Kapitel 30: Noah

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Ich fühlte mich total lebendig und angekommen. Wir waren wirklich zusammen. Colin war mein Freund.

Wir hatten es endlich geschafft unsere Gefühle und das was zwischen uns war zu verstehen und dem ganzen einen Namen zu geben. Beziehung. Mehr als Freundschaft. Ich konnte das alles noch nicht richtig fassen, aber es fühlte sich so gut an. Die Angst hatte mich nicht davon abgehalten endlich offen mit Colin zu reden. Wir hatten beide ein bisschen Angst, denn es war ein so wichtiges Gespräch gewesen und es war von uns beiden nicht geplant gewesen, dass es in diese Richtung gehen würde, aber jetzt war es gut so. Wir hatten das viel zu lange vor uns her geschoben. Ich hatte viel zu lange Angst davor. Jetzt, wo es endlich raus war, fühlte es sich nicht mehr so beängstigend an. Es laut auszusprechen war ein sehr großer Schritt gewesen und mit viel Angst und Unsicherheit verbunden, doch mit einem Blick in seine Augen hatte ich gesehen, das Colin dasselbe wollte wie ich. Er wollte mich damit nicht überfordern und ich hätte auch verstanden, wenn er nach all der Zurückweisung und dem Schmerz, keine Beziehung mehr gewollt hätte. Viel zu lange war ich ein totaler Idiot gewesen und hätte ihn fast verloren. So blöd wollte ich nie wieder sein. Für mich war es meine erste Beziehung und obwohl Colin schon kurz mit Julia zusammen gewesen war, war das auch alles neu für ihn, denn solche Gefühle hatte auch er noch nie zuvor gehabt. Er hatte mir das mehrmals gesagt und es war oft offensichtlich, dass auch ihn die Gefühle überwältigten und er versuchte das alles zu ordnen und zu verstehen. Durch das Chaos in meinem eigenen Kopf, wusste ich, dass das nicht leicht und oft auch nicht möglich war.

Dennoch wollten wir beide es noch für uns behalten und nicht jedem erzählen, denn alles war neu und wir wollten erstmal selber alles verstehen und uns nur auf uns konzentrieren. Nur Joel sollte es erfahren, da waren wir uns einig. Er war immerhin unser Mitbewohner und es würde um einiges einfacher sein, wenn er davon wusste. Zumindest in unserem Zimmer. Wahrscheinlich ahnte er sowieso schon länger etwas, denn er hatte immer öfter komische Andeutungen gemacht. Ich hatte mich nie sonderlich dafür interessiert, aber es war offensichtlich. Ich erinnerte mich daran, als er mir gesagt hatte, ich soll für meine Hausaufgabe über diesen Gefühlskram an Colin denken. Auch am Wochenende hatte er diesen komischen Spruch gebracht. Er findet es schön, das wir es endlich zu kapieren scheinen. Dieser Typ war wirklich seltsam, aber offensichtlich doch nicht ganz so blind und blöd wie ich oft dachte.

Durch unser Gespräch und die Küsse, die nicht hatten enden wollen, bis wir beide außer Atem waren und Colin's Handy mit hysterischen Nachrichten von Joel bombardiert wurde, waren wir jetzt viel zu spät dran. Joel hatte einen halben Nervenzusammenbruch, weil wir nicht pünklich in der Schule waren. Er wollte wissen wo wir sind, was mit uns los ist und ob wir heute noch auftauchen. Wieder einmal hatte er mich als schlechten Einluss bezeichnet. Warum eigentlich ich? Colin war auch ohne mich schon das ein oder andere mal zu spät gekommen. Okay, das war auch meine Schuld gewesen, denn es war immer gewesen, nachdem ich ihn zurückgewiesen, mit Worten oder meinem Verhalten verletzt hatte. Daran wollte ich jetzt nicht mehr denken. Ich hatte mir geschworen, dass sowas nie wieder passieren würde. In seiner letzten Nachricht, hatte Joel dann irgendwas von einer Vermisstenanzeige gefaselt, aber dann hatte Colin sein Handy einfach auf lautlos gestellt und in seinen Rucksack gesteckt. Er hatte auch keine Lust mehr auf den Telefonterror. Joel war zwar für ihn ein guter Freund, aber auch er konnte sein Verhalten nicht immer ewig ertragen.

"Schön euch heute auch noch im Unterricht zu sehen, Noah und Colin." Gerade hatte ich die Tür von unserem Klassenraum geöffnet, da ertönte auch schon die Stimme der Lehrerin. Sie war nicht sehr erfreut und das konnte man auch an ihrem Gesicht erkennen. Wir hatten schon die Hälfte der Stunde verpasst. "Letzte Woche habt ihr den Unterricht einfach vorzeitig verlassen und heute seid ihr viel zu spät." Sie musterte uns eindringlich. Colin schloss die Tür wieder und war dann wieder neben mir. "Ich hoffe ihr habt dafür eine gute Erklärung." Sie hob eine Augenbraue und sah uns auffordernd an. Auch der Rest der Klasse, inklusive Joel, hatte den Blick auf uns gerichtet. Joel jedoch durchbohrte nur Colin mit fragenden Blicken. Jeder schien auf irgendeine Erklärung von uns zu warten. Im Augenwinkel sah ich, wie Colin sich neben mir ein Grinsen verkneifen musste. Es war offensichtlich, das er an die Momente im Wald dachte. Mit meiner Schulter gab ich ihm einen sanften Stoß, aber auch meine Gedanken wanderten immer wieder zu den Worten und den Küssen zurück. Es war einfach perfekt gewesen und hatte so viele Glücksgefühle in mir ausgelöst. Noch vor ein paar Monaten, hätte ich nie gedacht, das ich mich jemals so gut und angekommen fühlen würde. Ich hatte endlich kapiert, wie einfach es mit Colin war und das ich mich einfach fallen lassen konnte bei ihm. Dieser Junge hatte, innerhalb von nicht ganz einem Jahr, meine ganze Welt auf den Kopf gestellt und alles so viel besser gemacht.

Stay... | Wenn ich weiß, was Liebe ist, dann nur wegen dir... || NolinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt