Kapitel 29

142 15 36
                                    

Eine tiefe Unruhe mischte sich zu der Entschlossenheit, die Scorpius bislang vorangetrieben hatte, als er über die Türschwelle des schmalen Reihenhauses trat

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

Eine tiefe Unruhe mischte sich zu der Entschlossenheit, die Scorpius bislang vorangetrieben hatte, als er über die Türschwelle des schmalen Reihenhauses trat. Die Dielen knarzten leise unter seinem Gewicht und das Geräusch hallte unheilverkündend im leeren Flur wieder. Alles war still. Zu still.

"Hallo? Leonore?" Keine Antwort. "Leonore?" Er klang heiser vor Rauch. Hatte er wirklich geglaubt, es könnte so einfach sein? Nach Hogwarts fliehen? Weg von Verantwortung, von Rächern, und sich nur dem Grimoire und Randals zusammengeworfener Rebellion widmen? Ein Teil von Scorpius wollte sich rechtfertigen. Natürlich hatte das Grimoire oberste Priorität, denn sollte es jemals in die Hände der Rächer geraten, dann wäre die Zaubererwelt einmal gewesen. Und dass nun auch Randal von der Existenz seines größten Fehlers wusste, verkomplizierte die Sache unweigerlich.

Nur hatte er das Leid dieser Familien dabei allzu gerne verdrängt. Und diese Dinge fanden letztendlich immer einen Weg, dem jungen Malfoy mit voller Wucht zurück ins Gesicht zu schlagen.

Wenn die Rächer bereit waren, die gesamte Nokturngasse bis auf die Grundmauern niederzubrennen, dann mussten sie genug Sympathisanten auf ihre Seite gezogen haben, um aus dem Schatten zu treten. Sie hatten ihre Taktik geändert. Scorpius gefiel nicht, was das bedeutete. "Leonore? Bist du hier?"

"Nein, nein, nein!"

Ein empörtes Schimpfen ließ den Blondschopf herumfahren, den Zauberstab zum Angriff erhoben. Über einer Kommode aus dunklem Ebenholz hing das kleine Portrait einer alten Dame im Schaukelstuhl. Sie hatte ihr Buch beiseitegelegt und funkelte Scorpius aus ihrem schmalen Silberrahmen heraus an. "Das ist absolut inakzeptabel! Einbrecher! Einbrecher! Sie können nicht einfach hineinspazieren, wie es Ihnen gerade beliebt!" Wenn sie nicht nur aus Ölfarbe und Magie bestünde, hätte sie ihm ihren dicken Wälzer wohl an den Kopf geknallt. So senkte Scorpius jedoch nur seinen Zauberstab und ging an dem keifenden Portrait vorbei zur schmalen Treppe.

"Stehen bleiben!", zeterte die Hexe auf dem Schaukelstuhl weiter und warf Scorpius noch eine bunte Auswahl an Schimpfworten hinterher, unwissend der vielen hungrigen Feuerzungen, die bereits an ihren Dachbalken leckten. Sonst hätte die Hexe wohl ganz andere Sorgen gehabt. Ihr Geschimpfe begleitete den Jungen die schmale Treppe hinauf ins erste Obergeschoss, wo der Aufgang in einem schrägen Korridor mündete. Das hintere Ende des Flurs war im dichten Rauch schon nicht mehr auszumachen. Dunkle Rußschwaden formten gehässige Fratzen, die ihm in einem verzerrten duwirstsienichtfindenNICHTFINDEN entgegenlachten, und Scorpius' Herz rutschte ihm in die Kniekehlen. Sie kamen aus dem Türspalt ganz am Ende des Korridors gekrochen.

Tief Luft holen und durch.

Genau.
Nicht an die Rächer denken.

Wie sehr wünschte er sich, Dämonsfeuer wäre mit einem einfachen Aquamenti zu löschen. Aber wie bei so vielen grausigen Flüchen ließ der Zauber sich nur durch den Fluchsprecher selbst wieder einfangen - und auch das nur zum höchsten Preis. Die Flammen waren lebendig, unersättlich, und nährten sich zuerst von Angst, bevor sie schließlich verkohltes Fleisch von kreischenden Körpern fraßen.

𝕋𝕙𝕖 ℝ𝕖𝕚𝕘𝕟 𝕠𝕗 𝕄𝕒𝕝𝕗𝕠𝕪 || 𝕊𝕔𝕠𝕣𝕓𝕦𝕤Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt