XVII. Frust

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Maggi|| "Ehrlich, wie selbstverständlich, marschierte sie heute ins Restaurant, grüßte nur kurz Perle mit ein Wortloses nicken und ging dann auf den direkten Weg in die Küche, als würde ihr der Laden mit gehören.", beschwerte ich mich bei meinem besten Freund und lasse mich ziemlich gefrustet auf die Couch plumpsen, nachdem ich alle Fenster im Wohnzimmer geöffnet habe um frische Luft in die Bude zu lassen. Kurz schließe ich meine Augen und warte darauf, dass Sam etwas erwidert.

Noch immer ist er beruflich in New York, dennoch habe ich ohne zu zögern seine Nummer gewählt und war froh, dass er trotz der drei Stunden Zeitverschiebung auch dran gegangen ist. Wahrscheinlich liegt er schon zwei, vielleicht auch drei Stunden im Bett, vielleicht hat er sogar schon ein wenig geschlafen, allerdings hat er sich auch nicht beschwert.

"Und dann?", höre ich ihn leise fragen, während ich meinen ersten Schuh von meinem Fuß flippe. "Keine Ahnung. Nach gut einer Viertel Stunde kam sie samt einer Tüte mit warmhalteboxen wieder raus und verschwand dann. Auch Wortlos.", lasse ich ihn wissen und befreie mich auch von meinem zweiten Schuhe. "Vielleicht hatte sie einfach nur Hunger, hat mit Saw geschrieben und mit ihm ausgemacht, dass sie sich etwas abholen kann. Sie...." - "Noch nicht einmal Leoni geht dann einfach nach hinten in die Küche. Eigentlich hat niemand außer die Küchen Crew hinten etwas zu suchen.", unterbreche ich ihn aufgebraucht und weiß, dass Sam eigentlich eine ganz falsche Anlaufadresse für mein Unmut ist. "Was sagt Sawyer dazu?" "Keine Ahnung, wir haben heute auch nicht viel miteinander gesprochen.", antworte ich ihm stehe auf und nehme meine Schuhe um diese in den Schuhschrank zu stellen und begebe mich dann in die Küche, denn ich brauche Eis. Unbedingt ganz viel Schokoladeneis.

Das auch nicht viel miteinander gesprochen, ziehst sich nämlich mittlerweile schon die ganze Woche so durch. Zwischen Uni, Arbeit und gemeinsame Zeit die wir mit unseren Freunden verbracht haben, war es bisher immer schwierig, Zeit zu finden die Sawyer und ich gemeinsam, ungestört und unbeschwert genießen konnten. Allerdings hätte ich bis vor ein paar Tagen noch behauptet, dass es für uns machbar war, zumal er gerade die Nächte in deren Sam eh nicht daheim war, bei mir verbracht hat. Zusätzlich haben wir uns hier und da heimlich auf der Dachterrasse seines Restaurants getroffen und das eine oder andere Frühstück auch unter bekommen und wenn es dann doch Mal Tage gab, an denen wir keine Zweisamkeit finden konnten, standen die Nachrichten die wir miteinander austauschen gar nicht mehr still und verbrachten meist den halben Abend am Telefon.

In den letzten fast sieben Tagen, in denen ich ihn nicht mehr mit Ignoranz und schweigen strafte, gab es nicht ein, wenn auch nur kurzes, treffen lediglich zwischen ihm und mir. Keine Übernachtungen, weil Sam noch immer in News York war.
Im Gegenteil - die paar Nachrichten, die zwei kurzen Telefonate in den letzten Tagen oder die paar Worte die wir auf der Arbeit miteinander wechselten konnte ich an beiden Händen abzählen.
Dahingegen hat seine Exfreundin seine volle Aufmerksamkeit. Sie verbringen die Abende miteinander, Frühstücken gemeinsam und selbst auf der Arbeit taucht sie ständig auf.

"Hast du mir nicht erzählt, ihr hattet euch wieder vertragen.", gibt er von sich und gähnt, während ich mein Handy auf Lautsprecher stelle und es auf die Kuchenfront lege. "Haben wir.", gebe ich von mir und offne die Truhe um mein lang ersehntes Eis zu suchen. "Eigentlich dachte ich, wir hatten es auch hinter uns gelassen, aber.... keine Ahnung.", setze ich nach und nehme mir eine Packung Eis, schließe die Truhe und öffne die weiße Schublade um mir einen großen Löffel rau zu holen. "Okay, Vorschlag: wir legen auf und du rufst deinen Freund an. Du machst ihm klar, dass dir die Situation im allgemeinen aktuell richtig stinkt.", schlägt er vor. Ich öffne den Runden Deckel von meinem Schokoeis. "Wahrscheinlich eine gute Idee.", gebe ich lügend von mir und esse etwas von dem Eis, bevor ich mich samt meines Handys und der runden Pappdose auf dem Küchenboden setze. Das Handy lege ich neben mir auf den Boden und seufze.

Wahrscheinlich ist es besser meinem besten Freund seine wohl verdienten Nachtruhe zu gönnen. "Mags.", höre ich ihn sagen und es dann im Hintergrund rascheln, bevor er anscheinend ein Fenster öffnet. "Du hast rech.", erwidere ich schnell. "Weißt du schon wann du wieder kommst?", versuche ich im nächsten Schritt direkt das Thema zu wechseln. "Wenn alles gut geht Ende der Woche, aber ich meine es ernst sprich mit Sawyer.", antwortet er mir. Ich stochere in mein Eis herum und murmel ein leises okay. Er wiederholt sein seufzen und diesmal wünsche ich mir, er würde hier neben mir sitzen und mit mir diesen Becher Schokoeis essen.

"Sagst du nicht immer, dass Reden die Medizin von allem ist?", fragt er mich. Erneut esse ich ein großen Löffel von dem Eis. "Schon....", zögere ich und verschweige, dass ich irgendwie vor dem Angst habe, was zwischen Sawyer und mir passiert. Eigentlich kenne ich es überhaupt nicht vom ihm, dass er mich so sehr auf Abstand hält - gut vielleicht bin ich auch nicht ganz unschuldig. "Okay, weißt du was? Lass uns Auflegen, ich glaube ich sollte dein Freund anrufen. Ihm aus die Ferne in den Hintern treten, dann tut es vielleicht nicht ganz so doll weh.", beschließt er und ich bin froh, wirklich froh, dass er mich hiermit anscheinend nur aus der Reserve locken will, denn wenn er es ernst meinen würde, hätte er schon längst aufgelegt.

"Wir entfernen uns voneinander und ihm scheint das entweder nicht aufzufallen oder egal zu sein.", gebe ich leise von in mir, mittlerweile ist der frust über Abby verflogen - zumindest teilweise. "Das glaub ich nicht, der Kerl ist verrückt nach dir und ich glaube wirklich, dass es ganz anders wäre, wenn ihr zwei nicht so ein großes Geheimnis um alles machen würdet." "Ich weiß.", ist das einzige was ich darauf erwidere. Ich seufze noch einmal lauft und schließe dann dem Eisbecher. Sam hat Recht, auch wenn er es noch nicht ausgesprochen hat, aber Trübsal blasen und mir irgendwelche Horror Geschichten vorzustellen macht absolut kein Sinn.

"Hilfst du mir, sie zu verschachern, sollte irgendetwas zwischen Sawyer und seiner blöden Exfreundin gelaufen sein?", will ich wissen und ziehe mich hoch, bloß um das Eis weg zu packen und mich wieder ins Wohnzimmer zu begeben. Schnell habe ich alle Fenster wieder geschlossen und lasse die Rolladen bis zur Hälfte hinunter. "Abby oder Sawyer?", hakt er nach und lässt mich noch mal kurz über meine Frage nachdenken. "Sie, nicht ihn. Sawyer müssten wir seiner Schwester erklären." "Klar, bin dabei, allerdings ist es mir egal was Leo sagt, denkt oder Fragt. Ich hab ihn vorgewarnt, dass wir ein Problemchen bekommen, wenn er dich verletzt. Spar also schon Mal für meine Kaution, wenn du dir sicher....." - "Ich vertraue Sawyer. Wenn er sagt sie sind nur Freunde, dann glaub ich es ihm. Es frustet mich einfach, dass wir noch nicht Mal eine Viertelstunde zusammen haben. Das ich jetzt mit dir und nicht mit ihm telefoniere und unsere Kommunikation aktuell fast auf den Nullpunkt läuft.", unterbreche ich ihn. "Gut, dann noch Mal: Hau auf den Tisch und sprich mit Sawyer!", fordert er mich auf. "Du hast recht.", lasse ich ihn wissen und bin sogar kurz entschlossen es wirklich zu machen.

Ihn anzurufen und ihm meine Meinung zu sagen, ist vielleicht nicht ganz so verkehrt, aber ob es wirklich heute Abend sein muss, da bin ich mir nicht ganz so sicher. Ich merke, dass mein Frust noch nicht ganz vorüber. Es liegt nicht bloß allein an die Situation heute mit Abby, sondern viel mehr alles andere darum herum - ungern möchte ich etwas sagen, was ich hinterher nicht mehr zurück nehmen kann. "Ich bin froh, wenn du wieder hier bist.", gebe ich ehrlich von mir. Es dauert ein kleinen Moment bis ich ein leises "Ja ich auch." von ihm höre und runzle direkt die Stirn. Es hörte sich überhaupt nicht so an, als würde er es auch genauso meinen.

"Alles in Ordnung bei dir? Ich kotze mich die letzten Tage ständig bei dir aus und...." - "Ja alles gut. Es ist nur manchmal nicht einfach alles unter einem Hut zu bekommen. Das merkst du doch jetzt bei Sawyer und dir selber.", unterbricht er mich. Ich stocke, was genau will er mir damit sagen und bekomme gleichzeitig ein schlechtes Gewissen, dass ich ihn nicht das erste Mal, seit er wieder in New York ist geweckt habe. "Tut...." - "Fang erst gar nicht an, du weißt das du mich immer anrufen kannst.", gretscht er wieder dazwischen. "Okay, lass uns aber dennoch auflegen, damit du wieder unter die Decke schlüpfen kannst und zu deinem wohl verdienten Schlaf kommst." erwidere ich. "Und sag mir ja Bescheid, wann genau du wieder nach Hause kommst. Ich bereite alles für einen gemütlichen Abend vor." "Okay, aber nur unter der Bedingung, dass du nicht kochst!", fordert er von mir. Ich verstehe die Augen und kann mir ein grinsen nicht verkneifen. "Von mir aus."

Es dauert noch ein Augenblick, bis wir auflegen. Gerade als ich mein Handy beiseite legen will, gibt es ein pipsen von sich und kündigt eine Nachricht von Sawyer an.

Vermiss dich. Lust auf Frühstück morgen früh? Nur du und ich?

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