Kapitel 28

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Wincent

,,Wer bist du denn?", flüstert Lotta und geht in die Hocke. Vor ihr im Gebüsch sitzt ein kleiner Welpe. ,,Lotta, er wurde hier Hundertpro ausgesetzt", murmle ich und gehe ebenfalls in die Hocke. ,,Schau ihn dir doch mal an. Er ist total verdreckt und seine Auge ist zugeklebt", erwidert sie leise und streckt die Hand nach dem kleinen Welpen aus. ,,Er tut mir so leid", haucht sie. ,,Mir auch. Er ist hier wohl ganz alleine." ,,Was machen wir denn jetzt Wincent?" ,,Wir nehmen ihn mit und fahren ihn zum Tierarzt", sage ich festentschlossen. ,,Wirklich?" ,,Ja klar. Wir lassen ihn doch jetzt nicht hier", sage ich und gehe zu meinem Rucksack. Daraus ziehe ich das Handtuch, welches ich eingepackt habe und gehe wieder zu Lotta. Vorsichtig, um den kleinen Welpen nicht zu verängstigen, nehme ich ihn hoch und Lotta wickelt ihn in das Handtuch ein. ,,Los komm", lächle ich und deute mit dem Kopf zu unseren Rucksäcken. Lotta holt sie und schon spazieren wir wieder zurück. Ängstlich kuschelt sich der kleine Welpe an meine Brust. ,,Alles ist gut, du braust keine Angst zu haben", flüstere ich und halte ihn sicher in meinen Armen. ,,Wir holen bei Mama eine Transportbox", spricht Lotta und schaut zu mir hoch. ,,Habt ihr da eine?" ,,Ja, wir haben ja die Katzen", lächelt sie. Nach ein paar weiteren Minuten kommen wir bei ihrem Elternhaus an. ,,Ach da seid ihr ja nochmal", lächelt Nicole. ,,Mama, wir brauchen eine Transportbox", erwidert Lotta direkt. ,,Wieso das?" ,,Wir haben ihn hier oben gefunden", sage ich und schon liegt ihr Blick auf dem kleinen Spatz. ,,Oh mein Gott, kommt rein", rattert Nicole runter und winkt uns rein.

,,Ist Papa noch nicht da?", fragt Lotta ihre Mutter. ,,Nein, der ist noch bei der Sitzung", antwortet Nicole und geht schon die Kellertreppe nach unten. Der kleine Welpe winselt ängstlich in meinem Arm. ,,Er zittert richtig", flüstere ich und setze mich mit ihm auf den Stuhl. Lotta kniet sich vor mich und streichelt ihn sanft. ,,So, hier haben wir sie. Ich hab noch eine kleine Decke gefunden", spricht Nicole und stellt die Box neben uns auf den Tisch. Lotta legt die Decke in die Box und ich tue das kleine Bündel auf meinem Arm vorsichtig in die Box. Während ich die Box schließe, sucht Lotta die Adresse der Tierklinik heraus. ,,Wir fahren Mama, ich melde mich bei dir." ,,Ist gut, halte mich bitte auf dem Laufenden", lächelt Nicole und bringt uns noch zur Tür. ,,Wince, könntest du vielleicht fahren? Ich bin gerade ein bisschen zu aufgewühlt." ,,Ja na klar", lächle ich und stelle die Box auf den Rücksitz. Während ich einsteige, steigt Lotta hinten ein, sodass der Welpe nicht allein ist. Schnell tippe ich die Adresse ins Navi und schon gehts los.

Eine halbe Stunde später kommen wir auch schon in der Klinik an und erklären was passiert ist. Kurz müssen wir im Wartezimmer Platz nehmen, bis wir aufgerufen werden. Es stellt sich heraus, dass es sich um einen kleinen Jungen handelt. Der kleine Mann wird gründlich untersucht und sie wollen ihn wegen seinem schlechten Zustand erstmal hierbehalten. Auf dem Weg nach Hause, hängt Lotta ihren Gedanken nach. ,,Ist alles okay?", frage ich sie, als wir bei ihr daheim ankommen. ,,Jaja", winkt sie ab, aber das kaufe ich ihr nicht ab. Zu Hause angekommen, verzieht sich Lotta in die Küche, um uns etwas zu essen zu machen. Ich vertreibe mir die Zeit mit Mails. Da ich am Esstisch sitze, kann ich Lotta im Augenwinkel immer mal wieder beobachten. Irgendwas scheint sie zu bedrücken. Jedenfalls deute ich ihr Gesichtsausdruck mal so. Auch als wir später am Tisch sitzen und essen, schaut sie immer noch so traurig. ,,Lotte, was ist denn los?", frage ich und schaue sie sanft an. ,,Ach ich weiß auch nicht", setzt sie und legt ihr Besteck ab. ,,Aber irgendwas ist doch oder?", frage ich behutsam und greife nach ihrer Hand. ,,Ja, mir geht der kleine Hund einfach nicht mehr aus dem Kopf. Was passiert denn nun mit ihm? Er musste so leiden und ist da jetzt wieder ganz allein." Schmunzelnd betrachte ich sie und lehne mich zurück. ,,Was schaust denn jetzt so?", fragt sie. ,,Wusste ich es doch", lache ich. ,,Ich wusste schon die ganze Zeit, an was du denkst und das dir der kleine Mann nicht mehr aus dem Kopf geht." ,,Er tut mir einfach so wahnsinnig leid. Er hat doch ein schönes Leben verdient", murmelt sie und kribbelt sich an den Fingern herum. ,,Das wir ihm geben könnten", lächle ich.

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