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Elia konnte nicht mehr genau sagen, wie sie es vom Friedhof bis zu Kirans Haustür geschafft hatten. Es klackte metallisch, als der Blondschopf den Schlüssel mit Gewalt ins Schloss würgte und die Tür mit einem beherzten Tritt aufstieß. „Rein! Rein, Elia!"
Elia blinzelte. Sein Kopf fühlte sich seltsam leicht an, so als wäre die Hirnrinde mit Watte statt mit Nervenzellen gestopft, und er taumelte mehr über die Türschwelle, als dass er lief.
Die Hunderthand saß ihnen direkt im Nacken, zischend, hungrig, ein Meer aus Schatten und Fingern - doch Elia hatte keine Angst mehr. Er fühlte überhaupt nichts. Sein Körper glich einem nassen Flanellhemd, das man vor dem Aufhängen an der Wäscheleine nicht ordentliche ausgewrungen hatte.
Alles war schwer. Knochen und Muskeln aus Zement. Warum konnte er nicht für einen Moment die Augen schließen und diesen Alptraum hinter sich lassen? Nur für einen Augenblick ... Elias schwarzen Wimpern sanken wie in Zeitlupe auf seine Wange hinab und ließen die Welt um ihn herum verschwimmen, doch gerade als er in der wohltuenden Dunkelheit versinken wollte, rüttelte Kirans Stimme ihn wieder wach.
„Was zum ... Alter, Streber, wenn du mir hier jetzt ohnmächtig wirst, dann gibt's was auf den Hintern! Beweg dich, verdammt!"
Was? Elia riss die Augen auf. Was hatte Kiran da gerade gesagt? Er ... er musste das falsch verstanden haben. Ganz sicher hatte Kiran nicht gesagt, dass er Elias ... Oder doch? Jetzt, wo Elia so darüber nachdachte, war Kiran vermutlich genau die Person, die so etwas von sich geben würde.
Der blonde Lockenkopf riss ihn ruckartig am Arm nach hinten - gerade noch rechtzeitig. Die langen Schattenfinger krallten sich ins Leere, genau dort, wo Elia vor wenigen Sekunden noch Löcher in die Luft gestarrt hatte. Die Hunderthand zischelte enttäuscht und wich wieder zurück, als Kiran den Strahl seines Handys auf das Monster richtete.
Elia stockte. Für einen kurzen Moment hatte es sich fast so angehört, als würde die Hunderthand Worte zu ihm zischen. Aber das musste er sich eingebildet haben. Genauso, wie er sich das mit dem Hintern GANZ BESTIMMT nur eingebildet hatte!
Den Lichtstrahl fest auf die Schattenhände gerichtet, zog Kiran Elia über die Türschwelle in den Flur. „Scheiße, nur noch drei Prozent!" Kurz streiften seine Katzenaugen die Dunklen von Elia. „Hinten links. Küche. Salz!"
Elia nickte mechanisch und lief den breiten Flur entlang zur Küche. In seinen Ohren rauschte es, sein Atem raste mit ihm über das Parkett, schneller, schneller, immer schneller, bis die Holzpaneele vor seinen Augen verschwammen und ihm schwindelig wurde. Weiße Punkte tanzten vor seinen Sichtfeld. Er erreichte die breite Flügeltür. Zu schnell! Elia musste sich mit einer Hand auf der Kücheninsel abstützen, um nicht mit dem Gesicht voran im Messerblock zu landen. Salz. Wo war das Salz? Da! Neben den Herdplatten und einem Topf Basilikum lag ein kleiner Karton mit grellorangem Aufdruck und der Beschriftung Jodsalz. Elia riss an der Verpackung und zog einen runden Salzstreuer heraus. Seine Finger waren schweißnass, er rutschte immer wieder an dem weißen Kunststoffdeckel ab. Mach schon. Mach schon! Endlich gelang es ihm, das Salz zu köpfen. „H-hab es!"