Kapitel 12

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Aufgeregt gehe ich in meinem Zimmer auf und ab.
Immer wieder fällt mein Blick auf den gepackten Koffer, der neben meinem Bett steht, dann wieder zum Fenster.
Lina ist immernoch nicht da.

„Weißt du wie lange Sie noch dauert?!" Carla kommt in mein Zimmer gestürzt.
Nervös schüttele ich den Kopf.
„Nein. Ich hab keinen blassen Schimmer." kaum hatte ich den Satz ausgesprochen, fährt auch schon der schwarze Audi von Joshua vor.

„Na endlich!" schnell springt Carla auf.
Ein letztes mal sehe ich in den Spiegel.
Seufzend sehe ich an mir herunter.
Ein soziales Dilemma hatte mich die letzten Tage, seit dem Endspiel des Halbfinales der Champions League geplagt.
Natürlich musste es so kommen das Madrid gemeinsam mit Bayern im Finale steht.
Und dann auch noch bei uns Zuhause.
In der Allianz Arena.
Natürlich wollte ich in gewisser Weise meinen Freund unterstützen. Allerdings hängt mein Herz nach wie vor am FC Bayern.
Deswegen hatte ich aus meinem Schrank ein altes Bayern Trikot von Leon herausgekramt.
So würde ich hoffentlich beide Seiten glücklich machen.

„Lineaaaaa!"
„Ich komm ja schon!" schnell schnappe ich mir mein Handy und folge Carla durch das Treppenhaus nach unten, zu Linas Auto.
„Na ihr beiden, seid ihr aufgeregt?"
„Und wie!" bemerkt Carla, die heute stolz das Trikot ihres Freundes trägt.
Seine Entscheidung war sogar schon vor unserem Urlaub gefallen.
Er würde nach Madrid gehen.
Das würde also vorerst das letzte Spiel sein, das er für Bayern bestreitet.
Allerdings wusste Carla noch nichts davon, weil er Sie damit überraschen wollte.
Lina, die von Joshua auch eingeweiht wurde, fällt es besonders schwer dicht zu halten.
Allerdings hatte sie es bis hierhin durchgehalten.
Carla war schließlich schon eine ganze Woche bei uns.
Also würde sie den letzten Abend auch noch schaffen.
Morgen würden wir direkt nach dem Finale alle gemeinsam nach Madrid fliegen.
Sofern die Jungs fit sind...

Nachdenklich sehe ich aus dem Fenster und beobachte, wie langsam aber sicher das Stadion vor uns auftaucht.
Das wird ein verdammt schwieriger Abend.
Natürlich will ich, das meine Freunde mit Bayern die Champions League gewinnen.
Aber trotz allem will ich auch Leon glücklich sehen.
„Schwierige Entscheidung was?" mitleidig legt Carla mir einen Arm um die Schulter.
„Ich bin mir sicher, das Leon dich nicht dafür hassen wird, wenn du Bayern unterstützt. Er weiß, das deine Freunde hier spielen und auch sein Herz hängt noch an diesem Verein.".
Unsicher nicke ich.
„Ja. Aber wenn er verliert, dann ist er die nächsten Tage super schlecht drauf.".
„Ich weiß. Aber er hat ja dich. Ich bin mir sicher, du kannst ihn ganz gut ablenken!" verführerisch wackelt sie mit den Augenbrauen und gibt mir einen Kniff in die Seite.
„Da muss ich Carla recht geben! Sieg hin oder her. Der Typ ist einfach froh, wenn er dich wieder hat!" bemerkt nun auch Lina vom Fahrersitz aus.
„Ich hoffe, ihr habt Recht!" murmele ich leise.
Desto näher wir dem Stadion kommen, desto aufgeregter bin ich.

Als wir auf unseren Plätzen sitzen, versorgt mit Getränken und Snacks, die bis zur Halbzeit reichen müssen,rutsche ich unruhig auf meinem Platz hin und her.
„Für wen bist du jetzt eigentlich?" neugierig sieht mich Manuel von der Seite an.
„Schwierige Frage" murmele ich.
„Natürlich würde ich mich freuen wenn Bayern gewinnt, aber ich bin natürlich auch auf der Seite von meinem Freund".
Nachdenklich nickt Manuel.
„Ich glaube die Bayern machen das."
Aufmunternd klopft Carla mir auf die Schulter.
„ich bin mir sicher, daß Leon nicht allzu sauer sein wird. Er gönnt es sicher auch seinen alten Teamkollegen".
Seufzend lehne ich mich auf meinem Sitz zurück.
Wenn das nur so einfach wäre...
Schließlich ist es nicht irgendein Spiel.
Sondern das Champions League Finale.

Als die Spieler auf den Platz kommen, beobachte ich meinen Freund gebannt.
Er scheint ziemlich nervös zu sein.
Sein Blick schweift erst über unsere Südkurve, wo eine große Choreo für die Bayern organisiert wurde.
Dann wandert er weiter zu der Tribüne, wo die Lounge sich befindet.
Als er mich entdeckt, zeige ich ihm zwei Daumen nach oben, woraufhin sich für einen kleinen Moment ein sanftes Lächeln auf sein Gesicht schleicht.

Als die Hymne ertönt, breitet sich Gänsehaut auf meinem ganzen Körper aus. Nun würde es um alles gehen.
Beide Mannschaften wollen diesen Titel mehr als alles andere gewinnen.
Für beide wäre es die perfekte Krönung nach einer wirklich guten Saison.

Kaum war das Spiel angepfiffen, geht es auch schon los mit der ersten Torchance für Madrid.
Jude Bellingham.
Allerdings geht der Schuss des ehemaligen Dortmunder knapp am Tor von Daniel Peretz, Manus Nachfolger im Bayern Tor, vorbei.
Erleichtert atmet Carla neben mir auf.
Keine fünf Minuten später gibt es die zweite Torchance.
Diesmal für die Heimmannschaft.
Allerdings kann sich Musiala auf den letzten Metern nicht gegen Rüdiger durchsetzten und der Ball gehört wieder den Gästen.
Genau so geht es auch die restliche Zeit der ersten Hälfte weiter.
Beide Teams haben Torchancen am laufenden Band.
Allerdings spielen Kepa im spanischen Tor und Daniel heute Abend das Spiel ihres Lebens.
Die Stimmung im Stadion ist Atemberaubend und die Münchner Fans hätten den Führungstreffer definitiv verdient.
„AUA!" schnell zieht Carla ihren Arm weg, in den ich mich versehentlich gekrallt hatte, als Leroy kurz vor der Halbzeit noch einmal zu einem Angriff angesetzt hatte.
Allerdings ist daraus auch nur ein Lattentreffer geworden.
„Tschuldige" schnell ziehe ich meine Hand wieder zurück.
Im nächsten Moment, höre ich endlich den erlösenden Pfiff zur Halbzeit.
„Heilige Scheiße!" erleichtert darüber, das das Spiel so Ausgeglichen ist und ich mich noch auf keine Seite stellen muss, atme ich auf.
„Wie soll ich nur die zweite Halbzeit aushalten, ohne einen Herzinfarkt zu bekommen?!" verzweifelt steht Lina auf, um uns in der Lounge etwas neues zu trinken zu holen.
„Man ich wusste gar nicht, dass Fußball kucken so anstrengend ist!"
erschöpft streicht Carla sich eine Strähne aus dem Gesicht.
„Tja, jetzt weißt du, worauf du dich mit Pavlovic eingelassen hast!" lachend klopfe ich ihr auf die Schulter.
„Eine Qual, wenn man nicht selbst ins Spiel eingreifen kann!" bemerkt Thomas neben uns.
„Die holen sich das schon." grinsend drückt Lina uns allen einen Drink in die Hand.
„Ich hoffe" seufzt Manu.

Kaum war die zweite Hälfte angepfiffen, steigt mein Puls wieder in die Höhe.
Es geht genau so weiter wie vorher.
Immer wieder Torchancen, aber keine geht rein.
Auch nach neunzig Minuten steht es immernoch 0:0.
„Verlängerung!" gequält blicke ich runter zum Spielfeld.
„Das können die meinen Nerven nicht mehr antun!" Lina nimmt einen großen Schluck aus ihrem Glas.

Gerade war die Verlängerung angepfiffen war, verliert Leon kurz vorm Strafraum den Ball an Harry Kane.
„Nein!" seufzend nehme ich den Kopf beiseite, das ich wenigstens nicht zu sehen muss, wie enttäuscht Leon sein wird, wenn der Ball rein geht.
Natürlich lässt ein Top Stürmer so eine Chance nicht liegen.
Besonders nicht in einem Champions League Finale....

One last Time. ||a Leon Goretzka Fanfiction ||Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt