LIEBER PENNEN ALS SPORT

129 24 112
                                        

„Es reicht!", entschied Kiran

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

„Es reicht!", entschied Kiran. Die Schüler warteten im kleinen Klassenraum der 10c auf den Beginn der ersten Stunde und waren vollkommen fertig mit der Welt. Justin gähnte laut und sein Mund stand dabei so weit offen, dass er ohne größere Probleme sein Geodreieck hätte hineinstecken können. „Wir können nicht jede Nacht ohne Plan durch die Stadt laufen, das ist lebensmüde. Paula wäre fast von einem Knochenknacker zermalmt worden, wenn ich sie nicht aus dem Weg gezogen hätte!"

Enny stöhnte, ohne aufzublicken. Ihr Kopf ruhte regungslos auf der Tischplatte und sie schien kurz davor, einzupennen. „Was sollen wir denn tun, Kiran? Mit unseren Eltern reden? Der Polizei? Das haben wir schon versucht, und falls du dich erinnerst—"

Er schlug mit beiden Händen auf das Lehrerpult und der Knall schreckte die Teenies hoch. „Was wohl? Nen Plan machen! N'bisschen mehr Zusammenarbeit kann uns am Ende den Hals retten! Bei eurer Ausdauer müssen die Monster sich ja ansonsten nicht mal anstrengen. Besonders bei unserem Winzling-Streber da drüben." Er deutete auf Elia. Der biss die Zähne zusammen. Klar, er war keine Sportskanone wie Kiran, aber immerhin auch nicht vollkommen unsportlich. „Am Ende darf niemand allein nem Scheißvieh gegenüberstehen. Wir sollten Gruppen bilden."

„Ich kann bald einfach nicht mehr", meinte Emma nur stumpf. „Ich möchte nicht enden wie —" Sie sprach es nicht aus, doch alle wussten, wer gemeint war. „Aber was schlägst du vor, Kiran? Wenn das so weitergeht, jede Nacht? Ich haue mich in jeder freien Minute aufs Ohr um noch irgendwie Schlaf zu bekommen bevor es dunkel wird. Nächste Woche melde ich mich sowas von krank. Ich habe ja schon jetzt keinen Plan, wie ich den Sportunterricht noch überleben soll."

Ein kollektives Stöhnen ging durch den Raum, denn der Gedanke an das bevorstehende Ausdauertraining klang in diesem Moment selbst für die selbstdeklarierten Spitzensportler der Klasse alles andere als verlockend. „Also, wenn ich mich zwischen Pennen und Sport entscheiden muss, dann nehme ich mein Bett, Digga", stöhnte Yusuf. „Ich schaff's ja schon jetzt nicht, irgendwas auf die Reihe zu kriegen." Und es stimmte. Für Freizeit hatten die Kinder der 10c alle keinen Kopf mehr. Selbst Justin und Kiran waren letzte Woche aus der Basketballmanschaft ausgetreten, sehr zum Verdruss von Coach Oleander.

Lani, ein eher schüchterndes Mädchen in der hintersten Reihe, vergrub den Kopf in ihrem Wollpulli, der geschätze drei Nummern zu groß für sie war. Auch sie wirkte fertig mit der Welt. „I-ich glaube, wir sind bald eh alle tot. Da können wir echt nicht vor d-davonlaufen." Eine einzelne Träne rollte stumm über ihr Gesicht und tropfte vom Kinn auf den dreckigen Teppich des Klassenzimmers, bevor Lani sich mit dem Ärmel über das Gesicht wischte.

Justin und Yusuf hätten sich zu jedem anderen Zeitpunkt bestimmt über sie lustig gemacht, aber der Horror der letzten Nächte verlieh auch den gehässigen Sprüchen einen kleinen Dämpfer. Elia krallte seine Finger um den College-Block. „W-wie lange denkst du denn, dass w-wir das durchhalten, Kiran? Du redest, a-als gäbe es keinen anderen Weg als zu kämpfen. A-aber Lani hat recht, das ist doch a-auch keine Lösung", sagte er schließlich und blickte seinem Rivalen fest in die Augen. „Das wäre k-keine pro-a-aktive Antwort?"

𝕰𝖓𝖈𝖞𝖈𝖑𝖔𝖕𝖆𝖊𝖉𝖎𝖆 𝕴𝖓𝖒𝖔𝖗𝖙𝖚𝖆𝖊Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt