Kapitel 58

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Nach dem Frühstück geht Fenris wieder im Supermarkt arbeiten. Ich habe ihm gesagt, dass er das nicht mehr muss. Jetzt wo er offiziell mein Gefährte ist, gehört mein Geld auch ihm, doch er sagt er will sich seinen Platz verdienen und beenden was er angefangen hat. Ich bewundere ihn für seine Einstellung.

Ich für meinen Teil habe beschlossen, die verbleibenden drei Tage zu nutzen, um mich best möglich auf das Alpha-Treffen am Donnerstag vorzubereiten.
Ich gehe also in mein Zimmer und hole die Mappe mit den Steckbriefen der Alphas von der Feier hervor, um sie erneut durchzusehen.
Das meiste ist mir noch im Kopf geblieben, hier und da mache ich mir eine Notiz, von der ich hoffe, dass sie mir später nützlich sein könnte.

Anschließend gehe ich erneut zum Büro meines Vaters, um nun auch Infos über die restlichen Alphas einzuholen. Außerdem will ich mein Wissen über die Geschichten deren Rudel auffrischen. Natürlich hatte ich grobe Infos während meiner schulischen Ausbildung zur Luna gelernt, doch einiges hat sich vielleicht geändert und manches mag ich vergessen haben.

Diesmal ist mein Vater weniger überrascht, als ich in seiner Tür stehe. "Hallo Soraya, willst du mir meine Unterlagen wieder bringen?" Er bezieht sich auf die Mappe in meiner Hand. "Ja Vater, außerdem möchte ich dich bitten mir dafür andere zu geben. Ich möchte für Donnerstag Informationen sammeln über die Alphas und deren Rudel. Größe, Geschichte, vorallem militärisch. Ich will von keinem zu viel verlangen, der es nicht leisten kann."

Der Alpha nickt bedächtig und scheint zu überlegen. "Sehr gut, ich suche dir die Papiere zusammen. Nun - einen Tipp werde ich dir geben. Wenn man sein Volk in einen Krieg führen soll, möchte man vorher möglichst genau wissen auf was man sich einlässt. Ich empfehle dir also einen Plan auszuarbeiten wie du deinen Trupp dort hinein bekommen und dann den Angriff organisieren möchtest."

Das stimmt, ich kann nicht nur mit einer Idee vor den großen Männern stehen und erwarten, dass sie ihre Männer und Frauen dafür opfern. Ich nicke ihm dankbar zu. "Du hast recht. Weist du ob wir Karten vom Silbersee-Rudel haben und dem Gelände drum herum? Dann werde ich mir mit Fenris' Erfahrung und Ortskenntnis einen Plan erarbeiten." "Dein Bruder müsste die momentan haben, wenn ich mich recht entsinne. Wenn es euch nichts ausmacht, könntet ihr ihn bei der Planung dabei sein lassen? So kann er etwas Angriffstaktik lernen, das wird er später brauchen." Als Alpha, natürlich.

Erneut nicke ich meinem Vater zu, diesmal leicht pikiert. Aufgegeben habe ich den Alpha-Posten noch immer nicht, aber ein Kampf nach dem anderen.
Ich bedanke mich bei dem Alpha, der mir inzwischen erneut die Mappe mit neuen Dokumenten hinhält und nehme sie, bevor ich mich umdrehe und zum Büro meines Bruders gehe.

"Ist offen, komm rein." Sam sieht überrascht von seinen Unterlagen auf, die er mit in die Hände gelegtem Kopf betrachtet hat. So saß er wohl schon eine Weile, denn auf seinen Wangen sind klar die Abdrücke seiner Handballen erkennbar.
"Hey Sis, was machst du hier?"
"Du hast Pläne die ich haben will." Er lehnt sich im Stuhl zurück und macht eine allumfassende Armbewegung. "Nimm alles, alles was weg ist muss ich nicht lernen." Witzbold.

