Kapitel 22: Noah

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"Du willst reden... also... worum geht es?"

Noch immer konnte ich nur schwer glauben, das er wirklich bereit war mit mir zu reden. Ich hatte wenig Hoffnung gehabt. Zu oft hatte ich ihn schon verletzt und zurückgewiesen. Das letzte mal war besonders heftig gewesen, vorallem weil wir uns in den Tagen davor so nah gewesen waren. Jetzt saß Colin jedoch hier neben mir und schaute mich mit diesen erwartungsvollen Augen an. Ich musste den Anfang machen. Ich wollte dieses Gespräch, also machte das Sinn. Leider war in meinem Kopf totales Chaos und ich wusste nicht wie ich überhaupt anfangen sollte.

Nachdem Ava mich gezwungen hatte nach draußen zu gehen und Colin zu suchen, war das ziemlich kompliziert gewesen. Nirgendwo konnte ich ihn entdecken und Julia wollte ich nun wirklich nicht fragen. Die hätte die Möglichkeit genutzt um mir den Kopf abzureißen und mir die Meinung zu sagen. Colin wäre ja nicht da gewesen um sie aufzuhalten. Dann hatte ich Joel gesehen. Der war allerdings nicht begeistert von meiner Frage nach Colin gewesen. Wieder einmal hatte das ganze zu einer Diskussion geführt und mein Mitbewohner war ziemlich stur. Mir hatte schon das Blut in den Adern gekocht. Ich wollte doch einfach nur wissen wo Colin war. Als er dann plötzlich nach meinem Arm gegriffen hatte, hatte mein Herz für einen Schlag ausgesetzt. Colin war da und wollte mit mir reden, egal wie oft Joel versucht hatte mich loszuwerden und Colin von einem Gespräch abbringen wollte. Der Typ ging mir so auf die Nerven. Joel kannte nicht mal die ganze Wahrheit über das was zwischen Colin und mir war, aber trotzdem versuchte er ihn irgendwie von mir fernzuhalten. Ich konnte ja verstehen, das er sich Sorgen machte, immerhin war Colin einer seiner Freunde, aber es war einfach nichts was ihn etwas anging. Er nahm es sich sogar raus Colin anzufassen. Natürlich war es nur eine freundschaftliche Geste und nur eine Hand auf seiner Schulter, aber es hatte ausgereicht um in mir ein wirklich mieses Gefühl auszulösen. Ich wollte nicht, dass jemand anderes ihn berührt. Ich konnte es nicht mehr und es war meine eigene Schuld. War das Eifersucht? Ich wusste es wirklich nicht.

Jetzt saßen wir auf der Rampe, wie schon oft zuvor. Es war ruhig, nur die Musik von der Party konnten wir noch hören, aber niemand außer uns war da. Colin hielt noch immer diesen Becher in der Hand. Irgendwie war das Ding wie ein Rettungsring für ihn. Er lenkte sich immer wieder ab, indem er daran nippte.

"Ich... naja... ich denke..." Warum war das so schwer? Ich konnte einfach nicht die richtigen Wörter finden. In der Küche, bei Ava, hatte ich doch zugegeben das ich ihn vermisse und das alles nicht ohne ihn schaffe, aber jetzt konnte ich es einfach nicht aussprechen. Colin musterte mich nachdenklich. Er war offensichtlich nicht so ganz von der ganzen Sache überzeugt. Ich konnte das verstehen. Wahrscheinlich dachte er, ich würde ihn nur wieder verletzen oder weglaufen. Da war plötzlich wieder die Angst. Wenn ich das jetzt nicht hinbekommen würde, dann würde ich ihn garantiert für immer verlieren. Nochmal würde er sich nicht von mir verletzen lassen. Ich wusste selbst, das man irgendwann einfach nur noch versucht die Situation zu akzeptieren. So hatte ich es bei meinen Eltern getan. Sie hatten viel bei mir kaputtgemacht und ich hatte Angst, das ich genau das bei Colin getan hatte.

"Noah, ich denke das macht alles keinen Sinn. Du weißt nicht was du sagen sollst und ich kann das einfach alles nicht mehr. Ich habe dir Abstand gegeben, habe deine Angst akzeptiert und verstehe das du Zeit brauchst um das alles für dich zu ordnen. Du willst es allein schaffen und das ist okay. Es ist deine Angst und ich kann sie dir nicht nehmen. Das hast du mir an diesem Morgen vor zwei Wochen klargemacht. Du willst erst dein Leben auf die Reihe bekommen. Ich werde dir da nicht im Weg stehen." Jetzt war es doch wieder Colin, der unser Gespräch begann. Ich war so ein Idiot. Seine Stimme klang traurig und leise. Wieder zu hören, was ich ihm vor zwei Wochen gesagt hatte, gab mir jetzt ein Gefühl von Übelkeit. Ich war so dumm gewesen. Mir kamen Ava's Worte in den Sinn und es stimmte. Es war wirklich verdammt viel wert jemanden zu haben, der auch in schlechten Zeiten an unserer Seite bleiben will und mit uns kämpfen will. Colin war diese Person gewesen und ich hatte es ganz gewaltig versaut. Es fühlte sich an wie ein Schlag in den Magen. Er begann unsere Situation zu akzeptieren.

Stay... | Wenn ich weiß, was Liebe ist, dann nur wegen dir... || NolinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt