicht.
,,Vieles. Du gehörst immer noch mir, solange du unter meinem Schutz stehst.", antwortete ich ihr dann und verschränkte die Arme vor meiner Brust.
,,Nein ich gehöre dir nicht mehr, nicht seid du mich heute wieder fallen lassen hast. Ich versuche mich selbst zu schützen und da du ja nichts mehr mit mir zu tun haben möchtest, sollte es dich auch nicht interessieren was ich mache.", ließ sie nicht locker und trat einen Schritt weiter auf mich zu. Sofort richtete ich mich komplett auf, um nicht schwach zu wirken. Außerdem tat es weh sie so nah bei mir zu haben, aber sie nicht berühren zu dürfen. Trotzdem hatte sie Recht. Sie durfte mir nichts mehr bedeuten, wenn ich will das sie lebt. Also schaute ich kurz zur Seite und dann wieder mit einem verbitterten Lächeln zu ihr. ,,Du hast Recht, ich möchte nichts mehr mit dir zu tun haben und es interessiert mich auch nicht. Also macht was ihr wollt, aber kommt nicht mehr zu mir."
Eine kalte Hand umfasste mein Herz, als ich das aussprach und kurz ihren verletzten Gesichtsausdruck sah. Doch mein Lächeln blieb und bevor ich es verlor, knallte ich die Tür vor ihrer Nase zu. Länger hätte ich das nicht ausgehalten.
Danach sank ich an der Tür hinab und vergrub meinen Kopf in meinen Händen. Leise hörte ich noch Luc, wie sie Angel sagte sie solle stark bleiben und nicht wegen einem Arsch wie mir weinen, bevor sie verschwanden.
Ich dankte Luc dafür und gab ihr Recht. Ich war ein Arsch und sie hatte jedes Recht dazu mich als solcher zu benennen. Hoffentlich kam Angel so früher über mich hinweg und vergaß mich. Ich hingegen würde nicht mal versuchen, sie zu vergessen. Für sie schlug mein Herz, auch wenn sie es nicht wusste.
Ich musste mich jetzt von allen fernhalten. Sie stehen bestimmt alle hinter meiner Angel und das war gut so. Sie braucht die Jungs um sich und mich im Schatten als Schutz. Die Jungs werden sauer auf mich sein. Irgendwann würde ich es ihnen sagen, aber bis dahin müsste ich alleine weiter machen. Ohne das mir jemand half, mich beschützte oder aufhalten könnte. Ich musste mein Altes ich wieder annehmen; kalt, unantastbar, angsteinflößend und tödlich.

My BadboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt