HUNDERTHAND RINGT HÄNDE

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Kiran trat in die Pedalen

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Kiran trat in die Pedalen. Die Bäume rasten an ihnen vorbei und der Fahrtwind schlug Elia kalt ins Gesicht. Er packte den Salzstreuer fester. „H-hörst du das?"

„Ja ... sind sie hinter uns?", kam die Antwort.

Elia wollte sich nicht umdrehen. Er wollte gar nicht wissen, was da hinter ihnen herjagte, denn dann war das wie mit Schrödingers Katze – in dem Moment, in dem er die Monster sah, wurden sie Wirklichkeit. Keine zwei parallelen Wahrheiten mehr, die Katze war tot. Doch er konnte auch nicht wegsehen, also presste er sich fester an Kirans warmen Rücken und warf einen Blick zurück.

Die schmale Landstraße war in der Dunkelheit kaum zu erkennen, das schwache Rücklicht legte einen rötlichen Schleier über den Asphalt. Im ersten Moment konnte Elia nicht erspähen, was genau ihn an der Straße so beunruhige. Es war nichts zu sehen, kein Knochenknacker, keine Grinser ... alles ruhig.

Irgendetwas stimmte nicht.

Es war nur ein dumpfes Gefühl in seinem Bauch, aber in den letzten paar Wochen hatte Elia gelernt, diesem Gefühl zu vertrauen. Irgendetwas war ihnen dicht auf den Fersen, Elia wusste nur noch nicht, was es war. Versteckte es sich im Schatten der Bäume? Nein, nein das war es nicht. Aber es fühlte sich falsch an.

Da! Etwas auf dem Asphalt bewegte sich. Es war ... überall. Elia kniff die Augen zusammen. Das waren Hände. Hunderte, schattenhafte Hände. Sie krochen aus den kleinen Betonritzen, streckten ihre langen, krummen Finger nach ihnen aus. „H-hunderthand", flüsterte er, um Kiran zu warnen. Seine Stimme fast schon heiser.

Hunderthände waren ein Problem. Sie waren so groß, dass sie ganze Häuser verschlingen konnten und wenn sie einen erstmal eingekreist hatten, dann war es das. Dann krochen die Hände wie übergroße Spinnen an ihren Opfern hoch, krochen immer weiter nach oben, bis ...

„Elia! Das Salz!", rief Kiran zwischen zusammengebissenen Zähnen. Er nahm noch mehr Fahrt auf und der Korb schaukelte wild von einer Seite zur anderen. Elia kiekste panisch und klammerte sich an Kirans Tanktop. Nicht fallen, bloß nicht runterfallen! Mit einer Hand griff er zum Salzstreuer und schüttete den gierigen Händen eine ganze Ladung Salz entgegen.

ShhssSSHSSssssSHHsshsshhhhsSHHHSSssshshssssssSSSsssshhh

Es zischte und dampfte. Die ersten Hände lösten sich in dunklen Rauch auf – doch es war nicht genug. Für jede zerschmelzende Hand nahmen zwei weitere ihren Platz ein.

Plötzlich bremste Kiran abrupt ab, die Reifen quietschten. Elia wurde vom Schwung gegen den blonden Lockenkopf gepresst. „Scheiße", fluchte der. Eine Mauer aus sich windenden Schattenhänden versperrte ihnen den Weg. Die Schatten verwoben ihre Finger miteinander und immer mehr Hände kamen dazu. Sie schien fast zu ... flüstern? Nein, das musste Elia sich eingebildet haben. Die Mauer hörte schlagartig auf, sich zu bewegen. Elias Herz pochte hart gegen sein Brustbein.

𝕰𝖓𝖈𝖞𝖈𝖑𝖔𝖕𝖆𝖊𝖉𝖎𝖆 𝕴𝖓𝖒𝖔𝖗𝖙𝖚𝖆𝖊Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt