Besonders interessant war das neue Zimmer nicht. Es war tatsächlich winzig und der Schrank war komplett leer.
Die Möbel hatten schon deutliche Benutzungsspuren und als Callista sich ins Bett legte, verzog sie das Gesicht. Es roch zwar nur ganz leicht staubig, doch mehrere Federn drückten ihr in den Rücken und die Matratze war ziemlich dünn. Zuhause war sie etwas ganz anderes gewöhnt. Aber ab jetzt war sie nicht mehr zuhause. Niemals wieder.
Sie betrachtete ihre verarztete Hand, die noch immer unangenehm pochte. Normalerweise wurden Verletzungen immer direkt geheilt durch die erwachsenen Zauberer. Sie hatte noch nie warten müssen, bis eine Verletzung dies von alleine tat und sie hoffte, dass es nicht allzu lange dauerte.
Ab jetzt würde sie das immer müssen. Und das nur, weil sie selbst nicht zaubern konnte. Wieso? Wieso ausgerechnet sie? Draco und sie hatten sich so auf Hogwarts gefreut. Sie hatten darüber fantasiert, was sie eines Tages alles können würden mit einem Zauberstabschwung und wie sie ganz viele Freunde in Slytherin finden würden und Geheimgänge suchen würden und...
Ihr kamen wieder die Tränen. Vor Wut auf ihre Eltern. Und vor Wut auf sich selbst. Wieso war sie zu schwach zum Zaubern? Was hatte sie falsch gemacht? Wieso ausgerechnet sie? Wieso konnte ihr blöder Körper einfach keine Magie produzieren? Jetzt musste sie von zuhause weg, weil sie nicht dorthin passte, in die Muggelwelt, die sie eigentlich gar nicht kannte. Und das war ihre eigene Schuld. Sie wünschte sich so sehr, Draco wäre hier. Aber er war kein Squib. Keine Enttäuschung für die Familie. Er würde all das erleben, was sie sich beide so sehr gewünscht hatten.
Callista fand nicht die Energie, aufzustehen und sich weiter umzuschauen. Sie lag einfach nur auf dem Bett, das Gesicht im Kissen vergraben und wünschte sich, all das sei nur ein Traum, aus dem sie schnell wieder aufwachte, und eigentlich war alles gut. Vielleicht, überlegte sie, würde sie in dem Falle sogar Draco ihren Nachtisch abgeben. Aus Erleichterung, dass sie doch nicht verstoßen worden war.
Doch als von unten laute Stimmen ertönten, war der Traum noch nicht zuende. Weil auch ihr Magen langsam wieder zu knurren begann, wischte Callista sich mit dem Kissenstoff einmal über das Gesicht, um die Tränen wegzubekommen, hoffte, dass sie nicht allzu verheult aussah, und verließ ihr Zimmer wieder.
Eigentlich musste sie auf die Toilette, aber das Haus war ihr zu unbekannt. Sie wusste nicht, ob vielleicht jemand dort war, oder ob jemand hereinkam, während sie dort war und dann Fragen stellte, wer sie denn war.
Also drückte Callista die Beine zusammen und ging nach unten. Im Flur lagen mehrere Schultaschen und ein Junge, der sie kaum beachtete, kam ihr entgegen.
Callista ging weiter ins Esszimmer, wo sie bereits sechs Kinder sitzen sah, die alle einen Teller mit Essen vor sich stehen hatten.
Sarah war nicht da und Callista sah auch sonst keinen Erwachsenen. Die Kinder sahen etwa in ihrem Alter oder etwas jünger aus, hatten sie jedoch noch nicht entdeckt und plapperten fröhlich miteinander.
Callista war sich unsicher, was sie machen sollte. Konnte sie sich einfach dazusetzen? Aber dann würden alle sie anstarren. Und wie sollte sie mit denen reden? Sie kannte die Kinder doch gar nicht und bisher hatte sie sich nur mit Personen in ihrem Alter unterhalten, die ihre Eltern ihr vorgestellt hatten und auch diese Unterhaltungen waren oft beaufsichtigt gewesen.
„Oh, Hallo, komm doch hier hin, um dir Essen zu holen", erklang plötzlich eine Stimme von der Seite und Callista drehte sich überrascht um. Es war tatsächlich noch eine Erwachsene im Raum, die jedoch an der Wand stand, neben der auf einem kleinen Tisch große Töpfe mit wahrscheinlich Essen standen.
Natürlich verstummten jetzt alle Gespräche und die Kinder drehten sich zu Callista um, die sich absichtlich auf die Frau konzentrierte, um durch die Aufmerksamkeit nicht allzu sehr zu zittern.
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Niemals genug
FanfictionCallista Malfoy ist ein Squib. Für ihre Familie ein Desaster. Aus diesem Grund wird sie enterbt und in die Muggelwelt geschickt, ohne jegliche Vorbereitung oder Hilfe. Irgendwie muss sie sich zurechtfinden und zugleich mit dem Verrat durch ihre Fami...