3 Ein Sex-Traum

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Katsuki

Die Dunkelheit, die bis eben nach mir gegriffen hatte, löste sich auf und ich stand in einem gleißend hellen Zimmer. Irrwitzige Schmetterlinge tanzten zu Dutzenden durch die warme Luft. Zwitscherten da Vögel? Ich wusste, dass ich träumte, aber es gelang mir nicht, den Traum abzuschütteln und aufzuwachen. Etwas hielt mich hier fest wie unsichtbare Fesseln.

Auf einmal stand da ein Junge mit seltsamen rotweißen Haaren neben mir. Irgendetwas sagte mir, dass ich diesen Clown schon mal gesehen hatte. Keine Ahnung, woher ihn mein Unterbewusstsein gezaubert hatte. Er war ein echter Hottie, da änderte auch dieses Feuermal in seinem Gesicht nichts, aber seine Miene war kühl wie Eis. Ich verdrehte die Augen. Was soll's. Träume sind Schäume, nicht wahr?

Icyhot kam auf mich zu, immer noch diesen tiefgekühlten, nichtssagenden Ausdruck im Gesicht. Ich wollte zurückweichen, konnte mich aber nicht bewegen. Seine Hände berührten meine Schultern und ich riss die Augen auf. Hä? Oh verdammt, ich war ja bis auf die Boxershorts nackt. Was war das denn für ein Traum? Seit wann träumte ich von Kerlen? Ich musste dringend aufwachen. Ohne Vorwarnung fiel ich um und landete auf einem riesigen Bett, konnte mich aber immer noch nicht rühren. Verdammt, das ging hier aber ganz in die falsche Richtung. Seine Hände wanderten über meinen Körper, als wollte er keine Stelle unberührt lassen.

Aufwachen! Aufwachen! Aufwachen!

„Es wird dir bald besser gehen. Du bist wirklich wunderschön."

Er bewegte seine Finger so an meinen Seiten entlang, dass er meine Nippel berührte. Unwillkürlich schnappte ich nach Luft, als ein kleiner Stromschlag durch meinen Körper zuckte. Fuck! Ich wollte ihn anschreien, dass er gefälligst seine Drecksgriffel wegnehmen sollte, aber auch ohne es zu probieren wusste ich, dass meine Stimme versagen würde.

Die Hände glitten immer tiefer über meinen Bauch, bis sie am Bund meiner Boxer ankamen. Würde er jetzt ... Ich hielt den Atem an und biss mir auf die Unterlippe.

Wach endlich auf!

Doch dann wanderten sie weiter, über die Oberschenkel. Überall, wo er mich berührte, kribbelte es heiß und kalt. Er kam an den Knöcheln an und plötzlich ließ er von mir ab und mir fiel ein, dass ich ja atmen musste. Ich schnaufte stöhnend aus und sog gierig die Luft ein. Verdammt, ich hatte doch tatsächlich einen Ständer. Aber das war eine Illusion, oder? Der Traum verschwamm vor meinen Augen und es wurde erneut dunkel.

Langsam öffnete ich die Augen. Wo war ich? Verdammtes Schattenreich! Lag ich in einem Bett? In einem fremden Bett? In einer fremden Wohnung? Schnell schlug ich die Decke zur Seite und setzte mich auf. Kurz schwindelte mir. Oh Fuck, das war doch nur ein Traum, oder?

Ich schluckte. Wo waren meine Kleider? Suchend sah ich mich um. Sie lagen auf der anderen Seite des Betts, fein säuberlich auf einem kleinen Stapel zusammengelegt. Was hatte das alles zu bedeuten? Was verdammt noch mal war hier los? Ich musste hier raus. Schnell zog ich mich an.

Eine Zimmertür ging auf und ein junger Mann betrat den Raum mit nichts als einem Handtuch um die Hüften und einem weiteren über dem Kopf. Er rubbelte sich im Gehen die Haare trocken. Hä? Moment! Wieso hatte der Typ nichts an?

Er zog sich das Tuch vom Kopf und erstarrte, als er mich vor ihm stehen sah.

Die Augenbrauen des Typen wanderten nach oben. „Oh, du bist wach."

Hä? Verdammt, das war dieser Kerl mit der rotweißen Kasperfrisur aus meinem Traum. Das durfte doch alles nicht wahr sein. Unverhohlen betrachtete er mich in aller Seelenruhe. Kochend vor Wut, machte ich einen Schritt auf ihn zu, holte aus und schlug dem Mistkerl die Faust ins Gesicht. Seine silbrige Aura blitzte strahlend auf. Ich hätte erwartet, dass er zu Boden gehen würde, doch er stolperte nur einen Schritt zurück und schlagartig verfinsterte sich sein Nimbus. Er ging auf mich los und noch, ehe ich reagieren konnte, hatte er mich rückwärts durch die Wohnung geschoben und ich lag wieder auf dem Bett, auf dem er mich jetzt festpinnte, als wäre ich ein wehrloses Kind. Ich sah in paralysiert an. In seinen heterogenen Augen blitzte es. Diese Augen? Kannte ich sie?

„Wenn du an deinem Leben hängst, machst du das nie wieder", sagte er mit viel zu ruhiger Stimme, während seine Aura zu blinken schien.

Warum lief mir jetzt ein Schauer über den Rücken? Und zudem war das mein Satz! Ich biss die Zähne zusammen und versuchte, mich vergeblich seinem Griff zu entwinden.

„Tss – wen willst du mit deinem Milchbubi-Gesicht erschrecken? Und lass mich gefälligst los, verdammter Bastard!"

Sein Nimbus hellte sich auf. Flimmerte jetzt wie Kristalle im Sonnenlicht. Das Funkeln in seinen faszinierenden Augen erlosch, aber er ließ mich nicht los. Wieso hatte er so viel Kraft? Kaltes Wasser aus den nassen Strähnen tropfte in mein Gesicht und er roch irgendwie frostig, wie nach einer eisigen Winternacht. Nach frisch gefallenem Schnee. War das sein Duschgel?

„Verdammt, du sollst mich loslassen!", knurrte ich mit angespanntem Kiefer.

„Gut, ich lasse jetzt los und du wirst dich beruhigen!"

Beruhigen? Ich sollte mich verfickt noch mal beruhigen? Das konnte der Mistkerl vergessen. Ich würde ihn töten.

„Gib mir keine scheiß Befehle, du Halb-Halb-Bastard! Nimm endlich deine Drecksgriffel weg, oder hast du einen Todeswunsch? Verdammtes Schattenreich! Runter von mir!"

„BERUHIGE DICH!"

Verflucht, diese tiefe, vibrierende Stimme echote in meinen Ohren, ging mir durch Mark und Bein, und wie von selbst atmete ich tief durch und die Anspannung fiel von mir ab. Seltsam.

Er ließ mich auf der Stelle los und ich setzte mich auf. Das Flimmern um ihn herum erlosch. Das Handtuch war ihm von den Hüften gerutscht. Er hob es auf und band es sich erneut um, während ich versuchte, ihn nicht anzustarren. Verdammt, was hatte der für einen durchtrainierten Körper. Und sein Schwanz ... Augenblick! Was dachte ich da? Plötzlich kam mir ein erschreckender Gedanke.

„Hast du...? Ich meine, haben wir ...? Ich meine ..." Ich machte eine eindeutige Handbewegung.

Seine Mine zeigte keine Regung. Dann schüttelte er kaum merklich den Kopf. „Tss... Was du auch immer fragen wolltest, die Antwort ist nein. Du warst ohnmächtig."

„Aber wir ... Ich ... Ich meine, kennen wir uns?"

Seine Augen weiteten sich kurz. „Du kannst dich an nichts erinnern, hab ich recht?"

„Nein, verdammter Scheiß! Wenn du weißt, was gut für dich ist, dann rückst du mal mit ein paar Antworten raus. Ich will jetzt endlich wissen, was hier los ist. Wo zur Hölle bin ich und wieso? Und zieh dir gefälligst was an!" Hatte ich das gerade wirklich gesagt?

Die Aura des Bastards war jetzt so silbrighell, dass man ihn für einen Engel halten müsste. Doch Engel wohnten nicht auf der Erde und hatten bestimmt keine Frisur, die aussah, als hätte er zu nah neben einer Zuckerstange geschlafen. Und vor allem, die Auren von Engeln verfinsterten sich nicht. Sie waren rein und würden es auch immer bleiben. Was war er?

Der Schönling drehte sich um. Seine Rückenmuskeln waren klar definiert. Aber was noch viel beeindruckender war, war dieses Tattoo. Zwei riesige Vogelschwingen, die sich über den gesamten Rücken zogen. Das Handtuch, das er um die Hüften geschlungen hatte, verdeckte den Teil, der sich allem Anschein nach selbst über den Hintern zog. Die Federn waren unglaublich realistisch. Ein Meisterwerk. Auf der Innenseite seines linken Arms war das Tattoo eines Schwertes. Die Flammen, die darüber züngelten, sahen ebenfalls extrem echt aus. Er griff nach einem Bademantel und zog ihn über.

„Was ist das Letzte, an das du dich erinnerst?"

„Ich war mit Freunden in einem Club in Shibuya und hab ein Bier getrunken." Verdammt Eijiro und die anderen hatten bestimmt nach mir gesucht.

„Mehr nicht?"

„Nein verdammt!"

„Du bist aus einer Seitentür herausgestürmt und hast diesen Dämon verfolgt. Der Dämon hat dich fertig gemacht. Du solltest nicht alleine Höllendämonen jagen und schon gar nicht ohne Waffe. Das solltest du doch eigentlich wissen."

Vor meinem inneren Auge blitzten Erinnerungen auf. „Ein Arachnoid-Dämon. Er hatte mich erwischt ... Jemand hat ihn vernichtet ... Das warst du! Warte! Du kannst Dämonen sehen?"


Shoto

Ich zuckte mit den Schultern. „Du doch auch."

Er kniff die Augen zu Schlitzen und legte den Kopf schräg. „Bist du ein Dämonenjäger?"

„So würde ich mich nicht bezeichnen", sagte ich, obwohl ich genaugenommen das war. Ein höllischer Dämonenjäger. „Und wieso jagst du Dämonen?"

„Hä? Weil ich es kann. Es ist meine Bestimmung."

„Ist das so?"

„Ich werde der größte Jäger aller Zeiten und befreie die Erde von diesen Kreaturen."

„Das ist einfach nicht möglich und das solltest du wissen. Genau so könntest du versuchen, den Regen davon abzuhalten, auf die Erde zu fallen." Er wusste, dass alle Ayakashi, also irdischen Dämonen aus den schlechten Gefühlen der Menschen geboren wurden, anders als Höllendämonen und Yōkai. Solange es Menschen gab, würde es auch Ayakashi geben. „Aber das ist auch nicht, was ich gemeint habe. Was ist dein Antrieb? Wieso glaubst du, Dämonen und Yōkai hätten grundsätzlich den Tod oder Schlimmeres verdient?"

„Hä? Willst du mich auf den Arm nehmen? Das sind dunkle Ungeheuer mit schwarzen Seelen. Bestien, die den Menschen Leid zufügen oder sie töten. Besonders Yōkai sind das zu Fleisch gewordene Böse. Die Ausgeburt der Hölle und sie sind schlichtweg niederträchtige Kreaturen. Ich hasse sie. Aber hast nicht du diesen Dämon vernichtet?"

„Das ist was anderes. Er wollte dich töten. Aber nicht alle Yōkai und Dämonen sind Mörder."

„Red keinen Scheiß! Natürlich sind sie das."

Der Hass saß tief und es hätte keinen Sinn, mit ihm zu diskutieren. Wahrscheinlich würde er versuchen, mich mit bloßen Händen umzubringen, wenn er wüsste, wer ich war.

„Aber das ist noch nicht alles, hab ich recht?"

„Was soll das heißen? Bist du ein Seelenklempner? Sag mir lieber, warum ich hier bin?"

„Wie du gesagt hast, ein Arachnoid-Dämon hatte dich erwischt. Ich konnte dich da nicht einfach liegenlassen. Ich hab dich hierher gebracht."

„Du hast mich gerettet?"

„Gerettet hat dich das Gegengift, das dir eine Hexe verabreicht hat. Du kannst dich also bei ihr bedanken."

Er ballte die Hände zu Fäusten. „Das kann nicht dein Scheiß ernst sein. Eine Hexe?! Hexen sind Halbdämonen."

„Sie ist halb Mensch halb Succubus, um genau zu sein."

„Fuck! Jetzt weiß ich, woher dieser Traum von dir kam."

„Du hast von mir geträumt?"

„Klappe! Wenn du glaubst, ich danke dir oder der Giftspritze dafür, dann hast du dich getäuscht."

„Du musst mir nicht danken, bleib einfach nur am Leben."

Für einen Moment sah er mich verwirrt an und alle Härte war aus seinem Gesicht gewichen.

„Was hat das mit deiner Aura auf sich? Sie wechselt ihre Farbe von einem Silber zu Schwarz und wieder zurück, und manchmal leuchtet sie strahlend hell. Das ist doch nicht normal."

„Du kannst meine Aura sehen? Bist du doch ein Dämon?"

Er ballte die Hände zu Fäusten. „Tss... Du hast wohl einen Todeswunsch, du Bastard."

„Nein, wie kommst du darauf?"

„Hä?"

„Warte, ich zeige dir etwas. Sie genau hin!"

Ich griff nach seiner Hand und sofort leuchteten unsere Auren goldgelb und silbern auf, als hätte man eine Glühbirne unter Strom gesetzt. Bakugo, der mir seine Hand entreißen wollte, hielt inne und betrachtete das Leuchten mit offenem Mund. Sie strahlten immer heller, vermischten sich, dehnten sich aus und glitzerten wie Feenzauber. Ich spürte, wie auch mir der Mund aufklappte. Mein Herz begann zu rasen, als das himmelsgleiche Glühen uns beide wie ein Ballon umschloss. Noch nie hatte ich etwas Schöneres gesehen. Unterbewusst verschränkten wir unsere Finger miteinander.

„Unglaublich oder?"

„Wie machst du das?", fragte er und seine Stimme klang fast andächtig.

„Keine Ahnung. Ich bin das nicht. Ich habe noch nie zuvor die Aura eines Menschen zum Leuchten gebracht, oder ein Mensch, die meine? Aber es ist wunderschön."

„Hey Icyhot, was ist das für ein Zaubertrick?"

Ich schüttelte den Kopf. „Ich hab nicht die geringste Ahnung." Warum raste mein Herz so? Mein ganzer Körper prickelte.

„Warte, was zur Hölle bist du?" Schlagartig entriss er mir seine Hand und das Glühen erlosch.

Unmei no kizuna - Band des SchicksalsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt