Kapitel 36

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„Aber was soll ich den machen?!"
genervt verdrehe ich die Augen.
„Keine Ahnung Leon! Geh raus, einen Kaffee trinken oder schau deinen Kollegen beim Training zu. Ich brauche Ruhe!" aufgebracht schließe ich die Büro Tür hinter mir, um mich wieder meiner Arbeit zu widmen.
Kurz darauf fällt die Haustüre ins Schloss und ich atme erleichtert auf. Na endlich.
Die letzte Woche war nicht leicht für uns beide. Wegen der Verletzung haben die Physios entschieden, das Leon die nächsten zwei Wochen vom Mannschaftstraining ausgeschlossen bleibt und auch am Wochenende nicht spielen wird.
Als logische Konsequenz sitzt Leon also nun den ganzen Tag Zuhause und meckert.
Ich verstehe, das er frustriert ist. Er kommt neu in den Verein, spielt sein erstes Spiel direkt von der Startelf aus, nur um danach verletzt auszufallen.
Der Albtraum von jedem Fußballer.
Und er ist lebendig.
In Form meines Freundes.
Allerdings verstehe ich nicht, warum er seinen Frust die ganze verdammte Zeit an mir auslassen muss.
Ich kann erst recht nichts für seine Verletzung.
Nein, ich war diejenige die ihn noch gewarnt hat, das es so nicht gut gehen kann.
Seufzend widme ich mich meinen Mails.

Für den Rest des Nachmittags habe ich meine Ruhe.
Leon scheint eine Beschäftigung gefunden zu haben, die ihn ganz gut von seiner Langeweile ablenkt.
Als ich um 17 Uhr meinen Laptop zu klappe und in die Küche gehe, um mir einen Kaffee zu machen, ist er immernoch nicht zurück.

Wo bist du? Ich bin fertig und dachte wir kochen gemeinsam Abendessen! ☺️

Kaum ist mein Cappuccino fertig, kommt auch schon die Antwort von meinem Freund.

Erst willst du mich los haben und wenn ich dann mal weg bin soll ich wieder nach Hause kommen?!

Was ist den dem für eine Laus über die Leber gelaufen?!
Verwirrt schüttele ich den Kopf und lege mein Handy bei Seite, ohne meinem Freund zu antworten.
Wenn er Streit will, kann er den gerne haben.
Ohne noch eine weitere Sekunde über Leon nach zu denken, widme ich meine Aufmerksamkeit dem Abendessen.
Lasagne.
Leons Lieblingsessen.
Aber diesmal würde er diese sicher nicht für sich alleine haben.
Wenn er nicht zum Essen kommen will, dann würde ich eben dafür Sorgen, das andere es tun.
Während die Zwiebeln in der Pfanne anschwitzen, nehme ich mein Handy zur Hand.

Hey Thomas! Wie wäre es mit meinem Mannschaftsabend bei mir? Es gibt Lasagne!

Diese Nachricht sende ich nicht nur an Thomas Müller sondern auch an einige andere Spieler.
Alle sagen begeistert zu und mein Plan geht perfekt auf.
Leon hasst unangekündigten Besuch.
Fix fülle ich zwei Auflaufformen mit Lasagne und schiebe Sie in den Ofen.
Dann mache ich mich daran, den großen Wohnzimmer Tisch zu decken.

Gegen 19 Uhr trudeln die ersten Spieler ein. Mein Freund ist nicht darunter.
Gut so. Desto mehr Leute da sind, desto besser wird die Überraschung für ihn.
„Das riecht köstlich!" begeistert wirft Konrad einen Blick auf die prall gefüllten Auflaufformen im Ofen.
„Kein Wunder, das Leon immer besonders schnell abhaut, wenn du sagst, es gibt Lasagne!" Thomas grinst breit und verteilt das letzte Besteck auf dem Tisch.
„Apropo Leon... weiß der überhaupt Bescheid?"
misstrauisch sieht Joshua, der frisch ernannte Kapitän der Mannschaft, zu mir.
Ich zucke mit den Schultern.
„Der liebe Herr wollte mir leider nicht sagen, wo er ist. Aber das er keine Lust hat nach Hause zu kommen, hat er mir über eine Nachricht ziemlich klar gemacht. Deswegen dachte ich, wenn er nicht will, lade ich einfach euch zum Essen ein!" grinsend stelle ich eine große Schüssel Salat auf den Tisch.
„Das erklärt seine Trödellei!" bemerkt Jamal.
„Er war bei euch?" fragend sehe ich zur Mannschaft.
„Ja. Er hat beim Training zu gesehen..."
„Gesehen? Wohl eher, er hat das Training kritisiert! An jeder Kleinigkeit hatte er etwas auszusetzen!" bemerkt Leroy, der von der Kritik meines Freundes ziemlich mitgenommen zu sein scheint.
„Das ist hier Zuhause nicht anders..." bemerke ich leise.
„Sehs ihm nach! Er ist nun mal verletzt!" bemerkt Joshua.
„Das ist aber kein Grund, seinen Frust an mir auszulassen. Ich kann nichts dafür!"
„Ich auch nicht!" fügt Leroy hinzu und stellt sich damit auf meine Seite.
Noch bevor eine größere Diskussion ausbrechen kann, kommt unser Hauptprotagonist durch die Türe.
„Linnea, tut mir leid weg-" als er das Wohnzimmer betritt stockt er.
„Was ist den hier los?!". Voicecrack.
„Deine wundervolle Freundin hat uns zum Essen eingeladen, anstatt uns durchgehend an zu schreien, weil wir den ein oder anderen Freistoß nicht versenken!" mit einem zuckersüßen Lächeln blinzelt Sané seinem verletzten Mitspieler zu.
Immernoch etwas geschockt bahnt dieser sich den Weg durch seine Kollegen, bis zu mir in die Küche, wo ich gerade die Lasagne aus dem Ofen hiefe.
„Was soll das?!"
„Was meinst du?"
„Du weißt ganz genau was ich meine!" bemerkt mein Freund sauer.
„Du wolltest es so!" meine ich abschließend, bevor ich die erste Auflaufform Lasagne auf dem Esstisch platziere.
Dann folgt die zweite.
Und als letztes mein Freund.
Verloren blickt er in die Gruppe Fußballer, die in seinem Wohnzimmer sitzen und sich angeregt unterhalten.
„Was ist den jetzt noch? Ich hab Hunger!" ungeduldig sieht Jamal seinen Mitspieler an.
„Ich... ähhh" immernoch sprachlos lässt Leon sich auf den freien Platz neben mir sinken.
„Dann lasst es euch schmecken!" grinsend sehe ich in die Runde und lade jedem Spieler ein großes Stück Lasagne auf den Teller.
„Auf die Erklärung bin ich aber gespannt..." murmelt Leon, bevor er sich ein Stück Lasagne in den Mund schiebt.

„Jetzt sag schon. Was sollte das?!" mit Elan lässt Leon das Geschirr in die Spülmaschine fallen. Die Mannschaft ist inzwischen verschwunden und wir sind dabei, die Küche aufzuräumen.
„Du weißt, das ich spontanen Besuch hasse. Du hättest wenigstens Bescheid geben können!"
„Also meinem Anschein nach hattest du nicht vor nach Hause zu kommen! Also habe ich mir anderweitig Beschäftigung gesucht." schulterzuckend drehe ich mich weg.
Wenn er das Spiel so spielen will, bin ich dabei.
„Komm schon. Du weißt, das meine Nachricht nicht so gemeint war!"
„Ach ja? Warum schreibst du das ganze dann überhaupt?!" wütend werfe ich den Spüllappen, den ich bis gerade noch in der Hand hatte, in Richtung Spülbecken.
„Weißt du was Leon?! Dein ewiges Genörgel geht mir dermaßen auf die Nerven. Weder ich, noch deine Mannschaft können was dafür, das du verletzt bist!"
Sobald die Worte raus sind, dreht sich mein Magen um.
Ich lasse meinen sprachlosen Freund in der Küche zurück und renne ins Bad, wo ich vor der Toilette zusammenbreche.
Normalerweise wäre mir Leon hinterher gegangen, aber auch er scheint ziemlich sauer zu sein. Nur ein paar Minuten später höre ich, wie die Haustüre zu geknallt wird.
„Scheiße" murmele ich, als alles draußen ist und mir es wenigstens ein bisschen besser geht.
Erst jetzt bekomme ich langsam wieder einen klaren Kopf.
Auf schwachen Beinen tapse ich zurück in die Küche, um mein Handy zu holen.
Leon und ich hatten in den letzten Tagen öfter solche kleinen Streitereien. Aber bis jetzt haben wir uns bis Abends jedes mal wieder vertragen.
Diesmal aber habe ich ein verdammt ungutes Gefühl...
Mit zittrigen Fingern wähle ich die Nummer von meiner besten Freundin.
Nach zwei mal klingeln wird am anderen Ende auch schon abgehoben.
„Lina?" mehr als ihren Namen bekomme ich nicht heraus. Dann breche ich in Tränen aus.
„Linnea! Ist alles in Ordnung?!"
Unter schluchzten bringe ich nur ein schwaches „Nein" heraus.
„Ich bin in zehn Minuten da!" dann hat Sie auch schon aufgelegt.
Dankbar für ihre Fürsorge lege ich mein Handy beiseite und packe ein paar Sachen zusammen.
Ich muss weg hier.
Eine Auszeit von Leon.
Früher oder später würde er zurück kommen und der ganze Streit würde von vorne anfangen.
Im Moment bin ich zu schwach, das ganze Auszuhalten.

Wie versprochen steht Lina nur kurze Zeit später vor meiner Tür.
Als ich ihr aufmache, nimmt sie mich als erstes fest in den Arm.
„Alles wird gut Linnea!" beruhigend streicht sie mir über den Rücken, während ich mich an ihrer Schulter ausweine.
„Ich hab.... alles kaputt gemacht!"
„Nein. Nichts ist kaputt. Ihr braucht nur eine kleine Pause. Ja?" sanft streicht sie mir eine Träne von der Wange.
„Du kommst jetzt erst einmal mit zu mir und Joshua, bis sich dein Testesoron gesteuerter Freund wieder einbekommt!"
Weil ich immernoch nicht in der Lage bin zu reden, nicke ich nur schwach und folge meiner besten Freundin nach unten, zu ihrem Auto.
Die ganze Fahrt über redet sie beruhigend auf mich ein, während mich immer mehr Zweifel überkommen, ob ich nicht wirklich alles kaputt gemacht habe.
Bei Lina angekommen werde ich zu erst von ihren beiden Kindern begrüßt, dann von Joshua, der zuversichtlich nickt.
„Der bekommt sich wieder ein!" aufmunternd klopft er mir auf die Schulter.
„Das hoffe ich für ihn!" murmelt Lina hinter mir und trägt meine Tasche ins Gästezimmer.
„Es ist besser wenn du dich ausruhst. Morgen sieht die Welt schon wieder ganz anders aus!" sie nimmt mich noch einmal in den Arm, bevor sie mich gemeinsam mit meinen Gedanken alleine lässt.
Für ein paar Minuten starre ich einfach nur auf mein Handy.
Doch Sie kommt nicht.
Diese eine Nachricht von meinem Freund.
In der er mir zumindest sagt, das es ihm gut geht.
Erschöpft lasse ich mich nach hinten fallen.
Irgendwie habe ich im Gefühl, das Lina nicht Recht behält.
Morgen würde die Welt immernoch genau so schrecklich aussehen.
Vielleicht sogar noch viel schlimmer...

One last Time. ||a Leon Goretzka Fanfiction ||Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt