Lisa fällt mir in ihrer überschwänglichen Art zur Begrüßung um den Hals, nachdem sie die Tür geöffnet hat.
"Hey beste Freundin, schön dass du da bist. Geht es dir gut? Ist alles in Ordnung? Deine Nachricht heute Früh hat mich schon etwas überrascht.""Hey Lisa, ja mir geht's gut. Es gibt da ein paar Dinge zu denen ich deine Meinung brauche."
"O.K. verstehe, kein Smalltalk sondern gleich zur Sache. Sollen wir in mein Zimmer oder willst du lieber laufen?"
Sie ist einfach die Beste."Ich denke ich würde gerne laufen wenn das für dich in Ordnung ist. Ich glaube ruhig Sitzen bekomme ich gerade nicht hin."
Ich lächle sie schief an. "Alles klar, kein Ding. Aber ich fürchte du musst wenigstens kurz meinen Eltern Hallo sagen. Die freuen sich ehrlich dich wieder zu sehen." Ein Lachen löst sich aus meiner Brust, ich mag die zwei wirklich gerne also betrete ich das Haus.Ihre Eltern sind im Wohnzimmer und ziehen mich nacheinander in ihre Arme als sie mich sehen. Sie tadeln mich scherzhaft, dass ich so lange nicht da war und erwarten, dass ich bald mal wieder zum Abendessen vorbei komme.
Ich bedanke mich für die Einladung und sage ihnen, dass ich mich schon sehr darauf freue.Da Lisa spürt, dass ich einiges los werden möchte, löst sie uns schnell von ihren Eltern und zieht mich nach draußen. Automatisch nehmen wir unseren alten Weg durch den Wald, der uns im späteren Verlauf zu der kleinen Lichtung führen wird, auf der wir als Kinder schon zusammen gespielt haben.
"Also Soraya, schieß los. Ich sehe doch dass dich etwas ziemlich beschäftigt." Ich hole noch einmal tief Luft. "Du weißt ja schon, dass ich Fenris - nun - näher gekommen bin. Die ersten Tage haben wir uns nur unterhalten, wirklich gut unterhalten. Ich habe mich direkt wohl gefühlt bei ihm. Und dann am Donnerstag - ist es passiert. Und gestern nochmal. Und - weist du - inzwischen ist mir bewusst, dass ich ihn mehr als nur mag. Ich liebe ihn Lisa."
Erst jetzt sehe ich sie an und sie hat die Hand vor den Mund geschlagen. "Oh Soraya. Dich hat es wirklich erwischt! Ich freue mich so für dich! Aber was ist denn das Problem. Es klingt so als würde er dich auch mögen, damit ist doch alles gut oder nicht?"
Ich seufze und blicke wieder auf meine Füße. "Es ist so viel passiert die letzten Tage."Und damit erzähle ich ihr von meinem Vater, der die Alphas zu meiner Geburtstagsfeier eingeladen hat um mich zu verkuppeln. Ich erzähle von Fenris' Narben am Rücken. Ich erzähle ihr von unserem Gespräch im Wald und von Aelias Gefühl, dass etwas nicht stimmt. Ich erzähle ihr, dass mein Wolf seinen nicht spüren oder erreichen kann. Zu guter letzt erzähle ich ihr noch von dem Newsletter, unter dem Schwur es nicht weiter zu erzählen, und meinen Zweifeln an seiner Identität.
Sie unterbricht mich kein einziges Mal und sieht mich dann schockiert an, als ich fertig bin. Wir laufen einige hundert Meter ohne etwas zu sagen, denn ich habe das Gefühl sie muss all das erst einmal verarbeiten.
Irgendwann bricht sie das Schweigen."Boah, da hast du ja eine ganze Menge erlebt in den letzten Tagen. Das muss erst mal verdaut werden. Lass mich das kurz zusammen fassen ob ich alles verstanden habe: Du hast dich in einen Mann verliebt, der eine Vergangenheit hat über die er nicht reden will. Mit dessen Wolf Aelia nicht kommunizieren kann, von dem sie aber sicher ist, dass er da ist. Und dein Vater sieht ihn vielleicht als Gefahr für das Rudel an, weil in einem Brief steht, dass er tot sein soll und jetzt glaubt, dass er die Identität des Betas vom, wie heißt das Rudel? Silberwasser? Geklaut hat. Du und Aelia seid euch aber, warum auch immer, sicher dass er es wirklich ist. Und dein Vater hat gleichzeitig Alphas aus anderen Rudeln für dich eingeladen, damit du von einem von ihnen die Luna wirst. Richtig?"
"Silbersee. Aber ansonsten, ja, gut zusammen gefasst." Ich klinge erschöpft und fühle mich auch so. "Puh. Süße, warum kannst du dir nicht einfach den netten Jungen von neben an aussuchen? Warum musst du dir gleich einen so komplizierten Fall schnappen?" Scherzhaft stößt die mir in die Rippen aber mir ist wirklich nicht zum lachen zumute.
"O.K., lass uns das mal logisch betrachten. Er ist ja scheinbar nicht dein Seelengefährte. Ist er das ganze Drama dann wert?" Ich sehe sie schockiert an und Aelia tritt kurz an die Oberfläche um Lisa an zu knurren. Die hebt abwehren ihre Hände und weicht einen Schritt zurück.
"O.K., O.K. Ich verstehe. Er ist es wert. Du bist wirklich verknallt oder?" Sie grinst mich breit an und auch mir zupft ein schüchternes Lachen an den Mundwinkeln.
"Gut, wenn er dir so viel bedeutet musst du um ihn kämpfen. Du solltest ihn ansprechen und alle Fragen stellen die du hast. Ihr könnt nicht die ganze Zeit umeinander rum schleichen. Was ich so raus gehört habe, mag er dich glaube ich ähnlich gerne und wenn dem so ist wird er dir alle Fragen beantworten. Wenn er lügt wird Aelia das mit bekommen, sie ist die schlauste Wölfin die ich kenne. Und wenn er dir nicht antwortet, kannst du immer noch überdenken wie wichtig du ihm wirklich bist."Aelia wedelt bei Lisas Worten mit dem Schwanz und ich muss über ihre Reaktion lachen woraufhin mich Lisa irritiert ansieht. "Aelia freut sich gerade wie ein kleiner Welpe über dein Kompliment." Das bringt nun auch Lisa zum Lachen.
"Und ich denke du hast recht. Auch wenn ich fürchte, dass das bei dir viel leichter klingt als es tatsächlich sein wird.""Ach Süße, das bekommst du locker hin. Du bist stark und lässt dich nicht so leicht unterkriegen. Und du hast ein Recht auf die Antworten, wenn er wirklich mit dir zusammen sein will wie er behauptet." Ich fasse bei ihrem Lob etwas Mut.
"Ich danke dir Lisa. Danke fürs zuhören, danke für deine Meinung und danke, dass du immer für mich da bist." Ich bleibe stehen und umarme sie.
"Ach quatsch, dafür sind beste Freunde doch da! Außerdem bin ich froh, dass ich dir auch mal helfen konnte nach den unzähligen Malen, die du dir mein Gejammer anhören musstest."
Wir beide denken an ihre sintflutartigen Tränen nach jedem Mal wo wieder mit einem ihrer Lover Schluss war und grinsen breit.Inzwischen sind wir an der Lichtung angekommen und legen uns in die Sonne ins Gras. Den Rest des Tages unterhalten wir uns über dies und das, Uni, Jungs, Eltern, Training und all das und es tut gut Fenris und meine Sorgen in die hinterste Ecke meines Bewusstseins schieben zu können.
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Die Gefährtin des Beta
WerewolfWährend Soraya darum kämpft anstelle ihres kleinen Bruders Alpha des Waldschatten-Rudel zu werden, finden Wachen auf ihrem Kontrollgang an der Grenze einen bewusstlosen Mann. Er riecht schwach nach Werwolf und heilt nur sehr langsam. Dabei sieht er...