Mehrere Termine

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Nach dem Essen drehten alle Kinder ihre Stühle in Richtung Essenausgabe, wo neben dem Tisch mit dem Essen ein weiterer Tisch mit einem seltsamen Quader stand.

„Fernsehen", jubelte Mino leise. „Das ist immer das Beste am Tag".

Callista versuchte, ihr Erstaunen zu verbergen, als vorne ein Bild aufflackerte und zusätzlich Töne aus dem seltsamen Muggelgerät kamen. Aber schon bald war sie völlig vertieft in die Geschichte, die vorne gezeigt und erzählt wurde. Wirklich beeindruckend, was Menschen ohne Magie schafften. Und ziemlich seltsam, dass es so etwas in der Zaubererwelt noch nicht gab.

Nach und nach wurden jedoch die Kinder aufgerufen, die ins Bett mussten und irgendwann musste Callista sich widerwillig von dem Quader trennen.

Die Nacht war nicht allzu schön. Ständig hörte sie noch irgendwelche Geräusche im Haus oder von draußen, die Matratze war unbequem und in ihren Träumen tauchten immer wieder ihre Familienmitglieder auf, die sie als Missgeburt und Schande betitelten.

Entsprechend müde war sie auch am nächsten Tag, als sie mit den Schulkindern gleichzeitig aufstand und sich nach dem Umziehen an den Frühstückstisch setzte.

Tyson sah ebenfalls ziemlich müde aus, erzählte aber dennoch, wie sehr er sich schon auf Teakwondo heute Nachmittag freute. Mino beschwerte sich darüber, dass seine Klasse eine Doppelstunde Mathe ganz am Anfang hatte, wobei er ziemlich lustige und definitiv nicht kindgerechte Bezeichnungen für das Fach fand.

Callista war erstaunt, wie vertraut die Kinder miteinander umgingen. Wenn sie bei den Malfoys keine Lust auf etwas gehabt hatte, dann hätte sie sich niemals getraut, das zuzugeben. Von ihren Eltern hätte sie sicherlich eine Predigt und vielleicht sogar eine Strafe bekommen. Aber hier regten sich alle über Schule, Lehrer und Unterrichtsfächer auf, als sei es normal, Erwachsene zu hinterfragen und auch einmal keine Motivation für etwas zu haben.

Nach dem Frühstück packten sich alle eine Brotdose für die Schule und dann begleiteten Sarah und Callista die Kinder zur Bushaltestelle, die nicht allzu weit entfernt war. Die junge Malfoy fand es erstaunlich, dass die Muggelmaschienen selbstständig fahren konnten und so viele Menschen transportierten. Der Bus war ein wenig wie sie sich den Fahrenden Ritter vorgestellt hatte (ein Malfoy würde selbstverständlich niemals weit genug sinken, mit so einem Ding zu fahren), aber weniger schnell und ohne die drei Stockwerke.

Jane klagte zwar wieder über Kopfschmerzen, sah aber nicht krank aus und weil es ihr am vorigen Tag auch nicht allzu schlecht gegangen hatte, schickte Sarah sie trotzdem zur Schule, mit dem Vorwurf, nicht ständig schwänzen zu sollen.

Kurze Zeit später nahm Callista mit einem Betreuer, der Ben hieß, ebenfalls den Bus. Sie bekam direkt eine Jahresfahrkarte mit dem Befehl, sie ja nicht zu verlieren.

Beim Arzt musste sie verschiedene Mobilitätsübungen machen und sich einmal bis auf die Unterwäsche ausziehen, wurde gewogen und abgemessen. Dann nahm ihr der Arzt mit einer Spritze Blut ab und verarztete ihre Hand neu.

Danach gingen sie einige Gebäude weiter und Callista hatte einen Termin bei einer netten älteren Frau, bei der sie sich nicht ausziehen musste.

Sie stellte sich als Rosalie vor und fragte ein wenig über Callistas Familie und darüber, wie es ihr ging. Und als Callista nicht antworten wollte, zeigte sie ihr ein Muggelkartenspiel, das sie für einige Zeit spielten, bis Rosalie einen Blick auf die Uhr warf und sich mit einem „Es war schön, mit dir zu spielen. Bis bald" verabschiedete.

Außerhalb des Raumes wartete bereits Ben auf sie und fragte: „Wie war's?"

„Ganz okay", Callista zuckte nur die Achseln und gab nicht zu, dass sie das Spiel Uno noch nicht gekannt hatte, denn das hatte auch schon Rosalie seltsam gefunden. Sie verstand jedoch auch nicht, was dieser Besuch gebracht hatte. Sie hatte weder eine Liste ausfüllen, noch sich körperlich untersuchen lassen müssen.

Niemals genugWo Geschichten leben. Entdecke jetzt