Amüsiert verdrehe ich die Augen und grinse ihn an. "Dir ist schon klar, dass das so nicht funktioniert oder?" "Ich verstehe nicht wie man sich den ganzen Mist merken kann!" Er zerzaust sich seine rot-blonden Haare, die inzwischen ein bisschen zu lang geworden sind und ihm nun weit vom Kopf stehen.
"Was willst du eigentlich damit? Und was willst du genau haben?" Nun sieht er mich neugierig an.

"Ich will die Pläne vom Silbersee-Rudel und dem Land drum herum. Wenn ich vor der Alpha-Versammlung überzeugen will, muss ich einen Angriffsplan ausarbeiten. Dazu muss ich aber wissen, wie es dort aussieht, Wälder, Hügel, Ruinen die Schutz bieten und Flächen die die Streuner leicht überblicken können. Sowas."

Seine Augen haben das Leuchten angefangen. "Das ist so cool, dass du und Fenris das machen. Ich will euch auch helfen, aber Dad erlaubt nicht, dass ich dabei bin. Ich finds voll unfair. Ich kann auch kämpfen und bin auch nicht schlecht! Warum darf ich nicht mit?" Er wirkt deutlich verärgert als er mich fragend ansieht. Seufzend nehme ich auf dem Stuhl ihm gegenüber Platz.

"Sam, Vater meint das bestimmt nicht böse. Versetze dich doch mal in seine Lage, würdest du beide deiner Kinder gleichzeitig in ihre erste Schlacht schicken? Noch dazu wirst du der nächste Alpha. Er kann nicht riskieren dich dort zu verlieren. Du bist die Zukunft dieses Rudels, Sam. Du musst hier bleiben und lernen um später ein guter Anführer zu werden. Außerdem, welches Bild würde das abgeben, wenn du dich mir unterordnen müsstest. Jeder weiß, dass ich um deine zukünftige Stelle kämpfe. Wenn wir nun diese Rollen einnehmen, würde er damit deine Position schwächen." Sein Gesicht nimmt einen geknickten Ausdruck an.

"Dafür wollte ich mich schon lange entschuldigen." Ich sehe ihn verwundert an. Er sich bei mir entschuldigen? Wofür?
"Wofür willst du dich denn bei mir entschuldigen, Sam?" "Naja, dass Dad mir deinen Posten gibt. Ich weiß, dass du den gerne haben willst und da voll drauf hingearbeitet hast und ich dir den jetzt weg nehme. Ich habe das anfangs nicht verstanden, aber inzwischen weiß ich was dir das bedeutet. Wenn ich könnte würd ich ihn dir geben."

Seine großen Augen sehen mich ehrlich an während mir mein Herz in die Hose rutscht. Ich habe nie gedacht, dass er sich darum einen Kopf macht. Vorallem war es nie meine Intention ihm ein schlechtes Gewissen zu machen. Was bin ich für eine schlechte Schwester.

"Nein Sam, ich muss mich bei dir entschuldigen. Ich habe nicht darüber nachgedacht, wie du dich dabei fühlst. Glaub mir bitte wenn ich dir sage, dass du ein guter Alpha wirst. Ich glaube fest daran, dass du ehrlich und stark und gerecht wirst und ich helfe dir gerne dabei wenn ich kann. Habe bitte kein schlechtes Gewissen. Besonders jetzt nicht mehr! Ich habe Fenris, er ist mein Gefährte und er ist Beta. Wenn wir sein Rudel befreit haben, wird er hoffentlich seinen Posten zurück bekommen. Wir werden dort hin ziehen, ich werde unser Rudel verlassen."

Erst jetzt wird mir bewusst, dass es so laufen wird. Ich werde hier weg gehen. Vorallem werde ich Teil eines neuen Rudel und kein Gedanken-Verbindung mehr hier her haben. Mein Magen zieht sich zusammen bei dem Gedanken daran.
Vage nehme ich wahr wie Samuel aufsteht und um den Tisch herum tritt, bevor er mich in die Arme schließt. "Ich werde dich vermissen Sis."

Die Gefährtin des BetaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt