Stay... | Wenn ich weiß, was Liebe ist, dann nur wegen dir... || Nolin

Kapitel 20: Noah

Welcher Trottel hatte es eigentlich für eine gute Idee gehalten, heute eine Party zu feiern?

Schon auf dem Weg zurück ins Internat, konnte ich die Musik aus der Ferne hören und die bunten Lichter sehen, die den Hof heller erleuchteten als sonst. Es gab doch überhaupt keinen Grund für eine Party. Oder hatte schon wieder jemand Geburtstag? Mir war das ziemlich egal. Einfach nur schnell in mein Zimmer zu verschwinden war mein Ziel.

Nach meiner Flucht aus dem Unterricht, hatte ich mich den Rest des Tages nicht mehr in der Schule blicken lassen. Es war einfach alles zu viel gewesen und ich brauchte Zeit um den Kopf wieder frei zu bekommen. Das hatte mehr oder weniger gut geklappt. Noch immer war mein Kopf voll mit Gedanken an Colin, aber ich hatte es irgendwie geschafft nicht mehr ständig an den kurzen Moment mit ihm im Unterricht zu denken. Das Zitat und seine Worte hatten einiges in mir aufgewirbelt. Er war so gut mit Worten, selbst wenn er total am Boden war und so viel Schmerz fühlte. Ich vermisste seine positiven Worte in meinem Leben, seine Art immer an das Gute zu glauben und die Welt nicht nur schwarz und weiß zu sehen und vorallem seine Ehrlichkeit. Auch heute hatte er wieder die Wahrheit gesagt. Ich hatte die Liebe aus meinem Leben verbannt, weil die Angst einfach größer war. Das hatte ich schon vorher gewusst, aber es von ihm zu hören, machte es alles noch viel realer. Seine Worte und wie gut er mich kannte, machten alles immer intensiver und realer. Als ich das mit uns beendet habe und die Welle der Angst mich kontrollierte, hatte er immer wieder versucht mir zu versichern, das ich stärker bin als die Angst und wir es zusammen schaffen können. Ich sollte nur an uns glauben. Das hatte ich nicht getan. Ich hatte ihn wieder verletzt und weggestoßen. Ich wollte lernen selbst klarzukommen. Die Wahrheit war, ich wusste nicht mal wo ich anfangen sollte. Ohne ihn ging es mir einfach nur schlecht und ich bekam nichts auf die Reihe.

Die Musik auf dem Hof riss mich aus meinen Gedanken, als ich das Internat betrat. Um mich herum hatten alle ihren Spaß. Aus dem Augenwinkel sah ich sogar Joel. Er hielt ein Glas mit seinem Fenchelsaft in der Hand und unterhielt sich mit Annika und Nesrin. Das würde bedeuten, das ich das Zimmer für mich allein haben würde. Ich rechnete nicht mit Colin's Anwesenheit. Schon seit über zwei Wochen kam er nur zum Schlafen in unser Zimmer und auch nur nach Aufforderung von Frau Schiller. Ansonsten war er immer bei Julia im Zimmer. Er fehlte mir in unserem Zimmer. Joel war oft unerträglich. Ich wusste er war nur besorgt und wollte wissen, was zwischen Colin und mir schon wieder passiert war, aber seine ganze Art ging mir total auf die Nerven. Ich versuchte ihn zu ignorieren oder drückte ihm Sprüche. Colin half ihm zwar oft bei seinem Kram, aber auch er wich am Abend den Gesprächen aus und zog sich immer sofort die Decke über den Kopf. Colin konnte ich jetzt nirgendwo auf dem Hof entdecken, aber dafür Frau Schiller. Sie saß entspannt mit einem Getränk in einer Ecke und beobachtete die Tanzfläche. Sie schien ihre Aufsichtspflicht gerade etwas locker anzugehen, aber alles schien sowieso ziemlich entspannt abzulaufen. Niemand war außer Kontrolle und Alkohol würde es sowieso nicht geben.

Schnell verschwand ich ins Gebäude und wollte zu meinem Zimmer. Ich hatte wirklich keine Lust auf Party. Zu viele Leute und zu laut. Auch im Gebäude war alles voller Lichter und in der Küche war ein Tisch voller Snacks und Getränke aufgebaut. Ich stoppte nur kurz und griff nach ein paar Chips und einer Flasche Limonade. Seit dem Frühstück hatte ich kein Essen mehr gehabt.

"Essen klauen und dann abhauen. Nicht schlecht. Das mit dem abhauen habt ihr heute drauf." Da war plötzlich Ava's Stimme und ich drehte mich zu ihr um. Sie war gerade in die Küche gekommen. Irgendwie begegnete ich diesem Mädchen ständig in der Küche.

"Wer sind den ihr?" Fragte ich einfach trocken. Ich hatte kein großes Interesse an einem Gespräch, aber irgendwie wollte ich das trotzdem wissen. Ava grinste nur und griff nach einem der Obstspieße.