Auf dem Weg zur Schule

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Eigentlich hatte Callista vorgehabt, Harry ihre Adresse zu nennen, damit er, falls er sich umentschied, doch noch zu ihr kommen konnte. Aber in ihrer Wut und Enttäuschung hatte sie es schlichtweg vergessen.

Weil sie offiziell wieder weg war, musste sie aufpassen, nicht gesehen zu werden, wenn sie nach draußen ging und die übertriebene Schminke war gar nicht mehr notwendig. Ihren Job hatte Callista gekündigt, falls jemand aus der Schule wissen sollte, dass sie dort gearbeitet hatte, und in ihrer Wohnung angekommen färbte sie sich als allererstes die Haare nach.

Man konnte zwar noch ganz unten, wenn man wusste, dass sie da gewesen war, ein wenig türkise Farbe erkennen, aber das reichte Callista nicht. Außerdem wollte sie, wenn sie wirklich in die Zaubererwelt Groß Britanniens zurückkehrte, auf keinen Fall mit den Malfoys in Verbindung gebracht werden.

Mit frisch-türkisen Haaren ging sie schließlich am nächsten Tag früh aus dem Haus, um eine Runde zu joggen. Dabei lief sie absichtlich am Haus der Dursleys vorbei und entdeckte Harry, der im Beet saß und dort Unkraut zupfte. Als sie besonders nah am Zaun vorbeilief, sah der Junge auf und ihre Blicke trafen sich. Callista sah Erkennen in seinen Augen, aber er sagte nichts. Und so lief sie einfach weiter. Und als ihre übliche Runde vorbei war und ihre Lungen brannten, da rannte sie noch weiter, einfach weil der Schmerz das Gefühl des Nutzlos-seins überschattete. Sie rannte, bis schwarze Punkte vor ihren Augen tanzten, und dann hielt Callista an und ging langsam zurück zu ihrer Wohnung, wo sie mit dem Training begann.

Sie war nicht nutzlos. Sie war genauso viel wert wie Menschen mit magischen Kräften. Und das würde sie ihnen beweisen.

Die restlichen Ferien verbrachte Callista noch in Little Whinging, übte das Kämpfen und ließ sich hin und wieder mal bei Harry blicken. Doch der Junge schenkte ihr nie große Beachtung oder sagte ihr, dass er seine Meinung geändert habe. Und irgendwann war das Haus der Dursleys verlassen und sie entdeckte ihn auch nicht mehr im Park, wo er oft allein herumlungerte. Scheinbar waren alle evakuiert worden oder vor dem Krieg geflohen.

Einen Tag bevor der Zug wieder nach Hogwarts abfuhr packte Callista ihre Besitztümer zusammen, wobei sie eine ganze Menge Kleidung, die sie nicht dringend brauchte, nicht mitnehmen konnte. Ansonsten wäre sie mit mehreren Koffern unterwegs, was wirklich umständlich wäre.

Nachdem sie einen Müllsack Kleidung an einem Sozialhilfehaus abgegeben hatte und die Tasche in ihrem Schulrucksack deponiert hatte, stieg sie in den nächsten Bus mach London, wo ihr erster Zwischenstopp die Winkelgasse war.

Doch sobald sie den Tropfenden Kessel betrat, kam Tom, der Wirt, zu ihr geeilt, warf einen prüfenden Blick durch das Lokal und flüsterte ihr zu: „Ich würde an deiner Stelle nicht in die Gasse gehen. Besonders nicht in dieser Kleidung".

Irritiert sah Callista an sich herunter, auf ihre Muggeljeans und das dunkelgrüne T-Shirt. „Wieso denn nicht?"

„Ich weiß, dass du schon öfter hier warst, und deswegen warne ich dich: du bist muggelgeboren, oder?", fuhr der Wirt fort.

Callista konnte nur mit den Schultern zucken. Die Wahrheit sollte nicht herauskommen. Sie war nämlich reinlütig. Nur ohne magische Kräfte.

„Dann kauf dir ein Flugticket und verschwinde von hier, solange du noch kannst. Wahrscheinlich weißt du es noch nicht, aber Der-dessen-name-nicht-genannt-werden-darf hat das Ministerium übernommen und kontrolliert jetzt alle magischen Orte in Groß Britannien. Auch Hogwarts. Sobald sie dich als Muggelgeborene erkennen, bist du tot".

Callista wurde eiskalt. Das klang nicht gut. Erst starb Dumbledore und jetzt übernahm Voldemort alles. Sie hatte den Krieg quasi schon verloren, bevor sie überhaupt eingegriffen hatte, und hatte wahrscheinlich erst Tage spter davon erfahren.

Niemals genugWo Geschichten leben. Entdecke jetzt