Kapitel 14

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Carlotta

Schluchzend schließe ich die Tür hinter mir und werfe mich auf mein Bett. Unterwegs habe ich Jenny angerufen und sie nach Rat gefragt. Ich weiß selbst das ich womöglich übertreibe und ich eben im Restaurant falsch gehandelt habe. Aber ich konnte einfach nicht anders. Ich hatte das Gefühl, mein Körper macht einfach. ,,Süße, du hast mir doch vor ein paar Tagen gestanden, dass du ein verdächtiges Gefühl in der Magengegend hast, wenn du bei ihm bist oder ihr etwas unternimmt", spricht Jenny. ,,Ja, das habe ich ja auch", flüstere ich und wische mir die Tränen aus dem Gesicht. ,,Ich weiß was das bedeutet Lottilein. Du bist gerade dabei dich in ihn zu verlieben. Aber dein Kopf möchte das nicht wahrhaben. Ich weiß Lotta, du hast Angst dir die Gefühle einzugestehen, aber du kannst sie auch nicht verdrängen. Das mit Ben ist Vergangenheit Mäuschen. Ich kenne Wincent zwar noch nicht persönlich, aber er scheint ein wahnsinnig lieber Typ zu sein. Ich weiß, ich verstehe dich auch. Aber ich weiß ganz genau, du machst dich damit fertig, wenn du all das verdrängst und deine Gefühle nicht eingestehen willst", spricht sie sanft auf mich ein. ,,Ich weiß Jenny. Er ist ja auch so lieb und zuvorkommend. Man muss sich bei ihm einfach nur wohlfühlen, aber ich habe einfach so eine wahnsinnige Angst", schluchze ich. ,,Wovor genau Lotta? Sag mir mal bitte, wovor du genau Angst hast." ,,Was ist wenn das mit Tilli alles wieder hochkommt? Ich habe einfach Angst, mich wieder auf eine Person einzulassen und sie am Ende zu verlieren", weine ich und vergrabe mein Gesicht in den Händen. ,,Ich habe einfach so eine unfassbare Verlustangst." ,,Shh, Lotta. Versuch dich ein bisschen zu beruhigen. Du hast das sich schon alles mit deiner Therapeutin besprochen. Auch wenn es schwer ist, du musst es wagen." ,,Ich weiß und Jenny, ich habe so ein schlechtes Gewissen", schluchze ich. ,,Wegen Wincent?" ,,Ja, er hat sich so was tolles einfallen lassen und der Abend war unfassbar schön. Und ich haue einfach ab."

,,Süße, was hältst du davon, wenn du ihm einen Brief schreibst und deine Gefühle runter schreibst. Das konntest du doch schon immer gut", schlägt sie vor. ,,Das ist gar keine schlechte Idee", murmle ich und schaue mich um. Auf dem Schreibtisch sehe ich einen Block liegen. ,,Kannst du vielleicht dranbleiben oder musst du schlafen gehen?" ,,Nein, ich bin hier für dich." ,,Danke, was würde ich nur ohne dich machen", seufze ich und stehe auf. ,,Ich weiß nicht ob das Thema gerade gut ist, aber ich wollte dir nur noch schnell Bescheid geben, dass ich heute Tills Bettchen neu gemacht habe." ,,Echt? Danke", lächle ich und setze mich an den Schreibtisch. ,,Es mussten unbedingt mal wieder neue Blumen drauf und wie immer habe ich ihr einen Ballon mitgebracht", erzählt sie weiter. ,,Da freut sie sich. Ich muss auch mal wieder ganz dringend hin. War schon ewig nicht mehr dort." ,,Zwing dich nicht hinzugehen Mäuschen."

,,Mache ich nicht. Normalerweise bin ich ja oft dort. Das ist einfach noch das einzige was ich für sie machen kann", murmle ich. ,,Setz dich nicht zu sehr unter Druck. Ich habe ja gesagt, ich werde dich dabei unterstützen. Deine Mama muss auch dort gewesen sein, es stand ein neues Tierchen." ,,Ja, sie ist ja oft dort", lächle ich. Mama bringt ihr immer wenn sie zum Friedhof geht, ein neues Schleichtier mit, da Tilli Tiere über alles geliebt hat. Auch wenn sie noch so klein war, hat ihr der Anblick von Tieren immer ein Lachen ins Gesicht gezaubert. Ich konzentriere mich nun aber auf das hier und jetzt und fange an den Brief an Wincent zu schreiben:

„Lieber Wincent,

Ich möchte gerne ein paar Worte loswerden, die ich nicht persönlich aussprechen kann. Zu allererst, es tut mir unfassbar leid, das ich einfach so abgehauen bin. Ich war einfach so überfordert und mein Kopf hat einfach gehandelt. Es gibt aber keine Worte, welche das entschuldigen. Du bist einfach so ein wundervoller Mensch und in deiner Nähe muss man sich einfach wohlfühlen. Deine Worte, haben mich unfassbar berührt, auch wenn es nicht danach aussah. Auch bei mir spielen die Gefühle verrückt wenn ich bei dir bin. Ich habe aber seit dem Tod von Mathilda unglaublich Angst meine Gefühle gegenüber anderen Personen zu zeigen. Zu groß ist die Angst mich Personen zu nähern und sie am Ende zu verlieren. Das schaffe ich nicht noch einmal. Bitte verzeih mir, auch wenn ich es anders auch verstehen würde. Ich mag dich echt und habe Angst, es schon versaut zu haben. Lotte ❤️"

,,Hab ihn fertig", sage ich leise und blicke auf mein Handy. ,,Sehr gut", antwortet Jenny und ich kann ihr Lächeln förmlich spüren. Ich lese ihr den Brief vor und bin zufrieden. ,,Lotta, weißt du das ich gerade unfassbar stolz auf dich bin?!", sagt sie leise. ,,Danke", flüstere ich und falte den Brief zusammen. Gerade als ich seinen Namen darauf schreibe, klopft es an der Tür. ,,Warte mal", sage ich und zu Jenny und gehe mit klopfenden Herzen zur Tür. Hoffentlich ist das nicht Wincent. Als ich die Tür öffne, steht Mats vor der Tür. ,,Was machst du denn hier?", frage ich verwirrt. Ohne etwas zu sagen, zieht er mich in seine Arme. ,,Wincent hat mich angerufen und gemeint, du könntest mich vielleicht gebrauchen. Da ich zu Hause bin, bin ich gleich hierher gekommen." ,,Siehst du Lotta, er macht sich sogar Sorgen um dich, obwohl du ihn sitzen gelassen hat. Der Typ ist es wert deine Angst abzubauen", spricht Jenny, die Mats wohl gehört hat. ,,Wie sitzengelassen?", fragt Mats verwirrt und lässt ich los. ,,Ach komm erstmal rein", seufze ich und gehe wieder ins Zimmer. Ich setze mich mit ihm auf mein Bett und erzähle ihn von den letzten Stunden. Doch mit seiner Reaktion hätte ich nicht gerechnet.

,,Lottchen, lass es bitte sein. Ich finde es ja schön, das du wieder so fühlst, aber nicht Wincent gegenüber. Es kann jeder Typ sein, aber nicht mit ihm. Er ist dafür nicht der Richtige!"  ,,Mats, lass das doch mal Lottas Sorge sein. Es gibt Dinge, da sollte man nicht dagegen sprechen. Wenn Lotta das fühlt, darf sie das fühlen", erwidert Jenny und ich schaue einfach nur auf den Brief in meinen Händen. ,,Ja, aber..", stammelt er und ringt nach Worten. ,,Mats, ich habe nun meinen ganzen Mut zusammengenommen und habe ihm meine Gedanken niedergeschrieben. Ich werde jetzt nach fast drei Jahren endlich wieder den Mut fassen, etwas zu wagen. Ich schätze deine Ratschläge sehr, aber ich muss das jetzt machen", sage ich und kämpfe schon wieder gegen meine Tränen an.

,,Okay", sagt er einfach nur und fährt sich durchs Gesicht. ,,Kommst du allein klar? Ich muss morgen früh nach Amsterdam fahren und bin echt müde." ,,Ja klar, du hättest auch nicht extra herkommen müssen", lächle ich. ,,Doch, ich wusste ja nicht was los ist", sagt er und schlüpft in seine Jacke. Nach einer kurzen Umarmung, geht er schon. ,,Was war das denn?", fragt Jenny verwirrt. ,,Keine Ahnung, irgendwie spinnen alle im Moment", seufze ich und fahre mir durchs Gesicht. Jenny und ich quatschen noch ein bisschen, bis wir uns auch verabschieden. Ich lege den Brief noch schnell vor Wincents Tür und gehe dann auch schlafen. Am nächsten Morgen bin ich echt früh wach und mache mich schonmal fertig. Ich bin einfach nur wahnsinnig nervös, wie der Tag werden wird. Das Klopfen an der Tür, reißt mich aus den Gedanken. Als ich sie öffne, sehe ich erstmal einen Servierwagen und als ich hochschaue, steht Wincent dahinter. Sofort rutscht mir mein Herz in die Hose.

,,Guten Morgen, Frühstücksservice", lächelt er. ,,Ich hab das doch gar nicht verdient", flüstere ich und kämpfe schon wieder gegen meine Tränen an. Wincent schiebt den Wagen in mein Zimmer und zieht mich dann in seine Arme. ,,Doch das hast du Lotta. Du hast noch so viel mehr verdient. Ich habe deinen Brief gelesen und kann dich jetzt endlich verstehen. Lotta, ich werde dir alle Zeit der Welt geben, aber ich bin bereit auf dich zu warten. Lotte, auch du hast nach alle der Scheiße die du durchmachen musstest verdient zu lieben und geliebt zu werden." Ohne etwas zu sagen, werfe ich mich einfach nur um seinen Hals. ,,Danke", flüstere ich leise. ,,Bedank dich nicht immer", erwidert er und haucht mir einen Kuss aufs Haar.

,,Frühstück?", lächelt er und deutet auf den Wagen. ,,Ja, habe schon Hunger", lache ich leise. ,,Dann hatte ich ja eine gute Idee", zwinkert er und schiebt den Servierwagen zu dem Tisch. ,,Die hattest du", lächle ich und setze mich hin. ,,Du Wincent, bin ich am Freitag eigentlich auch dabei?", frage ich und schenke mir ein bisschen Orangensaft ein. ,,Ja, wieso?" ,,Oh, da muss ich mir noch was zum anziehen kaufen. Hab nämlich nichts Finaltaugliches dabei", lache ich. ,,Ach du siehst doch auch in einem Kartoffelsack gut aus." ,,Soll ich jetzt im Kartoffelsack kommen oder was?", grinse ich und beiße ihn mein Brötchen. ,,Wie gesagt, darin würdest du auch gut aussehen", lacht er und lehnt sich zurück. ,,Wie sehen eigentlich die Tage nach Berlin aus?", breche ich die Stille. ,,Nicht allzu spannend. Ich bin nochmal in Bayern bei Freunden und anschließend stehen noch ein paar Meetings zur Sommertour und der Arenatour an. Und dann sind ja auch schon die finalen Proben und von da gehts ja gleich auf Tour. Und bei dir?"

,,Ich habe noch ein kleineres Event und ein zwei Hochzeiten. Die restlichen Tage möchte ich noch zum vorproduzieren nutzen." ,,Ach da hast du aber noch ein bisschen mehr geplant als ich", lacht er. ,,Ja, aber ich freu mich auch auf die kommenden Wochen." ,,Ich mich auch. Das wird einfach nur mega." Wir erzählen noch ein bisschen und essen währenddessen auf. ,,Ich gehe dann mal rüber meine Sachen holen. Passen dir 10 Minuten?" ,,Ja, das passt", lächle ich und begleite ihn zur Tür. ,,Okay, dann bis gleich", strahlt er und geht rüber. Lächelnd lehne ich mich an die geschlossene Tür und schließe meine Augen. Vielleicht sollte man sich doch öfters trauen, über seine Schatten zu springen...

Ist so viel schöner, besser, leichter mit dirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt