Kapitel 36

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Kapitel 36

Wincent

,,Amelie, was gibt es so dringendes?", gebe ich leicht genervt von mir und ziehe die Decke höher, da die Nächte hier gegen meine Erwartungen doch recht kühl werden. ,,Es tut mir leid das ich euch mitten in der Nacht störe. Ist Lotta bei dir?" ,,Klar", erwidere ich und blicke zu ihr. Doch ich muss feststellen, dass sie schon wieder eingeschlafen ist. ,,Ja, sie schläft", flüstere ich nun, da ich sie auf keinen Fall wecken will. ,,Wince, ich ruf dich nicht unnötig so spät an. Es ist was schreckliches passiert und das betrifft Lotta." Augenblicklich gefriert mir das Blut in meinen Adern und tausende Gedanken flitzen durch meinen Kopf. ,,Warte", gebe ich atemlos von mir und stehe auf. So leise und doch so schnell es geht, gehe ich nach unten, um in Ruhe mit ihr reden zu können. ,,So, erzähl", fordere ich meine beste Freundin auf. ,,Vor gut einer Stunde hat mich eine unbekannte Nummer angerufen. Es hat sich herausgestellt, das es Lottas Eltern waren. Sie haben versucht euch zu erreichen. Lotta muss ihr Handy aushaben. Ihr müsst mal meinen Namen erwähnt haben und so sind sie im Internat auf unsere Nummer vom Management gestoßen", rattert sie herunter. ,,Amelie, mach ruhig." ,,Wince, die Polizei hat ihre Eltern kontaktiert da diese Lotta ebenfalls nicht erreichen konnten", sagt sie leise, wodurch ein komischen Gefühl durch meinen Körper rauscht. ,,Was ist passiert?", frage ich und fange am ganzen Körper an zu zittern. ,,Amelie, jetzt red endlich!" ,,Wincent, in Lottas Wohnung wurde eingebrochen."

Bähm! ,,Was?", hauche ich und setze mich geschockt hin. ,,Sie haben mir nur erzählt, die Einbrecher seien in die Wohnung eingebrochen und haben echt viel kaputt gemacht." ,,Haben sie etwas gestohlen?", frage ich leise und fahre mir durch die Haare. ,,Ja, aber ihre Eltern können nicht m sagen was genau." ,,Fuck", fluche ich und laufe auf und ab. ,,Ich kann ihr das nicht sagen", hauche ich und muss gegen die aufkommenden Tränen ankämpfen. ,,Ihr geht es hier seit einer Ewigkeit wieder so richtig gut." ,,Ich weiß Wince, du musst es ihr aber sagen." ,,Ich weiß, ich werde es ihr gleich sagen", murmle ich und atme einen Moment tief durch. ,,Du schaffst das. Ich denke an euch." ,,Danke, ich melde mich sobald ich was neues weiß." ,,Mach das", erwidert sie. Nachdem ich mich verabschiedet habe, muss ich das Ganze alles erstmal sacken lassen. Wie soll ich ihr diese Nachricht bitte beibringen? Drinnen trinke ich erstmal was, um wieder klar im Kopf zu werden. In Wahrheit will ich wahrscheinlich einfach nur Zeit schinden.Oben angekommen, setze ich mich erstmal an ihre Bettkante und schaue ihr einen Moment beim Schlafen zu. In wenigen Sekunden werde ich diese Friedlichkeit zerstören.

,,Lotta", flüstere ich und streichle ihr über die Wange. Doch von ihr bekomme ich nur ein leises Murmeln. ,,Schatz, aufwachen", sage ich nun lauter. ,,Was ist denn?", fragt sie nun verwirrt und blinzelt mich müde an. ,,Wir müssen reden!" ,,Was ist passiert?", fragt sie direkt und setzt sich auf. ,,Es ist was schlimmes passiert", murmle ich und setze mich ihr gegenüber und greife nach ihren Händen. ,,Egal was ich dir sage, bleib bitte ruhig okay? Ich bin für dich da und zusammen schaffen wir das alles." ,,Winnie, du machst mir angst", haucht sie ängstlich und ihr Blick widerspiegelt das haargenau. ,,Deine Eltern haben alles mögliche versucht dich oder mich zu erreichen. In deine Wohnung wurde eingebrochen. Es wurde angeblich sehr viel zerstört und auch gestohlen." ,,Was?", haucht sie und hat schon die Tränen in den Augen. ,,Es tut mir so leid." ,,I..ch", schluchzt sie und ihr Anblick schmerzt unheimlich. ,,Shh, komm her" flüstere ich und ziehe sie an meine Brust. ,,Ich will nicht mehr", schnieft sie und krallt sich in meine nackte Brust. ,,Alles wird gut", hauche ich und drücke ihr einen Kuss aufs Haar. ,,Nein, nichts wird gut", weint sie. ,,Doch Lotta. Am Ende wird alles gut werden, das verspreche ich dir. Und ich werde zu jeder Zeit für dich da sein." ,,Wince?", schnieft sie und blickt zu mir hoch. ,,Ja?" ,,Ich möchte nach Hause."

Am Ende habe ich es hinbekommen, dass wir unsere Flüge auf den Morgen umbuchen konnten. So sitzen wir schon ein paar Stunden später im Flieger und befinden uns auf dem Rückweg. Leider früher als geplant. Lotta sitzt in meinem Hoodie eingekuschelt neben mir und starrt schon die ganze Zeit aus dem Fenster. Irgendwann kuschelt sie sich an mich und ich gebe ihr den Halt, den sie gerade benötigt. In Hamburg angekommen, sind wir beide einfach nur unfassbar fertig. Physisch, sowie Psychisch. Eine weitere Stunde später kommen wir bei uns zuhause an. ,,Jetzt leg dich bisschen hin. Du brauchst bisschen Schlaf", flüstere ich und führe sie nach oben ins Schlafzimmer. ,,Bleibst du da?", fragt sie leise und schlüpft in bequeme Klamotten. ,,Ich räume noch schnell die Koffer aus und schmeiße die Waschmaschine an. Dann komme ich", lächle ich und hauche ihr einen Kuss auf die Stirn. ,,Okay." Gesagt betan räume ich unten meine und Lottas Sachen aus und schmeiße die Waschmaschine an. Danach gehe ich hoch und schaue nach meiner Freundin. Doch die finde ich friedlich schlafend im Bett vor. Leise gehe ich wieder nach unten und lüfte erstmal gründlich das Haus. Danach rufe ich erstmal Mama an, denn ich brauche jemanden zum reden.

,,Wince?", nehme ich plötzlich Lottas zarte Stimme wahr. Sofort drehe ich mich um und sehe sie auf den unteren Treppenstufen stehen. ,,Mama, ich muss Schluss machen." ,,Ist gut Wincent. Kümmere dich um Lotta", erwidert sie und legt schon auf. ,,Hey, bist du wach?", frage ich sie sanft und lege mein Handy auf den Tisch. ,,Ja, hab dich gesucht." ,,Ich hab noch ein bisschen aufgeräumt", spreche ich und ziehe sie in meine Arme. ,,Sollen wir noch ein bisschen zusammen hochgehen?" ,,Wann fahren wir nach Münster?" ,,Lotta, heute nicht mehr", seufze ich und streichle über ihre Arme. ,,A..aber ich muss doch schauen", schnieft sie und blickt zu mir hoch. ,,Shh, das machen wir morgen. Heute bleiben wir hier und ruhen uns aus. Du bist immer noch völlig fertig", flüstere ich und streiche ihr eine wirre Haarsträhne hinters Ohr. Darauf erwidert sie nichts, sondern kuschelt sich einfach wieder an meine Brust. ,,Komm, lass uns wieder nach oben gehen? Oder sollen wir uns aufs Sofa kuscheln?" ,,Bett", murmelt sie und löst sich leicht von mir. Zusammen gehen wir nach oben und kuscheln uns ins Bett. Nachdem ich uns eine Serie eingeschaltet habe, dauert es auch nicht lange, bis Lotta wieder eingeschlafen ist.

Am nächsten Morgen haben wir uns schon sehr früh auf den Weg nach Münster gemacht. Als seelische Unterstützung hat uns Mama begleitet. ,,Da vorne musst du rechts ranfahren", sage ich und deute auf das Wohnhaus, indem sich Lottas Wohnung befindet. Vor dem Haus wartet schon ihre Mama und die Kriminalbeamten auf uns. ,,Hallo sie müssen Frau Brunner sein", spricht der Beamte und reicht meiner Freundin die Hand. Diese erwidert aber nichts, sondern nickt einfach nur. Als wir oben an der Wohnungstür ankommen, verkrampft sich Lotta direkt. ,,Shh, alles ist gut." Doch als wir die Wohnung betretene, bleibe ich selbst geschockt stehen. Die Wohnung wurde komplett verwüstet und die ganzen Sachen sind zerstört oder liegen auf dem Boden verteilt. Und der Ausmaß ist doch größer als gedacht. Nicht nur Wertgegenstände wurden geklaut, nein es wurden auch persönliche Dinge von ihr gestohlen. Und das macht ihr besonders zu schaffen. Mit unserer Hilfe packt Lotta ihre wichtigsten Sachen ein und schon machen wir uns auf den Weg zu Lottas Elternhaus. ,,Schätzchen, ich habe alles eingekauft, um uns heute Abend deine Lieblingslasagne zu kochen", spricht Nicole. ,,Hab keinen Hunger", murmelt Lotta und vergräbt ihr Gesicht in ihren Händen. ,,Schatz, du musst doch etwas essen", versuche ich es diesmal auch. Doch wieder ernte ich nur ein Kopfschütteln ihrerseits.

Hilfesuchend schaue ich zu ihrer Mama. ,,Mäuschen, Wincent hat recht", erwidert diese sanft. ,,Lasst mich doch alle in Ruhe", schreit Lotta nun schon fast und springt vom Suhl auf. ,,Lotta", versuche ich sie aufzuhalten, aber sie rennt schon nach oben. ,,Lass sie. Vielleicht braucht sie momentan einfach mal ein Moment für sich", spricht Daniel und legt mir aufmunternd eine Hand auf die Schulter. ,,Okay", seufze ich und setze mich wieder hin. Als das Essen fertig ist, essen wir zusammen und als ich später zu Lotta hochgehe, nehme ich ihr einen Pudding mit. Vielleicht isst sie wenigstens den und Gottseidank macht sie das auch. ,,Wince", wispert sie und schaut mich an. ,,Ja?" ,,Ich will nicht zurück in die Wohnung. Da hab ich viel zu viel Angst." ,,Das musst du auch nicht. Auch da finden wir eine Lösung." ,,Und die wäre? Ich weiß doch selbst nicht weiter", schluchzt sie leise. ,,Hey", flüstere ich und greife nach ihren beiden Händen. ,,Darüber reden wir heute nicht. Du ruhst dich erstmal aus und lässt alles sacken. Das war doch alles viel zu viel für dich." Nickend schaut sie mich an und ringt sich zu einem Lächeln. ,,Und versprichst du mir was?" Und wieder bekomme ich ein Nicken als Antwort. ,,Du musst nicht lächeln wenn es dir nicht zu mute ist. Nicht für mich okay? Du musst nicht die Starke spielen. Ich bin hier für dich", spreche ich sanft auf sie ein und schaue sie eindringlich an.

Später am Abend liegen wir kuschelnd im Bett und lauschen dem Regen, der gegen das Dachfenster rieselt. ,,Winnie?", flüstert Lotta leise in die Stille. Aufgrund des Spitznamens, schaue ich sie schmunzelnd an. ,,Ja?" ,,Können wir vielleicht ein paar Tage zu dir fahren?" ,,Möchtest du das denn?" ,,Ja, ich würde mich sehr aufs Meer freuen. Glaube das tut im Moment sehr gut, oben zu sein." ,,Dann fahren wir hoch", lächle ich und hauche ihr einen Kuss auf die Stirn. ,,Aber vorher möchte ich gerne nochmal zu Tilli." ,,Auch das machen wir", flüstere ich und ziehe sie auf meine Brust. Gut, dann sind die kommenden Tage ja geplant. Nur steht mir ein wichtiger Termin noch bevor. Aber erstmal die Nächsten Stunden überstehen.

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