Kapitel 33

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Kapitel 33

Wincent

Am nächsten Morgen bin ich relativ früh wach und hole mir meine ersten Standpauken meines Managements ab. Aber ich muss sagen, sie halten eigentlich zu mir. Natürlich war meine Story mit dem Foto letzte Nacht ein gefundenes Fressen für die Presse. So gut wie jede Klatschzeitschrift in Deutschland ist voll damit. Mir soll es recht sein, dann erfährt es wenigstens jeder. Die Nachrichten die ich bisher über Social Media bekommen habe, sind alle wundervoll. Aber natürlich sind darunter auch wieder Kommentare, die man nicht verstehen muss. Wie Lotta bekommt jetzt genau die Aufmerksamkeit, die sie mit der Beziehung erreichen wollte. Jedenfalls mache ich mich gerade fertig, denn ich will so schnell wie möglich zu Lotta. Marc setze ich unterwegs am Bahnhof ab und fahre dann direkt zu Lottas Eltern und hole sie ab. ,,Danke das du mitgekommen bist", sage ich, als ich Marc eine halbe Stunde später rauslasse. ,,Kein Ding, meld dich bitte und nimm dir meinen Vorschlag bitte zu Herzen." ,,Das mache ich auf jeden Fall." ,,Gut, bis dann." Als er aus dem Auto gestiegen ist, schreibe ich ihr schnell, sodass sie weiß das ich nun komme. Je näher ich komme, desto aufgeregter werde ich. Es ist eine verdammt schwierige Situation und ich weiß gar nicht so recht, wie ich mit ihr umgehen soll. Wenige Minuten später fahre ich in die Einfahrt und sehe sie schon auf der Bank neben der Haustür sitzen. Ihr Anblick könnte mir jetzt schon wieder Tränen in die Augen treiben. Kaum habe ich geparkt, kommt sie schon auf mich zugelaufen. ,,Hey", flüstere ich und lege meine Arme um sie. ,,Endlich bist du da", haucht sie und kuschelt sich an meine Brust. ,,Ich habe mich beeilt. Komm, lass uns reingehen", sage ich leise und hauche ihr einen Kuss auf die Stirn.

Drinnen begrüße ich Nicole und setze mich mit Lotta aufs Sofa. ,,Oh, hast du jetzt eine Schiene an der Hand?", frage ich und streiche ihr eine wirre Haarsträhne hinters Ohr. ,,Ja, Mama und ich waren nochmal beim Arzt. Meine Verbände und Pflaster wurden auch nochmal erneut", flüstert sie. ,,Was hast du eigentlich alles abbekommen? Wir haben gestern gar nicht darüber gesprochen." ,,Meine Hand und Rippen sind geprellt. Der Rest sind nur Schürfwunden und halt die zwei Platzwunden an der Stirn und Kinn." ,,Nur", murmle ich und lege einen Arm um sie. ,,Willst du eigentlich hier bleiben?", frage ich sie leise. Kopfschüttelnd kuschelt sie sich mehr an mich. Seppl scheint zu spüren, dass es ihr nicht gut geht und kuschelt sich an ihre andere Seite. ,,Wollen wir vielleicht ein paar Tage hoch zu mir fahren? Da könnten wir erstmal zur Ruhe kommen und du könntest deine Verletzungen auskurieren. Anschließend hauen wir erstmal ab." ,,Wie meinst du?", fragt sie und blickt zu mir hoch. ,,Lotta, lass uns abhauen. Wir brauchen erstmal Zeit zu zweit und das können wir am besten im Ausland. Lass uns unsere Handys ausschalten und einfach bisschen die Welt erkunden gehen." ,,Meinst du das ernst?", strahlt sie nun endlich. ,,Ja, ich habe mich ja jetzt erstmal auf unbestimmte Zeit abgemeldet. Anna hat auch alle Termine für die nächsten Wochen abgesagt."

,,Du bist doch verrückt", haucht sie mit Tränen in den Augen. ,,Mmh, verrückt nach dir", lächle ich und hauche ihr einen sanften Kuss auf die Lippen. ,,Wohin geht es?" ,,Das weiß ich noch nicht. Lass uns da mal die Tage darüber reden. Erstmal sollst du eh zur Ruhe kommen", antworte ich und greife nach ihrer Hand. ,,Dann lass uns packen gehen." Bevor wir losgefahren sind, waren wir noch kurz in ihrer Wohnung und haben ihren Koffer gepackt. Vollgeladen sitzen wir nun im Auto in Richtung Norden. Seppl schlummert schon friedlich auf der Rückbank und auch Lottas Augen werden immer schwerer. Als ich ein paar Minuten später zu ihr schaue, schläft sie ebenfalls tief und fest. Nach der Hälfte der Fahrt, mache ich eine Pause und lasse auch Seppl ein bisschen laufen. Da Lotta immer schläft, bleibe ich aber in der Nähe. Bevor ich weiterfahre, schnappe ich mir einen Hoodie aus meinem Rucksack und steige wieder ein. Den Hoodie lege ich um Lotta und hauche ihr einen Kuss auf die Schläfe.

Kurz bevor ich mein Heimatdorf erreiche, wird sie neben mir wach. ,,Hey, gut geschlafen?", frage ich leise und schaue kurz zu ihr rüber. ,,Mmh", murmelt sie und fährt sich durchs Gesicht. ,,Gleich sind wir daheim", lächle ich und biege ab. ,,So, geschafft", sage ich und parke ein paar Minuten später in der Einfahrt. Während Lotta schonmal zur Haustür läuft, hole ich unser Gepäck aus dem Auto. ,,Willst du dich noch ein bisschen ausruhen?" ,,Nein, hab ja lang genug geschlafen", schmunzelt sie und kuschelt sich an meinen Rücken. ,,Wollen wir zu Hause bleiben oder noch etwas unternehmen?" ,,Ich weiß nicht", bekomme ich als Antwort. ,,Warum denn nicht? Lass uns noch ein bisschen an den Strand fahren." ,,Und wenn da jemand ist?", wimmert sie leise und schaut mich aus ängstlichen Augen an. ,,Shh", flüstere ich und ziehe sie in meine Arme. ,,Da wird niemand sein und wenn, wird dir niemand etwas tun. Lotta, dir wird so etwas nie wieder passieren. Aber wir oder eher gesagt du, kannst dich deswegen jetzt nicht einschließen. Dann bekommen sie genau das, was sie wollen." ,,Du gehst aber nicht weg." ,,Nein, wohin soll ich denn gehen?"

Nach etwas mehr Überredungskünsten, haben wir es doch noch an den Strand geschafft. Dort haben wir es uns vor wenigen Minuten in einem Strandkorb bequem gemacht. ,,Tut dir deine Hand weh?", frage ich leise, als sie immer wieder über ihre verletze Hand streicht. ,,Ja", murmelt sie und lehnt sich an mich. ,,Hast du denn eine Idee, wohin es als erstes gehen soll?", frage ich, um sie auf andere Gedanken zu bekommen. ,,Ehrlich gesagt, nein", kichert sie und blickt zu mir hoch. ,,Du?" ,,Ich auch nicht. Es gibt zu viele Orte, die ich gerne sehen würde", erwidere ich und hauche ihr einen Kuss auf die Schläfe. ,,Wie lange willst du denn reisen?" ,,Ich hab mich für die nächsten sechs Wochen bei Anna abgemeldet. Aber es kann ruhig länger werden." ,,Okay." ,,Ich habe eine Idee", grinse ich, denn dieser Gedanke kam mir eben in den Sinn und er gefällt mir mehr als gut.

,,Lass uns gegenseitig abwechselnd überraschen. Beispiel: Du fängst an und planst uns eine Reise, dann mache ich es und dann wieder du. Immer im Wechsel." ,,Oh, das ist eine gute Idee", strahlt sie und dreht sich zu mir um. ,,Gut, gibt es irgendwelche Vorgaben?" ,,Nein, wir geben uns nur gegenseitig Tipps zum Packen und dann erfahren wir erst bei der Abreise wohin es geht", erkläre ich meine Idee. ,,Oh das machen wir. Wer fängt an?", fragt sie und klingt mehr als aufgeregt. ,,Wollen wir das per Schere-Stein-Papier entscheiden?", lache ich und halte ihr schon meine Hand hin. Lachend nickt sie und am Ende gewinnt sie. ,,Uh, da muss ich mir später gleich mal ein paar Gedanken machen", grinst sie und kuschelt sich wieder an mich. ,,Ich bin gespannt. Aber du kurierst dich erstmal aus okay?" ,,Ja", lächelt sie und haucht mir einen Kuss auf die Wange.

Kurz nach 18:00 Uhr brechen wir auf und laufen zurück zum Auto. Unterwegs passiert genau das, was Lotta am meisten gefürchtet hat. Und da ich von der Situation immer noch sehr geschlaucht und angespannt bin, habe ich selbst keinen Nerv dazu. ,,Wir wollen euch echt nicht stören, aber könnten wir vielleicht ein Foto machen?" ,,Aber nur von dir Wincent", ergänzt die Zweite und zwinkert mir zu. Ernsthaft? Lotta neben mir will sich schon von mir lösen, aber das lasse ich nicht zu. ,,Sorry, heute mache ich keine Fotos. Nimmt es mir bitte nicht übel." ,,Warum?", bekomme ich als Antwort und ernte zwei verwirrte Blicke. ,,Weil es mir heute mal nicht danach ist und ich gerade nicht in der Verfassung dazu bin. Eigentlich muss ich mich da auch nicht rechtfertigen", sage ich freundlich, aber direkt. ,,Die haben doch alle recht, was sie schreiben. Die da neben dir verändert dich echt so sehr." Perplex schaue ich die zwei Mädels an. ,,Wie bitte? Also jetzt reicht es mir. Ich kann glaub nicht deutlich genug werden. Aber ihr werdet schon noch sehen, was ihr damit anstellt", sage ich und funkle sie sauer an. ,,Komm", wende ich mich an Lotta und ziehe sie hinter mir her. ,,Wince, bitte beruhig dich", flüstert sie und greift nach meiner Hand. ,,Das waren Fans." ,,Das! Das waren keine Fans Lotta. Die haben doch alle den Schuss nicht gehört", fauche ich und öffne für Lotta die Beifahrertür.

Bevor ich selbst einsteige, atme ich nochmal tief durch. ,,Was hast du eigentlich damit gemeint?", fragt Lotta leise, als ich den Motor starte. ,,Was genau meinst du?", erwidere ich sanft und blicke zu ihr. ,,Das mit dem, sie werden schon sehen, was sie damit anstellen." ,,Genau das was ich gesagt habe", murmle ich und fahre vom Parkplatz.

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