Wir werden über das reden, was an Halloween passiert ist.
Ja, was genau war passiert? Elia selbst konnte sich nur an Bruchstücke von der Nacht erinnern, es war alles so schnell gegangen. Wie bei einem Filmriss. Und vielleicht wollte sein Kopf sich an einige Dinge auf dem Friedhof auch gar nicht erinnern?
Elia jedenfalls wünschte sich, das Bild von Danas gebrochenem Körper wäre mit den anderen Erinnerungen ebenfalls vom Fluss des Vergessens weggeschwemmt worden.Ein gebrochenes Genick sah scheußlich aus. Irgendwie ganz falsch. So als müsste man den Kopf packen und wieder in den Hals renken - aber gleichzeig war da die Gewissheit, dass es nichts zum Wiederhinbiegen gab. Danas Halswirbelsäule hatte weiß und spitz aus ihren Nacken gestochen. Es hatte sogar erstaunlich wenig geblutet, dafür war da eine durchsichtige, schleimige Schicht gewesen. Bandscheibenflüssigkeit, vermutete er.
Je deutlicher Elia sich die Nacht in Erinnerung rief, desto sicherer wurde er, dass er gar nicht tiefer bohren wollte. Was konnte noch schlimmer sein als Danas lebloser Körper? Wovor wollte diese schwarze Leere in seinem Kopf ihn nur beschützen?
„Will irgendwer ... anfangen?", fragte Kiran in die Runde. Inzwischen war auch der Rest der Klasse um sie herum versammelt, alle hatten es zuerst nicht glauben wollen. Justin? Nein. Nein, das kann nicht sein. Er kann nicht weg sein. Sie hatten ihn unter die Decke verfrachtet, damit er es schön warm hatte.
Dabei wird er nicht wiederkommen.
Doch das wollte niemand wahrhaben und so sprach Elia es auch nicht noch einmal an. Stattdessen kuschelte er sich tiefer in seine Flauschedecke, die er sich inzwischen mit Enny und Paula teilte. Alle hockten sie da. Er. Kiran. Emma. Yusuf. Lani. Jannis. Umut. Sophie. Paula. Enny. Und der tote Justin. Wie auf heißen Kohlen aber gleichzeitig zu Eisbrocken erstarrt.
„Fickt euch doch alle", sagte Yusuf nur dumpf. Sein Gesicht war wieder grünlich angelaufen. „Fickt euch." Hastig stand er auf und stieß Jannis ruppig zur Seite, der gegen die Badezimmertür gelehnt dastand. Die Tür knallte hinter ihm zu und kurz darauf war ein leises Röcheln zu hören. Elia war sich nicht sicher, ob überhaupt noch etwas rauskam. Vielleicht nur Magensäure.
„Okay." Kirans Blick glitt vom Badezimmer zurück zu ihrer kleinen Runde. „Okay, dann fange ich wohl an." Für einen kurzen Moment stockte er, um Worte verlegen. Und auch wenn Elia sich an Tagen fragte, ob im Kopf seines Rivalen überhaupt die Lichter leuchteten, schien Kiran genau über seine nächsten Worte nachzudenken. „Dann ganz von vorn. Wir wollten an Halloween mal was anderes als nur so ne Party schmeißen. Justin hatte da ... ach, keine Ahnung, irgendein krass ekliges Ritual aus dem Internet. Auf jeden Fall geil. Eigentlich war's auch nur für'n paar Lacher."
Oh ja. Lustig. Elia schnaubte leise in seine Flauschedecke.
„Jedenfalls", fuhr Kiran fort und runzelte die Stirn. „Waren es ursprünglich nur ich, Justin und Yusuf. Eigentlich war das in dem Ritual 'n richtiges Opfer, so mit richtig viel Blut, aaaber wir hatten alle nicht so Bock uns die kompletten Pulsadern aufzuschlitzen. Also haben wir stattdessen so ein fettes, blutiges Steak aus dem Supermarkt geholt. Sollte halt für das Video echt gruselig und blutig aussehen, deshalb auch der alte Friedhof."
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𝕰𝖓𝖈𝖞𝖈𝖑𝖔𝖕𝖆𝖊𝖉𝖎𝖆 𝕴𝖓𝖒𝖔𝖗𝖙𝖚𝖆𝖊
Terror„𝘋𝘶 𝘸𝘦𝘪ß𝘵 𝘴𝘤𝘩𝘰𝘯, 𝘥𝘢𝘴𝘴 𝘦𝘴 𝘰𝘬𝘢𝘺 𝘪𝘴𝘵, 𝘰𝘥𝘦𝘳? 𝘋𝘶 𝘥𝘢𝘳𝘧𝘴𝘵 𝘩𝘦𝘶𝘭𝘦𝘯." 𝘒𝘪𝘳𝘢𝘯 𝘴𝘤𝘩𝘯𝘢𝘶𝘣𝘵𝘦 𝘭𝘦𝘪𝘴𝘦. „𝘋𝘢𝘴 𝘩𝘪𝘦𝘳 𝘪𝘴𝘵 𝘫𝘢 𝘢𝘶𝘤𝘩 𝘻𝘶𝘮 𝘏𝘦𝘶𝘭𝘦𝘯." Mit einer streng religiösen Familie und Kiran...