Kapitel 9

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Völlig verschwitzt sitzt er auf dem Bett und schämt sich für seine schlechte Verfassung. Werwölfen gehts es nie lange so wie ihm jetzt, ihre Wölfe übernehmen die Heilung. Aber er hat keinen Wolf mehr. Und keiner darf es erfahren sonst merken sie, dass er nichts wert ist und werfen ihn raus.
Aber er will hier nicht weg, er will unbedingt in ihrer Nähe bleiben. Wie süß sich ihre Wangen in diesem zarten rosa färben wenn sie sich in ihrer Sprache verfängt. Wie rücksichtsvoll sie Pausen eingelegt hat auf dem Weg hierher, das hat er durchaus gemerkt und weiß diese Geste zu schätzen.

Langsam erhebt er sich um sich mühsam aus den Klamotten zu schälen bevor er sie in den dafür vorgesehenen Wäschekorb neben dem Kleiderschrank wirft.
Er nimmt sich ein neues Shirt und eine Boxershort heraus und geht ins Bad. Ob sie die Shorts wohl selbst gekauft hat? Ein schelmisches Lächeln schleicht sich auf seine Mundwinkel, als er sie sich in der Männerabteilung bei der Unterwäsche vorstellt.

Er dreht das Wasser auf und fängt mechanisch an sich zu säubern. Er wünschte sie wäre hier. Nicht weil er sie gern nackt sehen würde, gut er würde dazu nicht nein sagen, sondern weil sie ihm das Gefühl gibt nicht alleine zu sein. Das Gefühl hatte er nicht mehr seit sein Rudel angegriffen und seine Welt zerstört wurde.

Aber er will nicht wieder in dieses schwarze Loch driften, also konzentriert er sich auf Soraya. Das neue Licht in seinem Leben. Der Gedanke macht ihn glücklich, aber er macht ihm auch Angst. Er fühlt, dass sie ihn noch viel schlimmer verletzen könnte als er es schon ist.
Während ihm das heiße Wasser über den Rücken rinnt merkt er wie er endlich etwas entspannt und schläfrig wird. Also stellt er das Wasser aus, trocknet sich ab und zieht T-Shirt und Boxershorts an um kurz darauf ins Bett zu sinken. Mit Sorayas Lächeln vor Augen fällt er schnell in einen tiefen Schlaf.

Als er aufwacht zeigt der Wecker auf seinem kleinen Nachttischchen 8:30Uhr. Er hat über 15 Stunden geschlafen! Aber dafür fühlt er sich jetzt um einiges besser, die Kratzer an seinem Arm sind fast verschwunden. Als er sich aufsetzt schießt ihm ein stechender Schmerz durch die Rippen der ihn zischend die Luft einziehen lässt. Ok, da hat sich wenig geändert.

Er steht auf um zu duschen und neue Kleidung anzuziehen. Er hat eine Jeans ausgesucht, die etwas länger scheint als die anderen und einen dünnen Pulli der nach Oversize aussieht ihm aber gut passen dürfte wenn er die Ärmel hoch schiebt. Darunter zieht er eines der engen T-Shirts an.

Die heiße Dusche hilft erneut seine Muskulatur zu entspannen und die Rippen ein wenig zu beruhigen. Als er fertig ist geht er zu dem kleinen Schreibtisch auf dem er einen Teller mit nun kalten Nudeln, eine frische Flasche Wasser und zu seiner Erleichterung ein Päckchen Schmerztabletten vorfindet.

Scheinbar war gestern noch jemand im Zimmer ohne dass er es bemerkt hat, mit Wolf wäre ihm das sicher nicht passiert. Wieder seufzt er auf. Vielleicht sollte er von nun an lieber absperren.
Aus einem ihm unerfindlichen Grund traut er zwar Soraya, ihr Vater scheint ihn aber nicht sonderlich zu mögen und er ist sich sicher, dass er, würde es nach dem Alpha gehen, auch nicht mehr hier wäre.

Er isst eine Gabel von den Nudeln als Grundlage für die Tablette und spült sie mit einem großen Schluck Wasser hinunter. Dann zieht er sich den Stuhl ans Fenster und wartet darauf, dass die schmerzlindernde Wirkung einsetzt, während er die Landschaft bewundert, die sich vor seinen Augen erstreckt.

Hinter dem Haus befindet sich ein großer Garten in deren Mitte ein Springbrunnen steht, bei dem zwei Wölfe den Mond anheulen. Drum herum sind Bäume, kleine Sträucher und Blumen in kleinen Beeten verteilt, die das ganze verschachtelt aber doch großzügig erscheinen lassen. Weiter hinten fängt der dichte Wald an, der diesem Rudel den Namen gegeben hat.

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"Wie war das Training Kinder?" Da kann man fast 21 Jahre alt werden und wird vermutlich trotzdem immer das Kind bleiben. Auch wenn ich weiß, dass meine Mutter es nicht böse meint fühle ich mich immer ein wenig klein gehalten.

"War gut, Sam hat heute von Alex mächtig eine mit bekommen!" Ich lache beim Gedanken an das Bild wie Alex' Faust ihn von links am Kiefer trifft und sein Körper seinem Kopf in einer Piruette zu Boden folgt.
"Ey der war voll mies, den merke ich jetzt noch." Samuel hält sich seinen Kiefer bevor seine Augen schadenfroh zu strahlen beginnen "Aber der Uppercut den ich ihm danach eingeschenkt habe war auch nicht schlecht. Er hat sogar seinen Schuh verloren!" Lachend schlägt er sich auf den Oberschenkel und lehnt sich im Stuhl zurück.
Unsere Mutter verzieht leicht den Mund. Obwohl sie nicht erst einen Kampf gesehen hat und sogar dabei war hört sie nicht gerne wenn ihren Kindern etwas in der Art passiert.

Mein Vater, der für die Stimmungsveränderungen meiner Mutter immer schon sehr empfänglich war wechselt das Thema. "Soraya, hat der Fremde dir schon etwas erzählen können?" "Nein Paps, ich hab ihn gestern Mittag aus der Klinik geholt aber er wirkt sehr schwach. Der Weg hierher war ziemlich anstrengend für ihn. Beim Mittagessen haben wir dann etwas geredet aber er hat nur angeschnitten, dass sein Rudel nicht mehr so schön ist wie früher. Ich denke mal er meint den Angriff den er schon erwähnte. Ich war abends nochmal kurz bei ihm aber da hat er schon geschlafen. Ich werde ihm gleich noch Frühstück bringen. Braucht ihr mich heute? Sonst würde ich versuchen ihm ein wenig von unserem Rudel zu zeigen."

"Sag und zeig ihm aber nichts was strategisch wichtig wäre. Und er nimmt an keinem Training teil. Wir wissen nicht ob seine Geschichte wahr ist oder ob vielleicht er sogar dieses Rudel angegriffen hat und nun unseres ausspioniert, weil wir die nächsten werden sollen."
Innerlich verdrehe ich die Augen, weil ich nicht glauben kann, dass mein Vater so paranoid ist. Ein kleiner Teil von mir gibt ihm aber wiederwillig recht, weshalb ich meinem Vater zustimme.

Nachdem alle mit dem Frühstück fertig sind, helfe ich dabei den Tisch abzuräumen und begebe mich mit einem Teller mit zwei belegten Broten und einer Kaffeetasse die Treppen hinauf zu Fenris' Zimmer.

Die Gefährtin des BetaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt