TRINKEN! TRINKEN! TRINKEN!

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Der Rucksack fiel mit einem dumpfen Schlag auf den rostigen Deckel der Regentonne und Elia verzog das Gesicht zu einer nervösen Grimasse

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Der Rucksack fiel mit einem dumpfen Schlag auf den rostigen Deckel der Regentonne und Elia verzog das Gesicht zu einer nervösen Grimasse. Hoffentlich hatte das nicht Marie im angrenzenden Zimmer geweckt.

Er hatte extra bis zum Einbruch der Dunkelheit gewartet, um möglichst wenig Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, denn seine vier Jahre jüngere Schwester hatte die nervenaufreibende Angewohnheit, ihre Nase überall reinzustecken. Besonders dort, wo sie nichts zu suchen hatte.

Vorsichtig schob Elia erst ein Bein über den Fenstersims, dann folgte das zweite. Zum Glück war der erste Stock nicht allzu hoch und die alte Regentonne direkt unter seinem Zimmer platziert. Ideal für heimliche Nachtausflüge. Nicht, dass Elia sich so etwas jemals zuvor getraut hatte. Mitten in der Nacht aus dem Fenster steigen! Tatsächlich klopfte ihm das Herz bis zum Hals und der Junge hatte alle Mühe, seine zitternden Finger unter Kontrolle halten, als er sich mit beiden Händen am Regenrohr zu dem Rucksack hangelte.

Es war irgendwie aufregend, etwas Verbotenes zu tun.

Ein unheimlicher, rötlich leuchtender Mond war über den Wipfeln des bergigen Wittmarscher Waldes aufgetaucht und hing nun wie ein blutiger Silberteller am wolkenlosen Himmel. Es war ein spannendes Phänomen, ein Vollmond während der totalen Kernschattenfinsternis. Ein Blutmond. An jedem anderen Tag hätte Elia das astronomische Spektakel im Stillen von seinem Zimmer aus betrachtet, das Gesicht gegen die kalte Fensterscheibe gepresst.

Aber heute war Halloween.

Heute würde er Kiran endlich eins reinwürgen. Und ganz nebenbei natürlich die Klasse vor einem schrecklichen Fehler retten. Genau. Das war der Grund.

Irgendwo krächzte ein Rabe im Unterholz und erinnerte an einen qualvoll sterbenden Knallfrosch. Oder an den Chiuahua von Frau Rosettski, der mit seinem ständigen Heulen die Nachbarschaft terrorisierte. Elia fröstelte und zog sich den Reißverschluss der alten Fleece-Jacke hoch bis ans Kinn, was allerdings nur mäßigen Erfolg brachte. Er hatte die einsetzende Winterkühle eindeutig unterschätzt.

Der Junge packte den Rucksack am Riemen und ließ sich von der Regentonne in Birgits Kohlrüben fallen, die sie im Spätsommer zwischen Kohlköpfen und Radieschen angepflanzt hatte. Die Erde war feucht und klamm zwischen seinen Fingern, also rappelte Elia sich hastig auf und wischte die Handflächen an seiner rauen Cordhose ab. Fehlte nur noch die Taschenlampe. Die hatte er sich mehr oder weniger gedankenverloren in die Jackentasche gestopft, seine Gedanken schon dem Friedhof nachhängend, doch nun war er froh über den tröstenden Lichtkegel.

Bis zu dem alten Friedhof war es vom Ohlenweg nicht weit, lediglich ein paar Straßenecken entfernt. Eingezäunt von hohen Mauern, die mindesten so alt sein mussten wie das Mausoleum der Laureins selbst, war die Ruhestätte der Toten eine beeindruckende Erscheinung. Ein gusseiserne Gittertor komplimentierte das gotische Bild.

Jedes Jahr im Mai gingen die Konrads hier Tante Liesbeth besuchen, die inzwischen seit fast zehn Jahren unter der Erde ruhte.

Die arme Liesbeth würde sich im Grabe umdrehen!

𝕰𝖓𝖈𝖞𝖈𝖑𝖔𝖕𝖆𝖊𝖉𝖎𝖆 𝕴𝖓𝖒𝖔𝖗𝖙𝖚𝖆𝖊Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt