Das ist alles ziemlich spanisch

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Als es kurz vor neun Uhr war, machte Callista sich auf den Weg zu dem von Mr Ruiz genannten Raum, in dem sie jetzt Spanisch lernen sollte.

Ein etwas jüngerer Junge war bereits da und sah Callista irritiert an.

„Wer bist du?", fragte er langsam in gebrochenem Spanisch.

„Ich bin Callista. Ich bin neu hier. Ich muss auch Spanisch lernen", entgegnete Callista in derselben Sprache.

„Kannst du auch Englisch?", fragte der Junge, der auf einmal wesentlich selbstsicherer klang, wahrscheinlich weil er nicht der einzige war, der die Sprache schlecht konnte. Callista fiel auf, dass er einen Zauberstab bei sich trug, was bedeutete, dass er entweder ein Squib war, der sich als Zauberer ausgab, oder dass er magisch war.

„Ja, das habe ich zuhause gelernt", antwortete Callista, wobei sie versuchte, einen französischen Akzent vorzuspielen, indem sie die einzelnen Silben extrem betonte und keine hs aussprach. Sie klang in ihren eigenen Ohren ein wenig lächerlich und wünschte sich, sie hätte das Reden etwas mehr geübt, doch der Junge schien ihr zu glauben.

„Du bist aus Frankreich, oder?", fragte er.

„Oui", entgegnete Callista. „Und du? Du nennst dich wie?"

„Ich bin Steven und kann Französisch leider noch schlechter als Spanisch. Meine Eltern sind Muggel und es war eine ziemliche Überraschung, als wir herausgefunden haben, dass ich zaubern kann. Sie haben das leider nicht allzu gut aufgenommen, weshalb ich nach meinem ersten Jahr in Hogwarts hier gelandet bin und meine restliche Schulzeit wahrscheinlich auf einem spanischen Internat verbringe. Bis dahin muss ich die Sprache wenigstens annähernd können".

Ein bisschen erleichtert war Callista schon, dass Steven anscheinend zu keiner Zaubererfamilie gehörte und daher nicht die Gefahr bestand, dass er sie als eine Malfoy erkannte. Das war auch einer der Gründe, weshalb sie nach Spanien gezogen war. Hierher hatten ihre Eltern nicht wirklich Kontakte und kaum jemand kannte die Familie Malfoy.

Sie wartete mit ihrer Antwort ein wenig, so als hätte sie erst überlegen müssen, wie sie sich ausdrückte, bevor sie sagte: „Das tut mir leid. Auf Hogwarts ist auch Harry Potter, oder?"

„Ja", der Junge grinste und erzählte begeistert: „Ich habe ihn persönlich getroffen, obwohl er so bekannt ist. Er wurde allerdings ziemlich scheiße behandelt, als alle dachten, er hätte seinen Namen in den Kessel für das Trimagische Turnier geworfen. Und ich glaube, jetzt, wo er behauptet, Voldemort sei zurück, ist er auch nicht mehr allzu beliebt. Schließlich ist ein Schüler gestorben".

„Oh", das hatte Callista tatsächlich noch nicht gewusst. „Was genau ist denn passiert?"

„Das weiß niemand so wirklich", bevor Steven noch mehr erzählen konnte, kam schon die Lehrerin, eine mittelalte, freundlich aussehende Frau, herein.

„Hallo. Du musst Callista sein", sagte sie auf Französisch. „Ist das wirklich in Ordnung für dich, wenn wir den Unterricht auf Englisch machen? Ich könnte auch Französisch, aber dann müsste ich alles immer doppelt erklären".

„Nein, das passt so", antwortete Callista auf Englisch, wieder mit Akzent.

„Sehr gut".

Schnell stellte sich heraus, dass Callista sogar noch etwas weiter war mit ihrem Spanisch als Steven, sodass die Lehrerin sowieso parallel unterrichten musste, indem sie einer Person etwas erklärte, während die andere Aufgaben machte.

Sie übten bis zum Mittagessen und gingen dann gemeinsam zum Essenssaal.

„Es ist schwer, sich mit den anderen zu unterhalten", warnte Steven Callista auf dem Weg vor. „Du kannst dich zwar zu ihnen setzen und sie waren bei mir anfangs auch interessiert daran, mit jemandem Englisch zu sprechen, was viele als Zweitsprache lernen, aber sie haben ziemlich schnell zurück zu Spanisch umgeschaltet. Ab da habe ich dann nichts mehr verstanden und ich kann ihren Gesprächen noch immer nicht folgen".

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