Stay... | Wenn ich weiß, was Liebe ist, dann nur wegen dir... || Nolin

Kapitel 43: Colin

"Also gut, ich will alles wissen. Ich will die Details."

Julia hatte es sich auf meinem Bett bequem gemacht und natürlich hatte sie diesen typischen Gesichtsausdruck drauf, den, der mir immer sagt, dass sie nicht nachgeben wird, bis sie alles weiß und damit zufrieden ist. Ava hatte sich neben sie auf die Bettkante gesetzt. Ihr Blick war ziemlich neutral, vielleicht nur ein kleines bisschen neugierig auf das, was wir sagen würden, auch wenn ich selber nicht so genau wusste, was wir eigentlich sagen sollten. Die beiden Mädels hatten uns beim Küssen erwischt und irgendwie lag ich fast komplett auf Noah. Da konnte man nicht viel dazu sagen, denn es war ziemlich eindeutig gewesen, außerdem konnten die beiden sich die Wahrheit schon vorher denken, hatten aber nichts gesagt. Jetzt wartete Julia jedoch trotzdem auf die Details. Noah und ich saßen etwas unbeholfen auf seinem Bett, teilten uns den wenigen Platz, den man zu zweit drauf hatte. Keiner von uns beiden wusste so richtig, wo oder wie man jetzt anfangen sollte. Als wir es Joel gesagt hatten, war das irgendwie einfacher gewesen, auch wenn er uns in einer ganz ähnlichen Situation erwischt hatte. Warum musste das auch schon wieder so passieren? Nie hatten wir Zeit, solche Gespräche so richtig zu planen.

"Colin? Noah? Habt ihr vergessen wie man redet? Los jetzt." Julia riss mich aus meinen Gedanken und ich schaute zu meiner besten Freundin. Für Julia musste das ein bisschen wie Kino sein, denn sie hatte sich mittlerweile eine der Chipstüten geschnappt, die Noah sich für seinen Filmeabend geholt hatte.

"Was willst du denn hören? Ich glaube es war offensichtlich genug." Ich hätte diese Frage nicht stellen sollen. Julia begann sofort zu grinsen und biss genüsslich in einen der Chips, bevor sie die Tüte zu Ava hielt, doch die lehnte nur dankend ab.

"Naja, wie es jetzt dazu gekommen ist, dass ihr jetzt doch ein Paar seid und wo ihr euch eure Liebe gestanden habt. Nach eurem ganzen Chaos und Drama, hatte ich ja schon fast nicht mehr daran geglaubt." Sie grinste uns beide an und Noah und ich sahen uns kurz an. Ganz offensichtlich dachten wir beide gerade zurück an alles, was zwischen uns passiert war. Es war wirklich ein Auf und Ab gewesen und mehr als einmal war alles mit Schmerz und Zurückweisung verbunden, besonders bei mir. Bei Noah waren es viele Ängste gewesen, da er durch seine Eltern und deren kaputte Beziehung, nie wirklich Liebe auf positive Weise kennenlernen konnte und sich deshalb lange verschlossen hat, keine Gefühle zugelassen hat, aus Angst so wie seine Eltern zu enden.

"Du bist echt viel zu neugierig." Noah war der erste von uns beiden, der wieder Worte fand.

"Ich weiß, aber das gehört zu meinem natürlichen Charme." Ich musste mir das Lachen verkneifen, als Noah neben mir die Augen verdrehte und Julia grinste. "Und jetzt raus mit der Sprache. Es kann ja nicht daran gelegen haben, dass ich Noah gedroht habe ihm den Hals umzudrehen, falls er dich noch einmal verletzt, Colin." Plötzlich verengte sie die Augen und sie zeigte auf Noah. "Das gilt übrigens noch immer. Du kommst da nicht so einfach davon."

"Ja, ist klar. Ich hänge an meinem Leben, aber du kannst dich beruhigen, ich werde Colin nie wieder so verletzen. Ich hab kapiert wie viel er mir bedeutet." Bei diesen Worten von Noah wurde mir ganz warm ums Herz und ich griff nach seiner Hand, verschränkte unsere Finger. Ich wusste, wie schwer es ihm fiel offen vor anderen über seine Gefühle zu sprechen, deshalb bedeutete es mir umso mehr, dass er es jetzt vor Julia und Ava getan hatte. Auf seinem Gesicht lag der Hauch eines Lächelns, während er auf unsere Hände schaute. Er ließ es zu, dass ich seine Hand hielt, obwohl die beiden Mädchen da waren, auch das bedeutete mir unendlich viel. Ich konnte mir es ebenfalls nicht verkneifen zu lächeln.

"Leute, könnt ihr mal aufhören so widerlich süß zu sein und endlich die Details geben? Ich sterbe hier noch vor Neugierde." Julia, ganz die Schauspielerin, ließ sich dramatisch nach hinten auf mein Bett fallen und versuchte gekonnt genervt zu klingen, doch da lag eine Spur der Belustigung in ihrer Stimme. So ganz ernst bleiben konnte sie dann wohl doch nicht.