Katsuki
Es war ein seltsames Gefühl. Als würde mein Verstand ganz allmählich aus einem tiefen, traumlosen Schlaf erwachen wollen. Aber gleichzeitig gelang es mir nicht, die Finsternis abzuschütteln, und ich schien in diesem albtraumhaften Dämmerzustand gefangen zu sein, um schließlich wieder in das zeitlose Nichts gezogen zu werden. Irgendwann kehrte ich zurück in diesen schauerlichen Halbschlaf, doch erneut gelang es mir nicht, aufzuwachen. Stattdessen hatte ich das Gefühl, als wäre ich schwerelos und würde durch Zeit und Raum schweben. Was war geschehen? Auf einmal hörte ich eine seltsam vertraute Stimme. Sie schien von überall und nirgendwo zu kommen. Zuerst waren es nur Wortfetzen, doch allmählich verstand ich mehr. Dann erkannte ich Professor Yagis eindringliche Stimme.
„Du darfst hier nicht herein. Das habe ich dir schon unzählige Male gesagt."
„Ich kann ihm helfen."
War das Shotos Stimme? Eine Wärme legte sich um mein Herz und schien die Kälte in mir zu vertreiben. Etwas in mir wollte mit aller Macht aufwachen, doch es gelang mir nicht, die Lider aufzuschlagen.
„Das kannst du nicht. Er liegt im Koma. Selbst die Heilerin hat es bis jetzt nicht geschafft, ihn zu wecken. Er braucht noch Zeit."
„Lassen sie mich endlich zu ihm."
„Er benötigt Ruhe, Shoto und du benötigst sie auch. Er wird sicher bald zu sich kommen."
„Er hätte längst aufwachen müssen. Das wissen Sie. Lassen sie mich zu ihm!"
„Niemand kann sagen, wie lange es dauern wird. Er war schwer verletzt. Ich sage dir, er braucht noch Zeit."
„Nein, er braucht mich. Hören Sie, er ist mein Seelengefährte und ich kann ihm helfen."
„Verstehe, aber ihr seid keinen Bund eingegangen und seid keine Unmei no kizuna. Das Band, das euch verbindet, ist nicht stark genug. Du wirst ihm nicht helfen können."
„Sagen Sie mir nicht, wie stark das Band zwischen uns ist!" In Shotos Stimme lag Zorn. So hatte ich ihn noch nie gehört.
„Es reicht, Shoto! Geh jetzt!"
„NEIN, SIE WERDEN MICH AUF DER STELLE ZU IHM LASSEN!"
Shotos vibrierende Stimme hatte einen seltsamen Unterton angenommen, den ich schon öfter bei ihm gehört hatte und der sich wie ein Druck auf meine Brust legte. Ich hörte Schritte, dann legte sich eine Hand auf mein Herz. Wärme sickerte durch meinen Körper und ich spürte, wie sich mein Puls erhöhte.
„KATSUKI BAKUGO, HÖR MEINE STIMME! DU WIRST DIE DUNKELHEIT HINTER DIR LASSEN! ICH BEFEHLE DIR WACH AUF!"
Es war, als würde etwas nach meiner Seele greifen und mich zurück ins Leben zerren. Zurück ans Licht. Und selbst wenn ich gewollt hätte, ich hätte mich diesem Befehl nicht widersetzen können. Meine Lider fingen an zu flattern und ich öffnete sie.
Hell. Alles war so hell. War ich vielleicht doch gestorben und durchschritt die Pforte in den Himmel? Doch der stechende Schmerz hinter meiner Stirn erzählte eine andere Geschichte. Als hätte mich eine Abrissbirne getroffen. Langsam gewöhnten sich meine Augen an die Helligkeit.
Ich blickte in sturmgepeitschte heterogene Augen, unter denen viel zu tiefe Schatten lagen. Dennoch war er so schön wie eine göttliche Vision. Und ich sah unsere Auren leuchten. Gold und Silber, das sich wie ein Kokon um uns verwebte. Ein erleichtertes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus und ich versuchte es zu erwidern.
„Hey", sagte ich und meine Stimme war ein einziges, heißes, trockenes Krächzen. „Was ist geschehen?"
„Du bist wach, jetzt wird alles gut."
Jäh wurde er von mir weggerissen und etliche Ärzte und Heiler standen auf einmal um mich. Ich musste einige Untersuchungen über mich ergehen lassen. Was war hier los und wo war ich? Wo war Shoto? Oder hatte ich mir das eben nur eingebildet? Ich reckte den Hals und versuchte, an einer Heilerin vorbei zu spähen. Ich sah, wie er von Yagi aus dem Zimmer geschoben wurde.
„Ich weiß nicht, was du da eben gemacht hast, aber offensichtlich war es das Richtige. Aber jetzt geh! Du kannst später zu ihm."
Irgendwann ließen die Ärzte von mir ab und ich war so erschöpft, dass ich gleich wieder einschlief. Diesmal träumte ich. Ich wusste, es war ein Traum, denn nichts hier, glich irgendetwas, das ich je auf der Erde gesehen hatte, und am nachtblauen Firmament standen zwei schwarze Sonnen, die lediglich eine seltsam leuchtende Korona hatten. Unweit von hier, auf einer Anhöhe, zeichnete sich ein gigantischer schwarzer Palast als Silhouette gegen die Sonnen ab. Ich wusste nicht warum, aber ich musste zu diesem finsteren Palast, doch kurz bevor ich ihn erreichte, änderte sich der Traum. Zuerst war es dunkel, dann blitzten Bilder wie verschwommene Erinnerungsfetzen vor meinen Augen auf.
Vater, wie er am Boden lag, den Hals von unmenschlichen Klauen aufgerissen. Leere Augen, die zur Decke starrten. Mutter, die vergeblich versuchte, gegen unzählige, schwarze Dämonen mit bloßen Händen zu kämpfen. Dann war da dieses gleißende Licht, dass die ganze Welt verschlang. Und dann nichts mehr.
Das Erwachen aus einem Alptraum war das Schlimmste. Wenn vergessene Erinnerungen sich einen verfickten Weg zurück in meinen Geist gesucht hatten. Und die kalte Realität dich hilflos und leer zurückließ. Meine Eltern waren weg, als hätte es sie niemals gegeben. Tot und sie hatten mich zurückgelassen. Zurückgelassen mit all diesen Splittern in meiner Seele.
In meinem Kopf hämmerte ein zuckender Schmerz und es dauerte ein paar Momente, bis ich begriff, wo ich war. Mein Körper fühlte sich merkwürdig steif an, als würde ich seit Tagen hier liegen. Nur mit Mühe konnte ich den Kopf zur Seite drehen. Und da lag Icyhot in tiefstem Schlaf. Er saß auf einem Stuhl, hatte die Arme auf dem Rand der Matratze verschränkt und seinen Kopf darauf gebettet. Ich schmunzelte. Es war herzerwärmend, wie er hier so friedlich und sanft schlummerte. Bei den Göttern, er war so unglaublich hübsch und gleichzeitig so cool, und er war mein Unmei no kizuna oder könnte es zumindest sein. Es hatte längst keinen Sinn mehr, es abzustreiten. Wir waren Seelenpartner, und das beschissene Schicksal webte das Band um unsere Seelen, um unsere Herzen, und um unser ganzes Sein, täglich enger. Das war alles nicht so geplant, aber ganz offensichtlich gab das Schicksal einen Fick auf meine Pläne. Ganz wie zur Bestätigung, schlug mein Herz einen Takt schneller. Aber was dachte ich da eigentlich? Mag ja sein, dass ich ihm zu verstehen gegeben hatte, dass ich keinen Seelengefährten brauchte, doch letztlich hat er mir doch mehr oder weniger gesagt, dass ich mir einen anderen suchen sollte. Tss... als ob auf dieser gottverdammten Welt noch so jemand wie er herumlaufen würde? Was für ein Dummkopf er doch war. Beschwerlich, mit einiger Kraftanwendung, hob ich meine Hand und ließ die Finger durch dieses seidenweiche Haar streichen. Ich konnte meinen hämmernden Kopf kaum aus dem Kissen heben, aber wie gern würde ich mich zu ihm beugen und ihn einfach küssen. Gut, dass er das nie erfahren würde.
Shoto fuhr wie vom Ayakashi gestochen hoch und sah mich mit großen Augen an. „Du bist wach."
„Das hoffe ich doch."
„Gut, dann kann ich ja jetzt gehen?"
„Was? Warte!", krächzte ich, als hätte ich meine Stimme seit Tagen nicht mehr benutzt.
Er verharrte in der Bewegung und ich sah ihn für Sekunden schweigend an. Wie lange hatte er hier ausgeharrt?
„Kannst du mir ein Glas Wasser geben?"
Er nickte. Auf dem Nachtschränkchen stand eine Karaffe und er schenkte mir einen Becher ein. Erst fuhr er das Bett in eine aufrechte Position, dann reichte er ihn mir und es kostete mich all meine Kraft, ihn zu nehmen und daraus zu trinken. Umsichtig nahm er ihn mir wieder ab und stellte ihn zurück. Scheiße, wie ich es hasste, so schwach zu sein.
„Was ist passiert?", wollte ich wissen.
Er setzte sich wieder. „An was kannst du dich noch erinnern?"
Ich runzelte die Stirn und überlegte. „Ich hatte den Nachtkrabb erledigt, der dich ins Land der Albträume geschickt hatte. Aber da war noch etwas. Da waren all diese Toten, in den Bäumen. Und dann ist da nur noch Schwärze. Ah warte, ich glaube, mich zu erinnern, dass du schon mal hier warst, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich das nur geträumt habe. Wie lange liege ich hier eigentlich schon?"
„Heute sind es sieben Tage, seit dich der Vampirdämon angegriffen hatte. Das Amulett hat verhindert, dass er dir die Kehle herausgerissen hat, wie all den anderen Opfern, aber er hatte dich an einen Baum geschleudert. Du warst schwer verletzt und bist ins Koma gefallen. Die Heiler haben all deine Verletzungen heilen können, doch du warst so tief im Koma, dass du einfach nicht aufwachen wolltest."
„Du hast mich da rausgeholt, hab ich recht?"
Er zuckte mit den Schultern. „Ich hätte das schon früher versuchen sollen, aber sie meinten, du bräuchtest einfach noch Zeit. Hast du Schmerzen?"
„Mein Kopf tut weh, aber sonst geht es mir gut."
„Du hattest einen Schädelbruch, das Kopfweh wird noch ein bisschen andauern und deine Heilbehandlungen werden noch weiter fortgesetzt werden müssen, aber du wirst vollständig genesen."
„Hast du den Dämon erledigen können?"
Er nickte und ließ den Kopf sinken. „Ja. Tut mir leid, dass ich dich nicht beschützen konnte. Dass du überhaupt noch lebst, hast du dem Talisman zu verdanken."
„Tss... also hast du mich doch gerettet."
Er stand auf. „Hör zu Kats, hier gehen Dinge vor, die ich noch nicht verstehe. Ich brauche ein paar Informationen, und hierfür werde ich für ein paar Tage weg sein, um sie zu bekommen. Bitte trag das Amulett und pass auf dich auf. Du wirst bald wieder auf den Beinen sein."
Er griff nach der Kette auf dem Nachtschränkchen und legte sie mir um. „TRAG DEN TALISMAN UND LEGE IHN NICHT AB SO LANGE ICH NICHT ZURÜCK BIN!"
Ich nickte.
„Sehr gut, ich rufe noch die Heilerin. Bis dann, Kats."
Er drehte sich um und verließ das Zimmer. Bevor er die Tür hinter sich schloss, drehte er sich noch einmal um.
„Wenn ich zurück bin, essen wir zusammen Curry."
Shoto
Ich stand im Keller des Pandämoniums und öffnete den Zugang zum Portal. Schon hier roch ich Ozon.
„Bist du dir sicher, dass du das machen willst?"
„Ich brauche ein paar Antworten, Fumikage."
„Du kehrst in die Hölle zurück mit nichts als Fragen? Du hast weder deinen Bruder ausfindig gemacht, noch kannst du behaupten, den Dämonenjäger beschützt zu haben."
„Ja, aber genau das ist das Problem. Touya ist nicht auffindbar, ich hätte doch eher erwartet, dass er Chaos verbreiten würde. Dafür wird ein Dämonenjäger, den offensichtlich ein paar Geheimnisse umgeben, ständig von Dämonen angegriffen. Und dann gibt es noch dieses Schicksalsband zwischen uns. Zwischenzeitlich bin ich mir sicher, dass das alles zusammenhängt, aber ich weiß nicht, wie. Wir brauchen ganz dringend ein paar Antworten. Wenn ich sie nicht von meinem Vater bekommen sollte, werde ich, wenn es sein muss, bis zur siebten Hölle hinabsteigen."
„Du willst nicht wirklich ins Tal der Vergessenen, oder willst du, dass dich alle Welten vergessen?"
„Glaub mir, ich würde noch viel weiter gehen. Und wenn ich in dem gesamten verfluchten Schattenreich keine Antwort finde, fliege ich persönlich in den Himmel."
„Shoto, sag so etwas nicht! Die Engel würden dich buchstäblich in Stücke reißen."
„Dafür müssten sie mich erstmal erwischen. Engel sind auch nicht unfehlbar."
Fumikages Federn stellten sich auf und er schüttelte den Kopf. „Pass auf dich auf."
„Mach ich und hab du ein Auge, auf den Dämonenjäger."
„Zwei, wenn ich sie entbehren kann."
Ich trat in das Portal. Meine Haut brannte und für einen Moment hatte ich das Gefühl, alles Glück und alle Güte der Welt würden mich verlassen. Ich betrat die Höllendimension. Vor mir taten sich die Umrisse von Tartaros auf. Heroisch reckten sich unzählige Türme gen Himmel, erweckten den Anschein, als würden sie unbezwingbar alle Zeiten überdauern, und nicht viel später öffnete man mir die Pforten des dunklen Palastes.
Ich bat um eine Audienz bei meinem Vater, und diesmal empfing er mich nicht im Thronsaal, sondern in seinen privaten Gemächern. Ich kniete nieder, doch mit einer flüchtigen Handbewegung deutete er mir aufzustehen.
„Du bist schon wieder zurück?"
„Ja, Vater, und ich habe ein paar Fragen und ich werde nicht gehen, ohne dass ich Antworten darauf bekomme."
Seine Stirn legte sich in Falten und er musterte mich kurz. „Das hatte ich mir schon gedacht." Er wandte sich an seine Diener und die Wachen. „Lasst uns allein! Ich muss mit meinem Sohn sprechen."
Sekunden später waren alle verschwunden.
„Vater, wusstet Ihr, dass er mein Seelengefährte ist?", fragte ich ohne Umschweife.
Auf seinem Gesicht machte sich ein nachdenklicher Ausdruck breit. „Er ist also tatsächlich dein Seelenpartner."
„Wirklich überrascht klingt das nicht."
„Nein, ich hatte es befürchtet."
„Ihr schickt mich mit dem Auftrag auf die Erde, diesen Dämonenjäger zu beschützen und sagt mir kein Wort darüber."
„Ein Seelenpartner zu finden ist etwas Seltenes."
„Das ist nicht das Einzige, dass ihr mir verschwiegen habt."
Mein Vater sah mich nur schweigend an.
„Katsuki Bakugo ist ein Halbgott, dessen Nimbus sowie seine Kräfte durch ein Siegel verborgen sind. Und laut seiner Aussage wurden seine Eltern von Dämonen getötet. In der kurzen Zeit wurde er von einem Arachnoiddämon, einem beschworenen Ayakashi und einem Vampir-Yōkai angegriffen. Er liegt schwer verletzt auf der Krankenstation. Was geht hier vor?"
Die Augen meines Vaters weiteten sich. „Er wurde von Dämonen angegriffen? Wieso hast du es nicht verhindert? Du willst mir doch nicht sagen, dass diese Dämonen ein Problem für dich dargestellt hätten?"
Ich biss die Zähne aufeinander. Was für eine Frage. Er selbst hatte mich ausgebildet. Er wusste ganz genau, zu was ich in der Lage war. „Nein. Aber ich kann nicht auf der Erde herumlaufen und meine übermenschlichen Kräfte entfesseln. Nicht vor einem Dämonenjäger."
„Du wirst es müssen. Noch gefährlichere Wesen trachten ihm nach dem Leben."
„Was? Welche Wesen? Und wieso?" Ich war auf den Beinen. Ich hätte ihn doch nicht alleine lassen sollen. Dämonen konnten die UA nicht betreten und Fumikage hatte ein Auge auf ihn, doch wenn es noch gefährlichere Angreifer gab, konnte auch er nichts ausrichten.
„Setzt dich, Shoto. Ich erzähle dir, was es mit diesem Jungen auf sich hat. Es ist eine Geschichte, die vor Äonen begann, als es noch keine Dimensionen gab, die Himmel, Erde und Hölle trennten. Es gab noch nicht mal die Menschen. Aber es gab uns, die Götter."
„Diese Geschichte kenne ich bereits. Könntet Ihr es nicht etwas abkürzen. Jede Sekunde, die ich hier verbringe, ist Katsuki ohne meinen Schutz."
Seine Augen sprühten Feuer. Er hasste es, unterbrochen zu werden, aber dann nickte er. „Ich kannte seine Mutter sehr lange. Ihr Göttername war Nyx. Sie war die Göttin der Nacht. Als deine Mutter und ich beschlossen, Kinder zu bekommen, tat sie mir einen großen Gefallen. Engel und Götter könnten keine Kinder zeugen, ohne den Segen einer Gottheit, und sie spendete uns den Segen. Ohne sie wäre es nicht möglich gewesen, dass du oder deine Geschwister überhaupt geboren wurdet."
Natürlich, mein Vater war der Teufel, aber das war letztlich nur ein Name. So wie er viele Namen hatte. Er war der Gott der Unterwelt. Mag sein, dass er eine finstere Gottheit war, aber er war ein Gott.
„Sie war also deine Patentante. Eines Tages kam sie zu mir und forderte den gleichen Gefallen für sich und einen Menschen. Irgend wann kam sie zu mir und erzählte mir, dass sie von einer Gruppe dunkler Engel bedroht wurde, die nach dem Leben ihres Sohnes trachteten. Ein Halbgott ist in ihren Augen wider die göttliche Ordnung. Ich bin sein Pate und sie nahm mir das Versprechen ab, sollte ihnen etwas zustoßen, dass ich den kleinen Bastard beschützen würde. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass die Dunklen es wagen würden, eine Göttin anzugreifen. Um das Leben ihres Sohnes zu retten, hatte sie das ihre und das ihres Mannes geopfert. Die Angreifer wurden vernichtet, aber es könnte noch andere Dunkle geben und wenn sie den Jungen finden, ist er in größter Gefahr. Sie hatte seine Kräfte versiegelt, um ihn zu verstecken. Ich hatte ihr sogar bei dem Verhüllungsfluch geholfen, doch das, was ihm die ganze Zeit geholfen hat, wird ihm jetzt zum Verhängnis."
„Dann wurden seine Eltern gar nicht von Dämonen getötet?"
„Nein Shoto. Nicht alles, was dem Himmel entspringt, ist gütig und rein, sowie nicht alles, was der Hölle entstammt, verdorben und böse ist. Aber um auf den Jungen zurückzukommen. Ich konnte ihn, der auf der Erde geboren und aufgewachsen war, nicht ins Schattenreich mitnehmen, also vertraute ich ihn dem Nephelin Toshinori Yagi an und dieser hat beschlossen, ihn zum Geister- und Dämonenjäger auszubilden. Wie du sicher weißt, fließt in allen Jägern mehr oder weniger das Blut der Nephelin. Nachkommen von Engel und Menschen."
„Den Fluch, könnt Ihr ihn brechen?"
„Nein, er ist an die Sterne gebunden. Weder Himmel noch Hölle könnten ihn brechen. Doch je älter und stärker er wird, desto schwächer wird der Fluch werden und sich irgendwann auflösen."
„Das dachte ich mir. Könnt Ihr mir sagen, warum es all diese Dämonen auf Katsuki abgesehen haben? Ich meine, Ihr seid der König der Unterwelt. Ihr solltet das wissen, oder nicht?"
„Nicht jeder Dämon der sieben Höllen steht unter meiner Kontrolle. Selbst der Himmel hat nicht alle Engel im Griff, wie man an den Dunklen sieht. Doch ich gehe davon aus, dass es mit deinem Bruder zu tun hat. Ich befürchte, er will den Halbgott, oder besser gesagt sein Blut, um die Siegel der Hölle zu brechen."
Verdammt Touya, was machst du nur? Konnte es noch schlimmer kommen? Himmel und Hölle waren hinter meinem Seelenpartner her und das Ende der Welt stand gleich mit auf dem Spiel.
„Aber warum sollte er das tun? Will er Armageddon heraufbeschwören und die Herrschaft über die Erde übernehmen?"
„Dein Bruder versteht es, seine Pläne vor mir zu verbergen."
„Verstehe." Er wusste es nicht.
„Shoto, es könnte noch viel schlimmer kommen."
Das Gespräch mit Vater hatte nicht so lange gedauert wie befürchtet. Deshalb eilte ich noch zu den Gemächern meiner Mutter. Vor der Tür standen keine Wachen und die Tür war unverschlossen, also trat ich einfach ein.
„Shoto!" Sie nahm mich in den Arm. „Wie geht es dir?"
„Hat Vater die Wachen abgezogen?"
„Ja, gleich nach deinem letzten Besuch. Ich bin frei zu gehen, wohin ich will."
„Und warum bist du dann noch da?"
„Shoto mein Schatz, wo sollte ich denn hingehen? Das hier ist mein Zuhause."
„In den Himmel?!"
„Was sollte ich denn im Himmel, ohne meine Familie?"
„Überall ist es besser als hier bei Vater."
Sie schüttelte den Kopf. „Dein Vater hat Fehler gemacht, aber die habe ich auch."
„Du hast ihm doch nicht etwa verziehen?"
„Um mir selbst verzeihen zu können, musste ich auch ihm verzeihen und du solltest das auch. Deine Seele leidet nur mit all dem Groll. Den Hass, den du mit dir trägst, ist der Hass, der dich auffrisst und überall, wo du hingehst, wird er dich begleiten."
Ich senkte den Kopf. Meine Mutter hatte recht. Natürlich hatte sie das, aber ich war noch nicht bereit, ihm zu vergeben.
„Ich habe meinen Seelenpartner gefunden", wechselte ich das Thema.
Sie schlug sich die Hand vor den Mund. „Ach Shoto, das ist ja wundervoll."
„Du müsstest ihn kennen, zumindest kanntest du seine Mutter. Nyx, die Göttin der Nacht." Ihre Augen weiteten sich. „Ist das nicht verrückt? Ein Halbgott und ein Akuma sind Seelenpartner."
Sie griff nach meinen Händen und drückte sie. „Du bist so viel mehr, als ein Akuma, und das weißt du. Ihr seid euch gar nicht so unähnlich."
Ich schüttelte den Kopf. „Aber weißt du, was noch verrückter ist? Ich glaube, ich habe mich in ihn verliebt."
Auf der Erde waren vier Tage vergangen, als ich endlich zurückkehrte. Wie immer war ich erschöpft, wenn ich aus der Hölle zurückkam, aber ich musste so schnell wie möglich zu Katsuki. Als ich an der UA ankam, erwartete mich Fumikage unweit des Eingangs in seiner menschlichen Form.
„Shoto, du bist zurück."
„Ja, ist hier etwas vorgefallen?"
„Nein, geradezu verdächtig ruhig, wenn du mich fragst. Was hast du erfahren?"
Ich erzählte ihm alles, was mir mein Vater gesagt hatte und dass er vermutete, dass Touya hinter all den Dämonenangriffen steckte und wie wichtig es wäre, ihn zu finden und aufzuhalten.
„Fumikage, danke dass du hier Nacht für Nacht auf ihn aufgepasst hast. Geh zurück ins Pandämonium und ruhe dich aus. Ich übernehm hier wieder."
„Sei vorsichtig, Shoto! Diese Schule ist ein Fass voller Sprengstoff und du bist die gottverdammte Flamme. Wenn herauskommt, dass du ein Akuma bist, werden diese Mistkerle keine Gnade zeigen." Er verwandelte sich in seine Dämonenform und flog davon.
Da hatte er wohl recht. Aber nachdem ich wusste, wer Professor Yagi wirklich war und er offensichtlich meinen Vater gut kannte, gab es zumindest einen, der im Bilde sein sollte, wer ich wirklich war.
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Unmei no kizuna - Band des Schicksals
FanfictionYōkai, Engel, Dämonenjäger, Götter und Menschen... Die Fäden des Schicksals sind unfassbar stark, wenn auch oft verworren. Kann am Ende das zusammenfinden, was zusammengehört? Oder schaffen es, die dunkelsten Mächte sie für alle Zeiten zu zertrennen...