"Du bist wieder da!"
Überschwänglich begrüßte mich Joel als ich am Morgen nach dem Frühstück mit einem Stapel Bücher und anderem Kram in unser Zimmer kam.
Nach dem Gespräch mit Noah am Abend zuvor, hatte ich beschlossen wieder mehr Zeit in meinem eigenen Zimmer zu verbringen. Es gab ja jetzt keinen Grund mehr das Zimmer zu meiden. Noah und ich hatten beschlossen unserer Freundschaft eine neue Chance zu geben. Nie hätte ich gedacht, dass es wirklich dazu kommen würde, denn zuerst war das Gespräch ziemlich zäh und er hatte kein Wort gesagt. Ich war schon bereit ihn endgültig aufzugeben, doch dann hatte er plötzlich seine Stimme gefunden. Er braucht mich. Das hatte er mir gesagt. Diese wenigen Worte hatten ziemlich viel mit mir gemacht, wieder eine Vielzahl von Emotionen ausgelöst. Schon als er mir diese Worte zum ersten mal gesagt hatte war es so gewesen. Damals hatte ich ihn wenig später geküsst, doch diesmal war ich vorsichtiger gewesen. Ich wollte eine Erklärung und die hatte ich endlich bekommen. Es war verdammt schwer für ihn gewesen darüber zu reden, aber ich sah auch, wie ihm das wie eine Last von den Schultern fiel nachdem er es endlich ausgesprochen hatte. Er brauchte mich und würde es nicht schaffen seine Angst allein zu besiegen. Mein Herzschlag hatte für einen Moment ausgesetzt. Er wirkte so nervös und verletzlich in diesem Moment, doch auch so ehrlich und überzeugt. Ich wollte für ihn da sein. Er erwartete keine Vergebung, nur eine neue Chance und die wollte er nutzen. Dennoch hatten wir uns darauf geeinigt nur Freunde zu sein. Er musste wirklich erstmal vieles in seinem Leben ordnen und die Angst besiegen. Solange diese Angst in ihm war, würde die Chance bestehen, das er mich wieder verletzen würde. Auch in mir war die Angst davor wieder von ihm verletzt zu werden, aber ich war auch nicht bereit ihn aufzugeben. Diesmal würden wir es langsam angehen und uns auf unsere Freundschaft und Ängste konzentrieren. Die Gefühle waren noch immer da und sehr stark, aber das hatte Zeit. Ihn wieder in meinem Leben zu haben war genug.
"Ich bin wieder da." Ich legte die Bücher auf dem Schreibtisch ab. Julia war nicht begeistert, als ich ihr noch nach der Party von meinem Gespräch mit Noah erzählt hatte. Natürlich wollte sie mich nur beschützen und hielt mich für total verrückt. Mehr als einmal hatte sie mich an den Schmerz erinnert und wie oft Noah mich verletzt hatte. Sie hielt mir die letzten Wochen vor Augen, hatte dabei wild gestikuliert und ihre Stimme war zeitweise sehr hoch und aufgebracht. Dennoch konnte sie mich auch ein bisschen verstehen. Man kann sich halt nicht aussuchen für wen man Gefühle entwickelt. Ich war aber auch ein Sturkopf und hatte ihr mehr als einmal versichert, das ich diese Freundschaft mit Noah wirklich wollte und für ihn da sein wollte. Letztendlich hatten wir uns darauf geeinigt, das ich meine eigenen Entscheidungen treffen sollte, aber sie Noah den Kopf abreißen durfte, falls er mich nochmal verletzen sollte. Ich hatte dann ein Verbot und durfte sie nicht aufhalten. Für Noah hoffte ich wirklich, das er es diesmal nicht vermasseln würde. Eine wütende Julia war kein schöner Anblick. Dennoch hatte sie mich nur sehr widerwillig zurück in mein Zimmer gehen lassen. Ich glaube die letzten zwei Wochen, in denen ich fast in ihrem Zimmer gewohnt habe, hatten ihr ganz gut gefallen. Wir hatten wieder mehr Zeit miteinander verbracht. Auch wenn ich die meiste Zeit gejammert, geweint oder gemeckert habe.
"Ich bin so froh. Es war die Hölle immer nur Mr. Anti-Gute-Laune hier zu haben." Ich musste lachen. Noah's Laune in den letzten Wochen konnte ich mir lebhaft vorstellen. Ich hatte nur die Nächte in unserem Zimmer verbracht, aber trotzdem jeden Abend die Diskussionen zwischen den beiden mitbekommen. Wahrscheinlich war es tagsüber auch so gewesen. Bei Joel war Noah eine tickende Zeitbombe.
"Du hast es ja überlebt." Ich ließ mich auf mein Bett fallen. Noch immer war ich ziemlich müde. Auch die letzte Nacht hatte ich kaum geschlafen. Ich hatte noch lange mit Julia geredet und mich erst in den frühen Morgenstunden in mein Zimmer geschlichen. Zum Glück hatte Frau Schiller nichts davon mitbekommen. Durch die Party hatte sie am Abend nicht ihre übliche Runde gedreht um sich zu versichern, dass jeder in seinem eigenen Zimmer war. Ich war auch ziemlich früh wieder aufgestanden und nach dem Frühstück, hatte ich die Bücher und ein paar andere Dinge, die ich in Julia's Zimmer hatte geholt. Um Hausaufgaben zu machen und um mich anders zu beschäftigen, hatte ich die Sachen in den letzten zwei Wochen in ihrem Zimmer untergebracht. Auch Joel wusste schon von meiner Versöhnung mit Noah, aber ihm hatte ich nicht alle Details des warum und wieso erzählt. Unsere Freundschaft verwirrte ihn einfach nur und warum ich Noah nicht länger habe schmoren lassen, dennoch hoffte er jetzt wieder auf mehr Frieden und Ruhe in unserem Zimmer.
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Stay... | Wenn ich weiß, was Liebe ist, dann nur wegen dir... || Nolin
FanfictionWie geht es nach dem ersten Kuss mit Colin und Noah weiter? Manchmal können Gefühle so viele verschiedene Emotionen und Reaktionen hervorrufen. Gibt es doch noch ein Happy End?