Kapitel 30

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Nachdem Soraya sein Zimmer verlassen hatte kehrte die Einsamkeit zurück. Eine seltsame Einsamkeit, ähnlich der als er im Verlies realisierte, dass er seinen Wolf verloren hatte. Eine Einsamkeit die von innen kommt.
Da Schlaf keine Option war beschloss er wieder mit dem Training zu beginnen.

Jetzt joggt er schon seit circa 45 Minuten durch den Wald und lässt seinen Gedanken freien Lauf. Immer wieder kehren sie zu Soraya zurück.
Ihr verweintes und doch wunderschönes Gesicht am Brunnen. Ihre Lippen auf seinen. Wie sie unter ihm lag während er sich in ihr vergrub. Ihr schüchternes Gesicht als sie ihm ihre Jungfräulichkeit beichtete. Er kann immernoch nicht glauben, dass sie ihm dieses Geschenk gemacht hat.

Da Werwölfe kaum schwanger werden solange sie nicht von ihrem Partner markiert wurden beginnen sie oft sehr früh mit sexuellen Aktivitäten. Dass Soraya 21 Jahre wird und noch nie so weit gegangen ist wie mit ihm erfüllt ihn mit Stolz aber auch mit Sorge. Er war zwar der Erste, aber er kann nicht der Letzte sein. Sie ist mehr wert.

Immer wieder kreisen seine Gedanken um dieses Thema und seine Beine werden dadurch immer schneller. Bald verliert er seinen Rhythmus und kommt völlig aus der Puste.
An einem Baum macht er halt und lehnt sich dagegen, bis sein Herz wieder einen gleichmäßigen, gesunden Takt annimmt und sich seine Lungen wieder mit Sauerstoff füllen.

Er muss mit ihr reden. Sie darf sich nicht zu sehr in diese Beziehung vertiefen. Beziehung. Haben sie eine? Sie hatten einmal Sex und heute Nacht konnten sie ohne den anderen nicht einschlafen. Aber kommenden Samstag wird sie ihren Lebenspartner kennen lernen. Er krümmt sich von dem Schmerz der ihm bei diesem Gedanken in Herz und Bauch fährt.

Was ist nur los mit ihm. Sie ist definitiv nicht die erste Frau in seinem Leben auch wenn er wünschte es wäre so. Aber so wie mit ihr hat er noch nie gefühlt und dabei kennt er sie von allen am wenigsten.
Er nimmt seinen Lauf wieder auf schlägt eine Route zurück zum Haus ein.

Frisch geduscht sitzt er nun an seinem Schreibtisch, den Kopf in die Hände gestützt und denkt weiter nach. Er hat noch ungefähr 30 Minuten Zeit bis zum Frühstück. Wie fängt man ein solches Gespräch an? Er will sie nicht verletzen, aber sie müssen bald darüber reden.

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Das Frühstück verläuft ähnlich wie das gestrige Abendessen. Der Alpha und ich sind konzentriert mit unserem Essen beschäftigt, während sich die Anderen unterhalten. Ich bekomme nicht einmal mit worum es in den Gesprächen geht.

Wie immer helfe ich meiner Mutter beim aufräumen. Als wir beinahe fertig sind, wendet sie sich mir zu "Hast du schon nachdenken können mein Schatz? Worüber wir gestern geredet haben?" Sie ist offensichtlich nicht böse über meine überspitzte Reaktion also will auch ich diesmal versuchen ruhig zu bleiben und sehe sie deshalb lieber nicht direkt an.

"Ja, Mutter. Ich werde mir ein Kleid kaufen und ich werde mich auf der Feier mit ihnen unterhalten. Aber ich verspreche dir nicht, dass jemand dabei ist den ich mögen werde und ich verspreche schon gar nicht, dass ich mit einem von ihnen mein Leben verbringen werde."
"Das ist in Ordnung, Soraya. Wir wollen dich nicht zwangsverheiraten. Du sollst jemanden finden mit dem du gerne Zeit verbringst und dich wohl fühlst. Das ist uns wirklich wichtig, glaub mir das bitte." Nun sehe ich sie doch an.
Ich habe doch jemanden mit dem ich gerne Zeit verbringe. Und ich fühle mich wirklich wohl in seiner Nähe.

Meine Mutter scheint meine Gedanken zu erraten, denn ihr Gesichtsausdruck verändert sich in Richtung mitfühlend, doch sie sagt nichts. Ich nicke ihr zu. "O.K." Dann wende ich mich ab und verlasse den Raum.

Zurück in meinem Zimmer vermisse ich schon wieder Fenris' Nähe. Aber er ist im Supermarkt und wird heute eingearbeitet, keine Ahnung wie lang das dauert. Ich verbinde mich über Gedankenrede mit Lisa.
'Hey beste Freundin, hast du kurz Zeit?'
'Unbedingt! Ich sitze hier gerade über den Anmeldungen für die Unis und freue mich über jede Ablenkung.'

Hm, die Uni. Vielleicht wäre das auch eine Option für mich. Damit wäre ich weg von hier und noch nicht gezwungen mich mit jemandem zu paaren, den ich nicht haben will. Meinem Vater könnte ich es so verkaufen, dass ich dort ja auch Männer kennen lernen kann. Und ich bleibe selbstständig.
Fenris kann ja mit kommen! Er ist ungebunden, ohne Rudel, er kann bei mir bleiben! Die Idee gefällt mir.

'Hey Soraya, bist du noch da?'
'Ja entschuldige, ich habe mir gerade gedacht, dass ich vielleicht auch zur Uni gehen sollte.'
'Ach cool! Auf welche willst du?'
'Das habe ich mir noch nicht überlegt, ich muss mich da mal informieren. Aber deshalb habe ich mich nicht bei dir gemeldet. Ich wollte eigentlich nur ausmachen wann wir in die Menschenstadt fahren wegen dem Kleid.'
'Oh ja, Shopping! Mittwoch würde gut bei mir passen, da bekomme ich auch das Auto, dann kann ich fahren.'
'Das klingt super! Dann Mittwoch. Hol mich einfach ab, ich bin da.'
'Alles klar, bis dann!'
'Bis dann.'

Um meinen neu gefassten Plan gleich umzusetzen, öffne ich meinen Laptop und lese mich in die potentiellen Unis und Studiengänge ein.
Hier raus zu kommen, eine eigene Wohnung oder zumindest ein Zimmer in einer WG zu bekommen und endlich eine Aufgabe zu haben erscheint mir wie die Lösung nach der ich bisher nicht gesucht, sie aber gebraucht habe.

Die Gefährtin des BetaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt