Stay... | Wenn ich weiß, was Liebe ist, dann nur wegen dir... || Nolin

Kapitel 3: Colin

Julia: Joel war bei mir. Was ist los bei dir und Noah? Wo bist du?

Ich ignorierte die Nachricht. Gerade wollte ich einfach mit niemandem reden. Auch nicht mit Julia. Als meine beste Freundin verdiente sie zwar eine Antwort aber ich musste erstmal selbst mit der Situation klarkommen und die ganzen wirren Gedanken in meinem Kopf sortieren. In diesem Moment wäre ich nicht zu einem Gespräch fähig gewesen ohne das diese bescheuerten Tränen zurückkommen würden.

Julia: Verdammt wo bist du? Antworte mir endlich!

Wieder keine Antwort von mir. Ich weiß nicht wie lange ich durch Erfurt gelaufen war. Im Internat und draußen in der Nähe habe ich es nicht lange ausgehalten und die Gefahr auf Noah zu treffen oder auf andere die mich kennen und so sehen würden war einfach zu groß. Auch auf Julia wollte ich gerade nicht persönlich treffen. Sie würde mich ausquetschen wie eine Zitrone, bis sie jedes Detail wusste.

Julia: Ich bring Noah um wenn er was gemacht hat!

Diesmal schaltete ich das Handy ganz aus. Die ständigen Nachrichten waren zu viel. Julia würde mein Schweigen nicht akzeptieren und weitere Nachrichten senden. Damit würde ich mich später auseinandersetzen. Ihre letzte Nachricht brachte mich jedoch doch ein bisschen zum grinsen. Von Anfang an hatte sie nicht viel von Noah gehalten. Genau wie Joel. Für die beiden war er wohl noch immer der neue der mit niemandem etwas zu tun haben will und an nichts auf dem Einstein Interesse hat. Beide kannten ihn einfach nicht so wie ich ihn kennengelernt hatte und mit ihnen hatte er auch nie die Gespräche geführt die wir hatten. Ich wusste mehr über ihn als jede andere Person auf dem Einstein und deshalb war es immer schwer für mich gewesen die Meinung meiner anderen Freunde ihm gegenüber zu akzeptieren. Insgeheim hatte ich immer die Hoffnung das sich ihre Meinung doch noch ändern würde.

Jetzt schien das jedoch sowieso egal zu sein, denn die Freundschaft mit Noah war vorbei. Alles kaputt. Ich hatte ihm gesagt ich kann nicht mit ihm befreundet sein und das mir der Kuss etwas bedeutet hatte. Für einen kurzen Moment hatte ich Hoffnung gehabt das er vielleicht auch etwas für mich empfindet. Er war so still gewesen, so als ob er nochmal über den Moment mit dem Kuss nachdachte und versuchte seine Gedanken und Emotionen zu ordnen. Doch als ich nach seiner Hand greifen wollte um diese zu halten hatte er sie mir entzogen und die Worte gesagt die mir einen tiefen Stich versetzt haben und all meine Hoffnung im Keim erstickt haben.

'Ich bin nicht in dich verliebt.'

Noch immer konnte ich seine Stimme diese Worte sagen hören. Es war jetzt schon einige Stunden her aber trotzdem fühlte es sich noch an als ob es erst Sekunden her war. Nach diesen Worten hatte mich nichts mehr in unserem Zimmer gehalten. Erst recht nicht als ich die Tränen in meinen Augen gespürt hatte. Vor Noah wollte ich nicht weinen. Er sollte mich so nicht sehen. Es würde alles nur noch schlimmer machen. Ich brauchte Zeit um alles zu verstehen, zu ordnen und um zu überlegen wie es jetzt weitergehen sollte mit uns. Es war klar das es nie mehr so sein würde wie vor dem Kuss. Noah hatte noch versucht mir zu erklären das er nicht wollte das sich etwas zwischen ändert aber ich konnte einfach die Wahrheit nicht länger verstecken. Ehrlichkeit war immer ein Grund gewesen warum unsere Freundschaft so gut funktioniert hatte. Er war immerhin auch ehrlich gewesen. Auch wenn seine Wahrheit etwas in mir zerbrochen hatte. Mein Herz. Bis zum letzten Moment hatte ich so stark daran geglaubt das da doch mehr war als Freundschaft. Wahrscheinlich war ich wirlich einfach nur blind und dumm. Von Liebe hatte ich ja nun wirklich keine Ahnung und mich einfach auf meine eigenen Gefühle verlassen.

Ich schüttelte die Gedanken ab und begann wieder zu laufen. Zum Glück kannte mich hier in der Stadt niemand, also würde mich auch niemand auf meine verheulten Augen ansprechen. Nach verlassen des Zimmers hatte ich lange versucht die Tränen zurückzuhalten und dann doch kläglich versagt. Dankbar war ich in diesem Moment für die Sonnenbrille, welche noch in meinem Rucksack war, denn sie verdeckte das ganze wenigstens etwas.