Kapitel 48: Noah

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*~ 1 Monat später ~*

Die Sonne schien mir warm ins Gesicht und ich konnte das Meer  hören. Ein perfekter Sommertag, den man faul am Strand verbringen  konnte.

Ich hatte meine Augen geschlossen und genoss die Ruhe um  mich herum. Der Strand war voller Leute, aber irgendwie hatte ich es  trotzdem geschafft, eine ruhige Stelle zu finden, denn auf das Geschrei  von Kindern und andere Leute um mich herum hatte ich wirklich keine  Lust.

Obwohl ich wusste, dass keine Wolke am Himmel war,  verdunkelte es sich plötzlich über mir und etwas kaltes und nasses  tropfte plötzlich auf mich. Ich öffnete leicht genervt die Augen, doch  kaum hatte ich das getan, verflog mein Anflug von schlechter Laune  wieder, denn grüne Augen funkelten mich belustigt an. Colin stand neben  mir und das Wasser tropfte aus seinen nassen Locken, die ihm ins Gesicht  fielen und total chaotisch waren. Während ich faul in der Sonne gelegen  hatte, war er schwimmen gewesen. "Du tropfst." Ich griff nach seinem  Handtuch, welches neben mir auf der Decke lag, und warf es ihm zu, als  er sich neben mich setzte.

"Und du bist faul. Das Wasser ist echt  erfrischend. Du hast was verpasst." Seine Antwort kam sofort und ich  grinste. Er hatte ewig versucht mich zu überreden mit ins Wasser zu  gehen, hatte geschmollt und gebettelt, aber ich hatte wirklich keine  Lust gehabt. Vielleicht beim nächsten mal. Wir hatten immerhin noch den  ganzen Nachmittag vor uns.

"Ich darf faul sein. Wir sind im  Urlaub." Es fühlte sich noch immer total verrückt an, aber ich war  wirklich zusammen mit Colin und seinen Eltern im Urlaub. Ich hatte die  ersten drei Wochen der Sommerferien bei meinem Vater verbracht und  überlebt. Die meiste Zeit war ich ihm aus dem Weg gegangen, denn viel zu  sagen hatten wir uns sowieso nicht. Für ihn war nur mein Zeugnis  wichtig gewesen und wenigstens damit war er einigermaßen zufrieden  gewesen, auch wenn er in einigen Fächern noch mehr erwartet hatte. Seine  Freundin hatte mal wieder versucht einen auf Familie zu machen. Auch  nach dem Treffen in Erfurt hatte sie offensichtlich nicht verstanden,  dass wir nie eine Familie sein werden. Wenigstens vergingen die Wochen  ohne viel Streit. Ich verbrachte viel Zeit in meinem Zimmer und  telefonierte mit Colin oder wir schrieben uns ständig Nachrichten.  Meinem Vater hatte ich nichts von meiner Beziehung erzählt. An meinem  Leben hatte er sowieso kein Interesse und als er Colin damals im Cafe  kennengelernt hatte, hatte er ihn einfach ignoriert. Vielleicht würde  ich es irgendwann tun, aber noch wollte ich es nicht. Für Colin war das  okay, denn er wusste ja nun, wie mein Vater war und er würde sich wohl  auch nie ändern, egal wie oft seine Freundin es versuchen würde unsere  Vater-Sohn Beziehung zu retten. Ich glaube sowas hatten wir nie, daher  war da auch nichts zu retten.

In der letzten Woche bei meinem  Vater, hatte Colin mir von dem Urlaub mit seinen Eltern erzählt und  vorgeschlagen, dass ich mitkommen könnte. Er hatte tatsächlich seine  Eltern gefragt und sie waren sogar einverstanden, besonders nachdem er  ihnen ein bisschen von der Situation mit meinen Eltern erzählt hatte.  Auch meine Mutter, bei der ich die letzten drei Wochen der Ferien hätte  verbringen müssen, war ohne viel Überzeugung leisten zu müssen damit  einverstanden. Sie zahlte für meinen Urlaub mit Colin, aber auch dafür,  dass sie sich nicht um mich kümmern musste und sich weiterhin nur auf  ihren Job und ihre Karriere konzentrieren konnte, denn das war das  wichtigste in ihrem Leben. Für mich war auch in ihrem Leben kein Platz  mehr und wenn ich bei ihr war, dann war ich die meiste Zeit allein, denn  sie arbeitete den ganzen Tag und wenn sie am Abend nach Hause kam, dann  brachte sie sich auch immer noch etwas Arbeit mit. Ich konnte mich  nicht daran erinnern, wann sie sich das letzte mal einen Tag für mich  frei genommen hatte. Nur die letzte Woche der Ferien würde ich bei ihr  verbringen müssen, aber das würde ich überstehen. Eine Woche war so viel  einfacher zu überstehen als drei Wochen. Auch meine Mutter wusste noch  nicht, dass Colin und ich ein Paar waren. Für sie war ich einfach nur  mit meinem besten Freund und seinen Eltern im Urlaub. So sollte es auch  erstmal bleiben, denn auch meine Mutter zeigte nicht viel Interesse an  meinem Leben und ihr hatte es gereicht zu wissen, dass Colin ein Freund  war. Mehr wollte sie nicht wissen.

Stay... | Wenn ich weiß, was Liebe ist, dann nur wegen dir... || NolinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt