Kapitel 16

41 4 0
                                    

Er zuckt zusammen als es laut und schwer an seiner Tür klopft. Sorayas Klopfen ist immer eher zart und vorsichtig, wer also mag das sein? Der Alpha?
Zum Glück hat er sich schon umgezogen und geht jetzt in Jeans und schwarzem T-Shirt zur Tür. Als er sie öffnet erblickt er verdutzt eine eindeutig wütende Soraya die einen chaotisch beladenen Teller mit lecker aussehendem Frühstück in der Hand hält.
Er macht den Weg für sie frei und sie stürmt an ihm vorbei in sein Zimmer um den Teller auf den üblichen Platz auf dem Schreibtisch zu stellen.

Nachdem er die Tür geschlossen hat geht er langsam auf sie zu und hat das Gefühl er nähere sich einem wilden Tier. In ihren Augen, die immer mal kurz von ihrem tiefen blau zu einem warmen braun wechseln, sieht er, dass sie mit ihrem Wolf um die Kontrolle kämpft.

Vorsichtig legt er ihr eine Hand auf die Schulter und ist froh, dass die Geste den Effekt hat den er sich gewünscht hat. Sie sieht ihn nun mit konstant blauen Augen direkt an und er kann beobachten, wie etwas Spannung aus ihrem Körper weicht. Sanft schiebt er sie zur Bettkante und drückt sie runter damit sie sich setzt. Er nimmt neben ihr Platz und sieht sie an.

"Was ist passiert Soraya?"
Wieder flackert der Zorn auf.
"Mein Vater ist so ein Arsch. Er hat für heute abend seinen Beta mit Familie eingeladen. Und als ich ihm gesagt habe, dass du heute Abend schon zum Essen kommst hat er gleich noch beschlossen unseren Hauptmann mit dazu zu holen."

Oh, das hatte er nicht erwartet. Aber eigentlich ist er auch nicht wirklich überrascht. Leo hätte vermutlich damals das selbe getan und er hätte ihn in dieser Entscheidung vollkommen unterstützt.
Dass Soraya sich so für ihn einsetzt macht die Entscheidung für den Alpha vermutlich nur noch leichter. Er will seine Tochter beschützen was er komplett verstehen kann, denn ihm geht es genau so.

Geistesabwesend streichelt er ihr über den Rücken und ist sich nicht ganz sicher ob er damit sie oder sich selbst beruhigen will.
"Du wirkst ziemlich ruhig dabei, macht Dir das gar nichts aus?" Sie sieht in verwirrt an.
"Naja, es ist nicht gerade so wie ich es mir gewünscht hatte, aber ich kann ihn verstehen. Er will mich unter Druck setzen und mir zeigen mit wem ich es zu tun habe wenn ich dem Rudel oder dir etwas Böses wollen würde. Ich selbst würde an seiner Stelle vermutlich genau so handeln."

Entschuldigend zuckt er mit den Achseln. Er sieht wie in Soraya die Vernunft mit der Wut auf ihren Vater kämpf, doch scheinbar gewinnt die Vernunft denn sie lässt geschlagen die Schultern hängen.
"Ja, vermutlich hast du recht. Ich finde es trotzdem nicht fair dich so zu belagern."

Sie macht sich Sorgen um ihn und das obwohl sie ihn nur so kurz kennt. Sein Herz wird ganz leicht und plötzlich sieht er das Essen heute Abend entspannter. Klar, er wird wohl oder übel etwas über den Angriff erzählen müssen und warum er hier ist. Das wird nicht leicht werden aber er kann damit nicht ewig hinter dem Berg halten. Aber er wird nicht alleine sein, sie wird da sein.

Als sein Magen in die Stille hinein das Knurren anfängt müssen beide laut lachen und die beklemmte Stimmung im Raum ist wie weg geblasen.
"Ich habe dir Frühstück mitgebracht, bei meinem Abgang vorhin aber leider nicht an den Kaffee gedacht. Tut mir leid."
Sie sieht ihn entschuldigend an doch ihm macht das nichts aus, also winkt er mit der Hand ab. "Alles gut, ich habe noch Wasser übrig von gestern. Danke für das Frühstück."

Während er damit anfängt den Teller zu plündern, erkundigt sie sich wie es ihm heute geht. Er sagt ihr, dass er sich schon fast wieder wie der alte fühlt und seine Rippen nur noch bei ruckartigen Bewegungen ein wenig weh tun. Er hat schon gestern Abend keine Schmerztablette mehr genommen und hat das auch heute nicht vor.

Die Spaziergänge mit Soraya helfen scheinbar seiner Wundheilung denn auch die Schnitte und Kratzer an den Armen sind komplett verschwunden. Nur die Narben am Rücken werden wohl bleiben. Ein Andenken an die vermutlich schlimmste Zeit seines bisherigen Lebens.
Er schüttelt die dunklen Gedanken ab und wendet sich wieder Soraya zu. "Was hast du für heute geplant?" "Naja, ich werde vermutlich meiner Mutter später bei den Vorbereitungen fürs Essen helfen müssen aber bis dahin habe ich noch ein paar Stunden frei. Was magst du machen?"

Die Gefährtin des BetaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt